Ein eisiger Tod - Ein Inspector-Rebus-Roman
Bauchspeicheldrüse und Kolon, um vom Rest zu schweigen. Der Mann muss Höllenqualen ausgestanden haben. Ich gehe jede Wette ein, dass die toxikologische Untersuchung starke Schmerzmittel nachweisen wird.«
»Sie meinen, er war zugedröhnt?«
»Sonst hätte er den Schmerz gar nicht aushalten können.«
Rebus runzelte die Stirn. »Das ist mir zu hoch.«
»Noch nie was von Sterbehilfe gehört? In diesem speziellen Fall Sterbe- Selbst hilfe?«
»Schon, aber mit einer abgesägten Schrotflinte?«
»Nun, das fällt nicht in mein Ressort. Ich bin für Auswirkungen, nicht für Ursachen zuständig.«
Rebus beendete das Telefonat und suchte seinen Chief Inspector auf.
Gill Templer hatte inzwischen weitere Veränderungen in Lauderdales Büro vorgenommen und ein paar gerahmte Fotos von Nichten und Neffen an die Wand gehängt sowie eine wuchernde Yucca hingestellt. Ein paar Glückwunschkarten zu ihrer Beförderung waren ebenfalls zu sehen.
»Wie ich höre, hast du dir diesen Selbstmord von gestern Abend angesehen«, sagte sie und forderte ihn mit einer Handbewegung auf, sich zu setzen.
Er nickte zerstreut. »Mit der Sache stimmt irgendwas nicht.«
»Ach?«
Also zählte er auf, was er wusste. Während sie zuhörte, stützte Gill Templer das Kinn in beide Hände - eine Geste, die Rebus von früher her vertraut war. Auch das Parfüm, das sie trug, erkannte er wieder.
»Hmm«, sagte sie, als er geendet hatte, »eine Menge Fragen. Aber gehen die uns etwas an?«
Er zuckte die Schultern. »Um ehrlich zu sein, ich bin mir nicht sicher. Gib mir ein, zwei Tage, vielleicht finde ich die Antwort.«
»Diese zwei Jungs auf der Brücke«, sagte sie. »Ein weiterer Selbstmord, eine weitere Verbindung zum City Council.«
»Ich weiß. Könnte reiner Zufall sein.«
»Ich wüsste nicht, was sonst. Okay, nimm dir ein, zwei Tage und sieh, was du herausfinden kannst. Aber erstatte mir regelmäßig Bericht - mindestens ein paarmal am Tag.«
Rebus stand auf. »Das ist gut«, sagte er. »Du kriegst es schon hin, wie ein echter Chief Inspector zu klingen.«
»John«, sagte sie in warnendem Ton, »vergiss nicht, was ich gesagt habe.«
»Ja, Ma’am. Haben Sie sonst noch Befehle?«
Gill Templer schüttelte den Kopf. Sie hatte sich schon irgendwelchen Akten zugewandt.
Rebus verließ ihr Büro - es war jetzt ihres, gar keine Frage - und lief geradewegs Siobhan Clarke in die Arme.
»Was Neues über Paul Duggan?«
»Er kommt heute Nachmittag auf einen zweiten Plausch vorbei.«
»Gut«, sagte Rebus. »Brauchen Sie mich dabei?«
Sie schüttelte den Kopf. »Brian und ich haben unsere Jekyll-und-Hyde-Nummer perfektioniert.«
»Wer von beiden gibt den Hyde?«
Sie ging nicht darauf ein. »Und was steht bei Ihnen heute auf dem Programm?«
Das war eine gute Frage. Rebus hatte dafür eine Antwort parat. »Gespensterjagd«, sagte er und setzte sich an seinen Schreibtisch.
Er rief Tresa McAnally an. Sie hatte die Kleidung ihres Mannes erkannt und war auch imstande gewesen, den
Körper zu identifizieren, dessen Kopf allerdings zuvor diskret abgedeckt worden war. Jetzt blieb für sie nichts weiter zu tun, als die Formalitäten für die Beerdigung zu erledigen.
»Tut mir Leid, Sie schon wieder zu belästigen«, begann Rebus, nachdem er seinen Namen genannt hatte.
»Was wollen Sie?«
»Ich habe mich nur gefragt, wie Sie klarkommen.«
»Ach ja?« Das hätte er sich denken können, dass sie auf solchen Schmus nicht reinfallen würde.
»Wussten Sie, dass Ihr Mann krank war, Mrs. McAnally?«
»Hatte er mir erzählt.«
»Auch, dass er schwer krank war?«
»Nein, eigentlich nicht.«
»Und, was hat er Ihnen gesagt, was er hätte?«
»Wo soll ich anfangen? Bluthochdruck, Nierensteine, Magengeschwüre, Herzgeräusche, Emphyseme... Sie müssen wissen, Wee Shug war ein kleiner Hypochonder.«
»Aber er war krank; er nahm Medikamente.«
»Sie wissen doch selbst, wie die Ärzte sind, drücken einem ein Placebo in die Hand und tschüs. Ich hab die ganzen Artikel gelesen, ich weiß, was da abläuft.« Sie hielt kurz inne. »Wenn’s nicht gefühllos klingt - was hat’s eigentlich für einen Sinn, jetzt noch nach seiner Gesundheit zu fragen?«
»Ich habe Grund zu der Annahme, dass Ihr Mann schwer krank war. Todkrank, Mrs. McAnally.«
»Ich hätt’s mir denken können«, sagte sie nach einer Pause mit leiserer Stimme. »Er war anders, als er diesmal rauskam, irgendwie stiller. War’s Krebs?«
»Ja.«
»Hat Selbstgedrehte geraucht. Ich hab ihm
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