Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ein eisiger Tod - Ein Inspector-Rebus-Roman

Titel: Ein eisiger Tod - Ein Inspector-Rebus-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin Giovanni Bandini Ditte Bandini
Vom Netzwerk:
Wahrheit entspricht.«
    »Auf Ehr’ und Gewissen, Sir.«
    »Sie sind einen Schritt von einer offiziellen Abmahnung entfernt, zwei Schritte von der Suspendierung.«
    Und drei Schritte vom Paradies, dachte Rebus. Er sagte dem Farmer, er habe verstanden.
    Im Detectives-Büro sah er nach, ob Nachrichten für ihn hinterlassen worden waren. Ein halbes Dutzend davon klebten am Bildschirm seines neuen PanoTech-Computers. Ringsum ertönte das weiche Geklapper der Tastaturen. Er starrte sein Terminal an, als sei es ein ungebetener Gast. Sein Spiegelbild starrte zurück.

    Drei Nachrichten waren von Rory McAllister, vom Scottish Office. Rebus nahm den Hörer ab.
    »McAllister.«
    »Mr. McAllister, hier ist John Rebus.«
    »Inspector, danke, dass Sie zurückrufen.« McAllister klang erleichtert, aber auch nervös.
    »Was gibt’s?«
    »Können wir uns sehen?«
    »Sicher, aber vielleicht sagen Sie mir -«
    »Friedhof Calton, dreizehn Uhr.« Dann war die Leitung tot.
     
    Tagsüber war der Friedhof Calton nahezu ausgestorben. Im Sommer sah man manchmal Touristen auf der Suche nach David Humes Grab. Die Gebildeteren oder Neugierigeren unter ihnen mochten sich vielleicht nach der letzten Ruhestätte des Verlegers Constable und des Malers David Allen umsehen. Es gab auch noch ein Denkmal Abraham Lincolns, falls es nicht von Vandalen mit dem Vorschlaghammer demoliert worden war.
    Um ein Uhr Mittag eines frostigen Wintertages interessierte sich allerdings niemand für Grabsteine. Das jedenfalls war Rebus’ erster Eindruck, als er den Friedhof betrat. Dann aber bemerkte er, dass ein Gentleman, auf einen zusammengerollten schwarzen Regenschirm gestützt, die Gräber abschritt. Die ihm noch verbliebenen Haare, eine Mischung aus Schwarz und Silber, hatte er aus der Stirn gekämmt. Sein Gesicht und seine Ohren leuchteten rot - vielleicht von der Kälte -, und er trug einen in der Taille gegürteten schwarzen Wollmantel.
    Er entdeckte Rebus und winkte ihn zu sich heran. Rebus stieg die steinernen Stufen zu ihm hinauf.
    »Ich bin seit Jahren nicht mehr hier gewesen«, sagte der Mann. Seine Stimme verriet Spuren eines - mittlerweile
stark verwässerten - schottischen Akzents. »Ich vermute, Sie sind Rebus?«
    Rebus musterte den Mann. »Stimmt.«
    »McAllister kommt nicht. Ich bin ein Kollege von ihm.«
    Aus der Nähe betrachtet, erwies sich das Gesicht des Mannes als pockennarbig, ein Augenlid hing leicht herab. Seine freie Hand nestelte an dem Kaschmirschal herum, der im Halsausschnitt seines Mantels steckte.
    »Und wie heißen Sie?«, fragte Rebus. Die Unverblümtheit der Frage schien den Mann zugleich zu verwundern und zu amüsieren.
    »Ich heiße Hunter.« Etwas an der Art, wie er es sagte, und seine ganze Haltung verrieten Rebus, dass er nicht so sehr McAllisters Kollege als vielmehr dessen Vorgesetzter war.
    »Nun, Mr. Hunter, was kann ich für Sie tun?«
    »Ich interessiere mich für Ihre Ermittlungen, Inspector.«
    »Welche meinen Sie speziell, Sir?«
    »Sie haben McAllister bestimmte Fragen gestellt.« Ein Bus donnerte vorüber, und Hunter hob die Stimme. »Die Tendenz dieser Fragen macht mich neugierig.«
    »Warum?«
    »Warum? Weil das Scottish Office gern Bescheid weiß.«
    »Worüber genau?«
    Jetzt, wo der Bus vorbeigefahren war, senkte Hunter wieder die Stimme. »Ich will mich kurz fassen. Ich würde es vorziehen, Inspector, wenn Sie von der Fortsetzung Ihrer gegenwärtigen Ermittlungen absehen würden. Ich halte sie nicht für opportun.«
    »Sie würden es vorziehen? «
    »Es könnte zu Interessenkonflikten kommen.« Hunter hob seinen Regenschirm, bis der Nussholzgriff sein Kinn berührte. »Natürlich bin ich Regierungsbeamter, und Sie sind Polizist: Ich will mich also gewiss nicht in Ihre dienstlichen Obliegenheiten einmischen.«

    »Äußerst liebenswürdig von Ihnen.«
    »Andererseits sind wir beide Diener des Staates, nicht?« Hunter führte mit seinem Schirm einen schwungvollen Schlag gegen einige trockene Blätter. »Zu diesem Zeitpunkt, Inspector, kann ich Ihnen lediglich so viel sagen, dass Ihre Erkundigungen mit Ermittlungen kollidieren könnten, die wir seit längerem anstellen.«
    »Ich hatte nicht gewusst, dass es zum Aufgabenbereich des Scottish Office gehört, Ermittlungen anzustellen, Mr. Hunter. Es sei denn, natürlich, Sie sprechen von einer internen Untersuchung.«
    »Sie sind ein kluger Mann, Inspector, und ich appelliere an Ihren Verstand.«
    »Um ehrlich zu sein, Sir, fühlt sich mein Verstand durch Sie

Weitere Kostenlose Bücher