Ein eisiger Tod - Ein Inspector-Rebus-Roman
Morgenkaffee.«
»Es heißt doch gar nicht mehr North British, oder?«
»Sie müssen noch viel über Schottland lernen, Mr. Haldayne. Halb elf?«
»Passt mir gut, Inspector. Ich freue mich darauf, Ihre Bekanntschaft zu machen.«
Als Nächstes rief Rebus in St. Leonard’s an. Er verlangte nach Siobhan Clarke. »Wie geht’s, wie steht’s?«
»Ms. Templer hat mich heute Morgen zu sich ins Büro zitiert und wollte wissen, ob ich von Ihnen was gehört hätte. Sie hat einen Haufen Fragen gestellt.«
»Soll sie doch. Soweit Sie wissen, bin ich in Lanzarote.«
»In Ordnung.«
»Hören Sie, Haldaynes Strafzettel, wo genau hatte er sie bekommen?«
»Ich glaube, ich hab mir das irgendwo notiert.« Er hörte sie in ihrem Notizbuch blättern.
»Wie läuft die Branduntersuchung?«
»Ein Blindgänger. Wird als höhere Gewalt zu den Akten gelegt. Im Papierkorb hat man weder ein Streichholz noch eine Zigarette gefunden.«
»Natürlich nicht, Flower hat ja aufgeräumt, bevor er den Brand gemeldet hat.«
»Da hab ich’s: Princes Street, James Craig Walk und Royal Circus. Das ist alles, was ich habe, und alles ohne Datum. Die letzten zwei sind Mehrfachnennungen.«
Rebus dankte ihr und legte auf. Er nahm sich seinen Stadtplan vor und schlug den James Craig Walk nach. Er war ganz in der Nähe des New St. Andrew’s House. Dann hatte Haldayne also tatsächlich etwas mit dem Scottish Office zu tun. Princes Street konnte einfach bedeuten, dass er Einkäufe gemacht hatte. Für wen oder was der Royal Circus stehen mochte, war Rebus nicht ganz klar. Er erinnerte sich an die Akten des Councillor: SDA/SE; AC Haldayne; Gyle Park West; Mensung.
Über Mensung wusste er immer noch nichts. Er hoffte, Haldayne würde ihm da weiterhelfen können.
Rebus saß im Foyer des Balmoral Forte Grand Hotel - ehemals North British - und erklärte einem Kellner, er warte auf einen Gast, wolle aber trotzdem schon bestellen: Kaffee für zwei - koffeinfrei - und Kuchenteilchen oder Kekse oder was in der Art.
»Früchtebrötchen, Sir?«
»Von mir aus, ja.«
»Danke, Sir.«
Rebus war froh, dass er einen seiner besseren Anzüge anhatte. Beim Hotel hatten sie gute Arbeit geleistet. Das letzte Mal, dass er hier am Morgen einen Kaffee getrunken hatte, war mit Gill Templer gewesen, damals, als sie noch »ein Paar« gewesen waren. Der ganze Laden hatte damals heruntergekommen und leicht zwielichtig gewirkt.
Rebus erkannte den Amerikaner sofort, als er hereinkam. Er war groß und außerordentlich gepflegt und trug einen cremefarbenen Burberry-Regenmantel. Haldayne hatte feine blonde Haare, die so schütter waren, dass man die rosa Kopfhaut darunter sehen konnte. Er musste um
die vierzig sein und trug eine runde Brille aus Schildpatt. Sein Gesicht war schmal, und seine gewölbte Stirn glänzte.
»Inspector Rebus?« Er gab Rebus die Hand. Rebus lud ihn mit einer Geste ein, Platz zu nehmen.
»Kalt genug für Sie hier bei uns?«, fragte Rebus.
»Ich bin in Illinois aufgewachsen.« Haldayne hatte seinen Mantel ausgezogen. »Wir haben da Winter, die Sie nicht für möglich halten würden.« Er fröstelte bei der Erinnerung und schmunzelte wieder; das wurde allmählich zu einer lästigen Angewohnheit.
Auch Rebus hatte eine lästige Angewohnheit: Er stocherte ständig mit der Zungenspitze im Loch seines Zahns herum. Langsam gewann er dieses kleine Bohrloch lieb.
»Kennen Sie einen Dr. Keene?«, fragte er den Amerikaner.
Haldayne verzog skeptisch den Mund. »Könnten Sie mir ein wenig Kontext liefern?«
»Er ist Zahnarzt und ebenfalls eines von Derry Charters’ Opfern.«
Haldayne lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Hat mir fünf große Scheine abgenommen. Das schmerzt noch immer; ich bin Diplomat, kein Millionär.«
»Was tun Sie beim Konsulat?«
»Mein Ressort sind Wirtschaftsbeziehungen. In manchen Ländern wäre das ein zweigleisiger Prozess, aber es gibt nicht allzu viele schottische Unternehmen, die sich mit dem Gedanken tragen würden, Produktionsanlagen in den Staaten zu bauen, also betreue ich im Großen und Ganzen nur amerikanische Firmen, die sich hier ansiedeln möchten. Es ist nicht mehr so viel los wie früher.« Er sah nach links und rechts. »Die Bedienung ist nicht die schnellste.«
»Ich habe schon bestellt. Hoffentlich ist es Ihnen recht.« Haldayne zuckte die Achseln. »Wie haben Sie Derry Charters kennen gelernt?«
»Jemand hat uns auf einer Party bekannt gemacht. Wer das war, kann ich mich im Moment nicht erinnern
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