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Ein eisiger Tod - Ein Inspector-Rebus-Roman

Titel: Ein eisiger Tod - Ein Inspector-Rebus-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin Giovanni Bandini Ditte Bandini
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spräche, dass die Firma jemals existiert hat.«
    Rebus kaute an seinem letzten Stück Fleischpastete. »Allmählich habe ich da selbst meine Zweifel. Apropos, wo ist Siobhan?«
    »Im Fitnessstudio.«
    »Was ist denn das?«
    Brian Holmes quittierte das mit einem Lächeln. Im letzten Jahr hatte er zugenommen und lief jetzt mit einem doppelten Rettungsring und Hängebackenansatz herum. Brachte der Job so mit sich, meinten manche.
    »Ich dachte, Sie trainierten ein paarmal die Woche während der Mittagspause«, sagte er.
    »Schon seit Ewigkeiten nicht mehr.«
    Aber Rebus ging an dem Nachmittag schwimmen und schaffte zwanzig Bahnen, wonach er sich ein Weilchen in seiner Umkleidekabine ausruhen musste. Das war das Problem mit dem Sport: Er machte nicht den geringsten Spaß. Keiner der durchtrainierten und aktiven Leute, die er in seiner Umgebung sah, wirkten auch nur um ein Jota glücklicher als der Rest der Menschheit. Was hatte es für einen Sinn, sein Leben durch Sport zu verlängern, wenn man dadurch nicht mehr Spaß hatte als jeder arme Schlaffsack auch? Er machte die Schwimmerei dadurch wieder gut, dass er früher als gewöhnlich in den Ox ging und auf Salty Dougary wartete, da er sich ein wenig mit ihm unterhalten wollte. Aber Dougary tauchte nicht auf, und so beschloss Rebus, gegen die Regeln zu verstoßen.
    Er würde Dougary zu Hause besuchen.
    Dougary war geschieden und wohnte zur Miete im Dachgeschoss eines ansehnlichen Hauses, einen Katzensprung vom Fußballstadion Murrayfield entfernt. Als er die Tür öffnete, hätte er nicht überraschter aussehen können,
wenn Rebus, statt vor ihm zu stehen, auf seiner Exfrau gelegen und sie dort auf der Fußmatte begattet hätte.
    »Was tun Sie denn hier?«
    »Ich muss mit Ihnen reden, Salty.«
    »Heute Abend war mir nicht nach Kneipe zumute. Unser Chef treibt uns wie Sklaven an: ein großer Auftrag, die Deadline rückt immer näher, und Mathieson brüllt das Telefon aus der Wand.«
    »Mathieson?«
    »Oberhäuptling bei PanoTech. Sie müssten mal sehen, wie unser Chef -«
    »Salty? Ich möchte nicht taktlos sein, aber es ist arschkalt hier draußen.«
    Dougary trat beiseite und ließ Rebus eintreten. »Aber ich warne Sie«, sagte er, »die Wohnung ist ein Saustall.«
    Mit Sicherheit, dachte Rebus, war sie keine Reklame für das goldene Junggesellendasein.
    »Sind Ihnen die Müllsäcke ausgegangen?«
    »Irgendwie komm ich nie dazu, hier aufzuräumen. Ein Bier?«
    »Danke.« Rebus räumte Pizzaschachteln, Chipsbeutel und ein paar leere Dosen vom Sofa und setzte sich. Salty kam mit ein paar vollen Dosen zurück und reichte Rebus eine.
    »Also, wo brennt’s?«
    Rebus schlürfte den Schaum von der Dosenöffnung. »Sie sagten, Mensung habe seine Geschäftsräume am oberen Ende des Leith Walk gehabt.« Dougary nickte. »Tja, ich war heute Morgen da, und niemand hat je was von dem Verein gehört.«
    »Und?«
    »Sind Sie sicher, dass die Adresse stimmt?«
    »So stand sie jedenfalls auf dem Briefkopf von Mensung.«
    »Sind Sie sicher, dass nicht ein Brief von denen hier noch
irgendwo rumliegt?« Rebus sah sich im Zimmer um. Die feine Anspielung war einleuchtend: Dougary schien absolut alles aufzubewahren.
    »Als Fiona und ich uns trennten, ist alles auf dem Müll gelandet. Ich meine buchstäblich alles. Briefe, Fotos, sogar meine Geburtsurkunde ist seitdem verschwunden. Sehen Sie, John, ich bin nie bei Mensung gewesen, dort an dieser Adresse. Die Kurse, an denen ich teilgenommen habe, wurden in Räumen auf der Corstorphine Road abgehalten.«
    »Wissen Sie die Hausnummer noch?«
    Dougary nickte. »Eins-sechs-fünf Corstorphine Road. Das ist nämlich der Tag, an dem Fiona und ich geheiratet haben: der sechzehnte Fünfte.« Sein Gesicht nahm einen wehmütigen Ausdruck an. »Zwei Chips, aneinander gelötet auf der Hauptplatine des Lebens.«
    Rebus versuchte, sich zu erinnern, wann er und Rhona geheiratet hatten. Es musste so irgendwann im Juni oder Juli gewesen sein. Das war aber auch alles, was er noch wusste.
     
    Am nächsten Morgen fuhr Rebus als Allererstes die Corstorphine Road nach der Hausnummer 165 ab. Er wusste nicht genau, was eine Schnitzeljagd war, aber allmählich kam er sich wie auf einer vor. Der Amerikaner, Haldayne, hatte von »Papierfirmen« gesprochen, und Rebus hatte das Gefühl, dass er einer solchen nachjagte: einem Gebilde, das nicht mehr Substanz besaß als die Summe der Buchstaben in seinem Briefkopf. Seine Fahrt in die Corstorphine Road schien seinen

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