Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ein eisiger Tod - Ein Inspector-Rebus-Roman

Titel: Ein eisiger Tod - Ein Inspector-Rebus-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin Giovanni Bandini Ditte Bandini
Vom Netzwerk:
bei Simpson und seinen Partnern an und öffnete dann die Tür.
    Er befand sich in einem Flur, der sich von demjenigen seiner eigenen Wohnung kaum unterschied. Türen führten in verschiedene Zimmer, und auf eine davon deutete ein Pfeil mit der Aufschrift »Anmeldung«. Diese Tür stand schon offen, also trat Rebus ein. Hinter einem Schreibtisch und einer Schreibmaschine saß ein älterer Mann und telefonierte. Rebus wunderte sich nicht allzu sehr, eine männliche Sekretärin vorzufinden, aber ein so angejahrtes Exemplar war ihm bislang noch nicht untergekommen. Papierkram häufte sich auf Schreibtisch, Stühlen und Teppich.
    Der Mann schien von Rebus’ Eintreten überrumpelt worden zu sein und knallte den Hörer auf die Gabel.
    »Entschuldigen Sie die Störung«, sagte Rebus.
    »Kein Problem, kein Problem.« Der Mann sammelte demonstrativ ein paar Blätter ein. »Was kann ich für Sie tun, Sir?«
    Der Mann erinnerte Rebus an Charles Laughton. Er war
rundlich, und seine sorgenvollen Augen verschwanden fast in dem aufgedunsenen Gesicht mit seiner fleckigen, speckig glänzenden Haut. Er trug einen Anzug, der vierzig Jahre zuvor modisch gewesen sein mochte, komplett mit Weste und Uhrkette. Rebus schoss der Gedanke durch den Kopf, dass er als Sir Iain Hunters etwas heruntergekommener älterer Bruder hätte durchgehen können.
    Rebus zeigte ihm seinen Dienstausweis. »Inspector Rebus, Sir. Ich interessiere mich für eine Firma, die früher hier ihren Sitz hatte.«
    »Hier?«
    »In diesem Haus. Vor ungefähr acht Jahren - waren Sie da schon hier?«
    »Gewiss.«
    »Die Firma hieß Mensung.«
    »Kurioser Name.« Der Mann wiederholte ihn ein paarmal lautlos. »Nein«, sagte er, »ich kann nicht behaupten, ihn jemals gehört zu haben.«
    »Sicher?«
    »Absolut sicher.«
    »Könnte ich vielleicht kurz mit Ihrem Arbeitgeber sprechen?«
    Der Mann lächelte. »Ich bin mein Arbeitgeber. Joe Simpson zu Ihren Diensten.«
    »Tut mir Leid, Mr. Simpson.«
    »Sie dachten, ich sei der Sekretär?« Simpson schien sich zu amüsieren. »Na ja, das bin ich wohl. Meine letzte Sekretärin hat es hier nur zwei Tage lang ausgehalten. Hoffnungslos, die Mädchen, die die Agentur vorbeischickt. Die kennen nichts als Dienst nach Vorschrift, da braucht man sich keine Hoffnungen zu machen, dass sie auch nur eine Minute länger als fünf bleiben.« Er schüttelte den Kopf.
    »Sie wissen nicht zufällig, wer vor acht Jahren Ihre Sekretärin war, Mr. Simpson?«

    Joe Simpson wedelte mit dem Finger. »Sie glauben, sie könnte sich möglicherweise besser erinnern als ich, aber da täuschen Sie sich. Außerdem habe ich keine Ahnung. Es haben schon so viele an diesem Schreibtisch gesessen....« Er schüttelte wieder den Kopf.
    »Also gut, Mr. Simpson, welche Firmen gab es vor acht Jahren in diesem Haus?«
    »Na ja, einmal natürlich meine, und dann Capital Yarns.«
    »Die Strickwaren von nebenan?«
    »Die Frau, der Capital Yarns gehörte, ist 1989 von hier weg. Die Räume blieben fast ein Jahr lang unvermietet, dann zog da ein Computerladen ein - der hat sich ganze drei Monate gehalten. Dann waren die Räume leer, bis Mrs. Burnett kam. Sie ist Combined Knitwear.«
    »Und oben?«
    »Ach, früher waren das Büros. Jetzt sind es lediglich Speicher, schon seit zehn Jahren und mehr.«
    Rebus war in einer Sackgasse angelangt, nicht anders, als wenn er im Stockwerk darüber vor den abgeschlossenen Türen stehen geblieben wäre. Er versuchte es noch einmal mit dem Namen Mensung, buchstabierte ihn Simpson, schrieb ihn auf, aber der alte Mann schüttelte nur immer wieder den Kopf und sagte entschieden und überzeugt »nein«. Also bedankte sich Rebus und ging wieder hinaus auf den Treppenabsatz, wo er sich an das Geländer lehnte. Solche Ein-Mann-Firmen gab es in Edinburgh massenhaft. Klein, kurzlebig und anonym, wie sie waren, erschien es Rebus wie ein Wunder, dass sie überhaupt über die Runden kamen. Ihm fiel ein, dass er nicht einmal wusste, was J. Joseph Simpson und Partner taten. Aber er hätte jede Wette eingehen können, dass es gar keine Partner gab, vielleicht sogar nie welche gegeben hatte.
    Er wollte gerade gehen, als die Tür von Combined Knitwear aufging und zwei Frauen herauskamen. Sie warfen
ihm einen kurzen Blick zu, bevor sie weiterredeten. Eine der beiden hatte einen Mantel an und zwei prall gefüllte Plastiktüten in der Hand, die allerdings nicht schwer zu sein schienen. Wolle, vermutete Rebus. Die andere Frau trug einen rot und schwarz karierten

Weitere Kostenlose Bücher