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Ein endloser Albtraum (German Edition)

Ein endloser Albtraum (German Edition)

Titel: Ein endloser Albtraum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Marsden
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den Zündschlüsseln im Depot gefunden hatte, waren diese Sicherheitshelme. Ich hatte einen aufgesetzt und zusätzlich sechs in den Lastwagen geworfen. Sie würden wahrscheinlich eine Kugel nicht stoppen, aber sie konnten den Unterschied zwischen Tod und bleibendem Gehirnschaden bedeuten. Der Schauer wurde zum Schauder. Es war drei Uhr zehn. Ich drehte den Zündschlüssel.
    Der Lastwagen polterte und rüttelte. Ich reversierte vorsichtig, versuchte weder unter jedem Baum noch hinter jedem Fahrzeug Soldaten zu sehen. »Reversiere nie einen Zoll mehr, als du musst.« Das war Dads Stimme. Bei ihm galt das auch fürs Vorwärtsfahren. Ich grinste, schaltete noch einmal und wählte den zweiten Gang. Kuppeln – und ich würgte den Motor ab. Plötzlich war mir heiß und ich schwitzte, statt zu frieren. Das war einer der Schwachpunkte dieses Plans: Ich hatte keine Zeit gehabt, mich an das Fahrzeug zu gewöhnen, zu üben.
    Als ich zum Tor hinausfuhr, schaltete ich die Scheinwerfer ein und bog in die Sherlock Road ein. Das war einer der Punkte, über den wir am längsten gestritten hatten. Ich fand noch immer nicht, dass Homer und Robyn Recht hatten, aber wir hatten uns geeinigt und ich hielt mich daran. Homer hatte gesagt: »Es wird sie verwirren. Sie werden glauben, dass es einer ihrer Wagen ist. Das könnte uns einige Sekunden verschaffen.« – »Es wird sie anlocken«, widersprach ich. »Sie werden den Lärm erst in einer Entfernung von ein bis zwei Häuserblocks hören, aber die Lichter werden sie aus einem Kilometer Entfernung sehen.« Der Streit hatte lange gedauert.
    Ich kam zur Barker Street und begann einzubiegen. Es war sehr schwierig, das große, schwere, träge Ding um die Ecke zu manövrieren. Ich hatte hundert Meter vor der Ecke damit begonnen, aber nicht einmal das reichte, denn ich machte den Bogen viel zu groß und geriet beinahe in den Rinnstein auf der gegenüberliegenden Seite. Als ich es endlich ausgeglichen hatte und auf die rechte Seite der Straße gelangt war, war ich beinahe bei Robyn und Lee.
    Und da waren sie. Lee lehnte mit bleichem Gesicht an einem Telegrafenmast und starrte mich an, als wäre ich ein Geist. Oder war er der Geist? Er hatte einen dicken, weißen Verband um die Wade gewickelt und das verletzte Bein auf eine Mülltonne gestützt. Robyn stand neben ihm, sah mich aber nicht an, sondern spähte scharf in alle Richtungen.
    Während ich weiterfuhr, hatte ich die Schaufel bereits so tief hinuntergesenkt wie möglich. Jetzt senkte ich sie noch tiefer und stieg auf die Bremse. Ich hätte es umgekehrt machen sollen, zuerst die Bremse und dann die Schaufel, weil die Schaufel Funken sprühend auf den Boden prallte und den Asphalt etwa zwanzig Meter weit aufpflügte, bis der Lastwagen schwankend zum Stillstand kam und der Motor wieder abstarb. Ich hätte die Schaufel gar nicht so tief senken müssen, denn Lee hätte ohne weiteres hineinsteigen können, aber ich versuchte forsch zu sein, mein Können und meine Geschicklichkeit zur Schau zu stellen. Jetzt musste ich den Motor wieder starten, den Rückwärtsgang einlegen und, als Lee mühsam zur Schaufel hüpfte, diese wieder ein wenig heben und ihm entgegenkommen.
    Robyn half ihm in die Schaufel. Sie war so ruhig. Ich beobachtete sie durch die Windschutzscheibe und konzentrierte mich so sehr auf ihre stummen Bemühungen, dass ich alles andere vergaß. Ein Pfeifton war das Erste, was mich darauf aufmerksam machte, dass etwas nicht stimmte. Ich blickte erschrocken auf. Lee war gerade in die Schaufel gestiegen und legte sich hin. Robyn hörte den Pfiff, sah nicht einmal nach, woher er kam, sondern rannte zur Beifahrertür. Ich sah am Ende der Straße einige Soldaten, die auf uns zeigten und uns anstarrten. Ein paar von ihnen ließen sich auf ein Knie nieder und hoben ihre Gewehre. Vielleicht hatten die Scheinwerfer uns einige Sekunden gebracht, denn sie hatten noch nicht geschossen. Obwohl wir uns eine Route zurechtgelegt und uns darauf geeinigt hatten, fand ich, dass ich mich nicht mehr an den Mehrheitsbeschluss halten musste: Die Umstände hatten sich geändert. Ich hob die Schaufel höher und griff dann nach dem Schalthebel. Der Lastwagen knirschte widerwillig in den Rückwärtsgang. »Halt den Schalthebel fest«, bat ich mich selbst. »Stirb nicht ab«, bat ich den Lastwagen. Wir begannen rückwärts zu fahren. »Setz einen Helm auf«, rief ich Robyn zu.
    Sie lachte tatsächlich, tat es aber. Die ersten Kugeln prallten auf. Auf dem Stahl des

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