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Ein Ende des Wartens

Ein Ende des Wartens

Titel: Ein Ende des Wartens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Knieps
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ihrer Freundin die Aussage abkaufte.
Sie wolle wirklich nicht, dass Tammy ihr einen neuen Typen anschleppe, untermauerte Annika ihre Aussage dennoch ein weiteres Mal und erntete eine genervten Blick, der ausdrücken sollte, dass Tammy ihre Freundin verstanden habe.
Ohne auf die Diskussion weiter einzugehen, ignorierte Tammy den Wunsch ihrer Freundin, rutschte vom Stuhl, nahm ihren Cocktails und verschwand an die Bar, wo zwei junge Männer vor ihrem Bier saßen und sich angeregt unterhielten. Tammy versuchte mit den beiden ins Gespräch zu kommen, musste sich aber eine Abfuhr abholen. Auch die anschließende Unterhaltung mit Annika, die sich schon vom Stuhl erhoben hatte, um das Bistro demonstrativ zu verlassen, konnte Tammy nur mit Mühe und Not meistern und schwor erneut, dass sie unabgesprochen keinen weitere Versuch unternehmen würde.
Auch wenn Tammy probierte, sich krampfhaft an ihren Schwur zu halten, merkte Annika doch bald, dass ihre Freundin nicht ausgegangen war, um ihr einen Tapetenwechsel, sondern vor allem einen neuen Freund zu verschaffen. Wie aber konnte sie Marco so schnell aus ihrem Leben drängen wollen? Stand für Tammy denn schon fest, dass Annika und Marco getrennte Wege gehen würden? Sollte es für Annika genauso klar sein – nur, dass sie es noch nicht sehen konnte?
Das Herumsitzen im Bistro war eine Sackgasse für den Abend, und Annika wollte Tammy schon dafür danken, dass sie es versucht hatte, doch dann drehte sich ihre Freundin zu ihr um, sah sie mit großen Augen an und meinte, dass es wohl keinen Sinn machen würde, heute auf Männerjagd zu gehen. Überrascht ließ Annika von ihrem Plan ab und hörte sich an, warum Tammy glaubte, dass es wohl nichts mehr gebe. Ihre Ausstrahlung wäre nicht positiv genug, meinte sie, und Annika fragte sich, ob sie damit ihre eigene meinte oder die ihrer Freundin. Aber Tammy meinte ihre eigene, und blies fortan Trübsal. So heftig, dass selbst Annika mit ihren schweren Gedanken darauf aufmerksam wurde und für sich beschloss, dass jetzt etwas unternommen werden musste. Sie versuchte, Tammy zu einem Gespräch zu bewegen, irgendwie schien ihrer Freundin aber die Begegnung mit Toby mehr Schwierigkeiten eingebracht zu haben, als sie zunächst angenommen hatte.
Sie sei immer noch in ihn verliebt, riet Annika, obwohl Tammy das rigoros abstritt. Aber in der Art, wie Tammy diese Vermutung abstritt, ahnte Annika, dass es nicht so eindeutig war. Immerhin hatte Tammy Toby nur deswegen den Laufpass gegeben, weil sie weder mit seinen Kumpels noch mit Tobys Art klar kam, wenn er zusammen mit seinen Kumpels unterwegs war. Deswegen hatte sie auch so viel Angst in der S-Bahn gehabt, dass sie einfach nur froh gewesen war, als er ohne eine Aktion abzog und die beiden in Ruhe ließ.
Aber jetzt war die Unruhe wieder da, denn es war für Tammy wie auch für Annika klar, dass sich Toby diesen Abgang nicht gefallen lassen würde. Sie sprachen darüber, was er sich ausdenken könnte, und wann sie es für möglich hielten.
Sollten sie nicht einfach verschwinden?
Mit einem Mal stand dieser unüberlegt dahergesagte Vorschlag von Tammy im Raum, der eine Weile unbeantwortet wirken konnte, ehe Annika etwas erwiderte.
Was sie denn damit meine: zu verschwinden, fragte sie, und Tammy sagte lapidar, dass sie einfach abhauen sollten, sie beide, einfach weg.
Einfach weg ginge nicht, widersprach Annika, denn sie beiden hätten einen Job und müssten dafür sorgen, dass das auch so bleibe. Sie könne nicht einfach am Montag auf der Arbeit anrufen und sagen, dass sie jetzt Urlaub machen würde.
Das sei auch gar nicht notwendig, spann Tammy weiter. Es wäre wahrscheinlich ausreichend, wenn sie einfach übers Wochenende abhauen würden.
Und wohin, wollte Annika wissen und sah Tammy mit einem gemischten Gefühl aus Unsicherheit und Verwirrung an.
Das wäre egal – Hauptsache weg aus dieser Stadt und fort von den Problemen. Fort von Toby und Marco, von der Arbeit, von dieser Stadt – einfach etwas anderes sehen, hören, spüren, riechen. Weg! Vor allem: weg!
Na gut, aber wohin? Annika war von Tammys Aussage immer noch überrumpelt und unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen, dass sie sich nicht vorstellen konnte, was ihre Freundin damit ausdrücken wollte.
Wir wollten doch immer mal einen Urlaub am Meer machen, drang es aus Tammy hervor, und sie erntete damit einen ungläubigen Blick.
Ans Meer willst du fahren? An welches Meer?
Was ist das nächste Meer? Die Nordsee in Holland

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