Ein endloser Albtraum (German Edition)
uns hinweg, sehr tief über uns hinweg. Dann kam noch eine, dann noch eine, bis insgesamt sechs Gruppen über den Himmel ober mir gestürmt waren. Ihr Lärm, ihre Geschwindigkeit, ihre Dunkelheit ängstigten mich. Ich merkte, dass ich mich duckte, als hätte man mich geschlagen. Ich stand auf. Anscheinend waren sie fort. Der Lärm verklang schnell, bis ich ihn nicht mehr hören konnte. Aber etwas blieb. Die Luft wirkte nicht mehr so klar, so rein. Es war eine neue Atmosphäre. Die Süße war fort, die süße, brennende Kälte war durch eine neue Feuchtigkeit ersetzt worden. Ich konnte den Treibstoff riechen. Wir hatten geglaubt, dass wir unter den ersten Menschen waren, die in dieses Becken eindrangen, aber die Menschen waren überall in alles eingedrungen. Sie mussten einen Ort nicht betreten, um in ihn einzudringen. Nicht einmal die Hölle war vor ihnen sicher.
Ich kehrte zu meinem Schlafsack zurück und Fi sagte schlaftrunken: »Was war das für ein Lärm?« Obwohl ich es kaum glauben konnte, war sie anscheinend die Einzige, die wach war.
»Flugzeuge«, antwortete ich.
»Mmmm, das dachte ich mir«, sagte sie. »Wahrscheinlich sind sie vom Gedenktag zurückgekehrt.«
›Natürlich‹, dachte ich. ›Das ist es.‹
Ich trieb in eine Art von Schlaf, der unruhig und voller wilder Träume war. Mir war noch nicht bewusst, dass Dutzende Flugzeuge, die nachts schnell und tief und ohne Licht fliegen, ein wenig seltsam sind. Dass sie unbeleuchtet gewesen waren, wurde mir überhaupt erst viel später klar.
Am Morgen fragte Robyn beim Frühstück: »Hat noch jemand die Flugzeuge gehört?«
»Ja«, antwortete ich. »Ich war wach. Ich war auf dem Klo.«
»Sie haben einfach nicht aufgehört«, sagte Robyn. »Es müssen Hunderte gewesen sein.«
»Es waren sechs Gruppen«, sagte ich. »Nahe nebeneinander und wirklich tief. Aber ich hatte angenommen, dass ihr es im Schlaf nicht merken würdet. Fi war die Einzige, die etwas sagte.«
Robyn starrte mich an. »Sechs Gruppen? Es waren Dutzende und Aberdutzende, die ganze Nacht lang. Fi schlief. Das dachte ich auch von dir. Lee und ich zählten sie, aber alle Übrigen schnarchten einfach weiter.«
»Du meine Güte.« Mir wurde etwas klar. »Ich muss andere Gruppen gehört haben als du.«
»Ich habe nichts gehört.« Kevin riss die Verpackung von seinem zweiten Mars auf. Er behauptete, dass er zum Frühstück immer zwei Mars hatte und bis jetzt hatte er seinen Fahrplan eingehalten.
»Wahrscheinlich ist es der Anfang des Dritten Weltkriegs«, sagte Lee. »Wahrscheinlich sind wir überfallen worden und wissen es nicht einmal.«
»Ja«, stimmte Corrie von ihrem Schlafsack aus zu. »Wir sind hier vollkommen abgeschnitten. In der Außenwelt könnte alles Mögliche passieren und wir würden nie davon erfahren.«
»Das ist meiner Ansicht nach gut«, sagte Kevin.
»Stellt euch vor, dass wir nach ein paar Tagen hinauskommen und es hat einen Atomkrieg gegeben, nichts ist übrig und wir sind die einzigen Überlebenden«, sagte Corrie. »Kann uns einer von euch einen Müsli-Riegel rüberreichen, bitte?«
»Äpfel, Erdbeeren, Aprikosen?«, fragte Kevin.
»Äpfel.«
»Wenn es einen Atomkrieg gegeben hat, würden wir ihn nicht überleben«, meinte Fi. »Der Fallout könnte jetzt langsam auf uns herabsinken. Wie sanfter Regen vom Himmel. Wir würden es nicht einmal wissen.«
»Hast du letztes Jahr in Englisch dieses Buch gelesen?«, fragte Kevin. » X oder so was?«
»Z ? Z für Zacharias ?«
»Ja, das. Das war gut. Das einzige anständige Buch, das ich je gelesen habe.«
»Seid jetzt mal ernst«, mischte sich Robyn ein. »Was haben diese Flugzeuge eurer Meinung nach zu bedeuten?«
»Sie sind vom Gedenktag zurückgekehrt«, antwortete Fi genau wie in der Nacht. »Ihr wisst doch, dass sie all diese Kunststücke und Gruppenflüge und das Zeug machen.«
»Wenn sie ein Land überfallen wollten, wäre dieser Tag eine gute Gelegenheit«, sagte Lee. »Alle sind fort und feiern. Das Heer, die Flotte, die Luftwaffe zeigen, was sie können, und geben an. Wer regiert das Land?«
»Ich würde es zu Weihnachten tun«, warf Kevin ein. »Mitten am Nachmittag, wenn alle schlafen.«
Es war eins unserer typischen Gespräche, aber aus irgendeinem Grund ging es mir auf die Nerven. Ich stand auf und ging zum Bach, wo ich Homer fand. Er saß auf einer Schotterbank und wühlte mit einem flachen Stein im Geröll herum.
»Was machst du da?«, fragte ich.
»Gold suchen.«
»Hast du eine Ahnung, wie
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