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Ein Ende des Wartens

Ein Ende des Wartens

Titel: Ein Ende des Wartens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Knieps
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auf sie, aber das konnte sie regeln – wenn sie ihr nur gut zusprach. Tammys Ärger würde bald verraucht sein. Dafür kannte Annika ihre Freundin viel zu gut. Aber auf der anderen Seite hatte sie auch nichts zu verlieren, und selbst wenn es kein schöner Ausflug werden würde – was waren schon zwei Tage im Gegensatz zu dem einen Jahr in Afrika, das Marco und ihr eine logistische Meisterleistung abverlangt hatte, ohne dass sie überhaupt wusste, wie viel er noch ohne ihr Wissen regeln musste.
Tief durchatmend gab sich Annika einen Ruck, rollte vom Bett herunter, stand auf und machte sich daran, den Koffer für den Ausflug zu packen. Schnell wurde ihr klar, dass ein Koffer für diese kurze Reise viel zu viel Stauraum war, und so entschied sie sich für eine Reisetasche, die um die Hälfte kleiner war. Schnell hatte sie die wichtigsten Kleidungsstücke zusammen, packte ihre Make-up- und Toilettentasche zusammen, suchte sich ein Buch, das schon länger im Regal stand und Flip-Flops zusammen, steckte alles in die Tasche, und überlegte, was sie noch alles mitnehmen müsste. Etwas zu trinken, ihren Reisepass und Impfpass – wofür auch immer –, und als sie so durch die Wohnung streifte, nahm sie eine Wolldecke und ein Kissen mit an die Türe, wo sie ihre Sachen zusammentrug. Denn sollte es dazu kommen, dass sie im Benz übernachten mussten, würde alles, das ein wenig wärmte, eine Wohltat sein.
    Da sie das Gefühl hatte, irgendetwas vergessen zu haben, suchte sie weiter die Wohnung ab, fand noch ein paar Zeitschriften für unterwegs, packte die Digitalkamera ein, trug vorsichtshalber Müllbeutel und Desinfektionsmittel zusammen und fragte sich, ob sie Hausschuhe brauchen würde, entschied sich aber dagegen. Sie hatte genug dabei, war sie sich nun endlich sicher, doch als sie die Schubladen ihres Nachtischens öffnete und die angebrochene Schachtel Kondome sah, überkam sie mit einem Mal ein merkwürdiges Gefühl. Es war schon eine ganze Weile her, dass Marco und sie miteinander geschlafen hatten – auch schon vor der Eröffnung seiner Pläne waren Wochen ohne Sex vergangen, und nun fragte sie sich, ob sie wirklich soweit war, dass ihr die Beziehung zu Marco egal wurde. Denn warum sonst sollte sie nicht gleich die Schublade wieder schließen, sondern dachte darüber nach, ob sie die Kondome sogar mitnahm?
Eine geraume Weile stand Annika regungslos vor der offenen Schublade, dachte nach und wiederum auch nicht. Um endlich Bewegung in die Entscheidung zu bringen, ergriff sie die offene Packung, nahm erst eins, dann zwei, dann drei Kondome heraus und verstaute diese im Toilettenbeutel in ihrer Reisetasche. Indem sie noch eine Jacke über die Tasche legte, befand Annika, dass ihr Packen damit ein Ende hatte. Sie warf einen letzten Blick durch das Schlafzimmer und trat dort vor den Kleiderschrankspiegel, um die Frage zu klären, ob sie in dieser Aufmachung zum Meer fahren wollte. In diesem Augenblick fiel ihr ein, dass sie bisher gar keine Sachen fürs mögliche Baden im Meer eingepackt hatte, was sie schleunigst nachholte. Gleich darauf stand sie erneut vor dem Spiegel, fand sich für den Ausflug und der damit verbundenen, längeren Autofahrt nicht overdressed, kontrollierte ihre Schminke und befand ein weiteres Mal, dass sie sich mit dem flotten Pferdeschwanz sehr gut gefiel.
Annika schaute auf die Uhr. Es war kurz nach neun, und sie hatten sich erst für elf Uhr bei Tammy verabredet. Das war Annikas Vorschlag gewesen, die sich niemals hätte träumen lassen, dass sie innerhalb von weniger als dreißig Minuten startklar sein konnte. Da die beiden Wohnorte nur eine knappe Viertelstunde auseinander lagen und nicht damit zu rechnen war, dass es um diese Uhrzeit große Staus in der Stadt gab, überlegte Annika, ob sie einfach früher zu Tammy fahren sollte oder ob sie noch etwas zu erledigen hatte.
Ein letztes Mal in sich gehend überlegte sie, ob sie was vergessen hatte, als ihr plötzlich eine Idee kam, vor der sie zunächst erschrak, ehe sie ihr mit jedem Moment immer mehr gefiel. Sie suchte im Flur nach einem Kugelschreiber und einem Notizblock und setzte sich mit beiden Sachen an den Küchentisch. Bevor sie zu schreiben begann, goss sie sich den Rest des Orangensafts ein, den sie noch im Kühlschrank gefunden hatte, und trank das Glas in einem Zug leer. Nun war sie bereit. Mit einer neuen Selbstsicherheit setzte sie sich zurück auf den Stuhl, nahm den Kugelschreiber in die Hand und schrieb einen Brief an Marco,

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