Ein endloser Albtraum (German Edition)
Lastwagens klang das so, als würde ihn ein Riese mit einem Vorschlaghammer bearbeiten. Einige summten wieder fort, in die Dunkelheit hinaus, gewalttätige blinde Moskitos, Querschläger. Ich hoffte, dass sie keinen Unschuldigen treffen würden. Die Windschutzscheibe brach in einem Wasserfall aus Glas zusammen. »Reversiere nie einen Zoll mehr, als du musst.« Wir verwenden jetzt metrische Maße, Dad, falls du es noch nicht bemerkt hast. Der Zoll verschwand zusammen mit den Schaufelraddampfern und dem Schwarzweißfernsehen. Jedenfalls muss man manchmal rückwärts fahren, bevor man vorwärts fahren kann. Bevor man irgendwohin fahren kann. Dennoch fuhren wir viel zu schnell rückwärts. Ich wollte die Ecke im Rückwärtsgang nehmen, da wir keine Zeit haben würden, anzuhalten, den Gang zu wechseln und vorwärts um die Ecke zu biegen. Ich wirbelte das Lenkrad herum und hoffte, dass Lee sich festhielt. Meine geringen Fahrkünste machten es den Soldaten schwer – wir waren ein unberechenbares Ziel. Wir rumpelten über irgendetwas, dann duckte ich mich instinktiv, als irgendetwas anderes über den Lastwagen strich. Es war ein Baum. Ich drehte das Lenkrad noch schneller und die Räder auf der linken Seite verloren die Bodenhaftung.
Robyn verlor ihre Selbstbeherrschung und schrie, dann sagte sie: »Entschuldigung.« Ich konnte nicht glauben, dass sie es gesagt hatte. Irgendwie fiel der Lastwagen nicht um; die Räder kamen wieder auf den Boden und wir torkelten einen Fußweg entlang und legten dabei Zäune und Büsche um. Ich benutzte vor allem die Außenspiegel; die Laderampe blockierte den Blick durch das Hinterfenster oder den hinteren Spiegel. Ich drehte wieder scharf das Lenkrad, so scharf ich es wagte. Entweder wir kippten um oder wir schafften die Ecke.
Während wir die Kurve nahmen, traf uns eine weitere Kugel; sie flog so nahe an mir vorbei, dass mich ein Lufthauch streifte, und zerschmetterte dann das Seitenfenster. Wir plumpsten außer Sichtweite der Patrouille auf die Straße zurück. Im Außenspiegel auf meiner Seite sah ich kurz ein kleines Fahrzeug mit Fernlicht. Ich nehme an, dass es ein Jeep war. Es gab keine Möglichkeit ihn zu verfehlen und wir taten es nicht. Wir prallten mit voller Wucht gegen ihn und fuhren direkt über ihn hinweg. Robyn und ich schlugen mit den Köpfen gegen das Dach des Lastwagens und rechtfertigten damit die Sicherheitshelme. Ich grinste böse bei diesem Gedanken.
Über den Jeep zu fahren fühlte sich genauso an, als würde man mit hoher Geschwindigkeit über einen kleinen Hügel brausen. Ich riss das Lenkrad herum und der Lastwagen beschrieb eine Wendung um 180 Grad. Jetzt fuhren wir endlich in die richtige Richtung. Vor uns war der Wagen, den wir überrollt hatten. Ich sah Körper in ihm, aber der Wagen sah aus, als wäre ein riesiger Felsbrocken auf ihn gefallen. Zwei oder drei Soldaten krochen wie Asseln in die Dunkelheit davon. Ich gab Gas und wir griffen an. Wir wichen dem Jeep aus, versetzten ihm aber trotzdem einen harten Schlag, zuerst mit der Schaufel, dann mit der linken Vorderseite des Lastwagens. Lee tat mir leid: Ich hatte vergessen die Schaufel zu heben. Wir rasten die Sherlock Road hinunter. Man konnte nicht viel sehen. Ich versuchte das Fernlicht einzuschalten, aber nichts passierte: Offenbar hatten wir nur noch das Standlicht. Dann sagte Robyn: »Über dein Gesicht rinnt Blut«, und jetzt begriff ich, dass ich auch aus einem anderen Grund nicht gut sah. Ich hatte angenommen, dass es Schweiß war. »Leg den Sicherheitsgurt an«, sagte ich. Sie lachte wieder, aber sie tat es.
»Glaubst du, dass es Lee gut geht?«
»Ich bete wie wahnsinnig darum.«
In diesem Augenblick bot sich mir der schönste Anblick, den ich je gesehen hatte. Eine magere Hand tauchte aus der Schaufel auf, machte das Siegeszeichen oder ein Friedenszeichen – in der Dunkelheit war es nur schwer zu erkennen – und verschwand wieder. Diesmal lachten wir beide.
»Geht es dir gut?«, fragte Robyn besorgt. »Dein Gesicht?«
»Ich glaube schon. Ich weiß nicht einmal, was passiert ist. Es tut nicht weh, sondern sticht nur.«
Als ich beschleunigte, blies uns der kalte Wind ins Gesicht. Wir waren an der Hochschule vorbei, als Robyn, die zu ihrem Seitenfenster hinaussah, »Sie kommen« sagte.
Ich blickte in den Außenspiegel und sah die Scheinwerfer. Es waren anscheinend zwei Fahrzeuge.
»Wie weit ist es noch?«
»Zwei, vielleicht drei Kilometer.«
»Fang wieder an zu beten.«
»Glaubst du,
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