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Ein endloser Albtraum (German Edition)

Ein endloser Albtraum (German Edition)

Titel: Ein endloser Albtraum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Marsden
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fünfundzwanzig Flugzeuge« und dann war sie weg. Wir sahen einander an.
    »Jeder soll sich Bleistift und Papier holen und aufschreiben, was er zu hören geglaubt hat«, sagte Homer ruhig. »Dann vergleichen wir unsere Notizen.«
    Zehn Minuten später kamen wir wieder zusammen. Es war erstaunlich, wie unterschiedlich die Versionen waren, aber bei den wichtigen Einzelheiten stimmten wir überein. Was wir folgern konnten, war genauso wichtig wie das, was der Mann gesagt hatte. »Wir können jedenfalls sicher sein, dass es nicht der Dritte Weltkrieg ist«, sagte Homer und setzte sich auf die Fersen. »Jedenfalls noch nicht. Es klingt so, als ginge es nur um uns.«
    »Der Teil über die Gefangenen war gut«, sagte Corrie. Alle nickten. Es klang irgendwie echt. Es hatte uns allen ein wenig geholfen, obwohl wir noch immer von schrecklichen Ängsten heimgesucht wurden.
    »Er versucht die Amerikaner an Vietnam zu erinnern«, sagte Fi. »Das gilt als ihr nationaler Albtraum oder so was.«
    »Der Albtraum war für die Vietnamesen größer«, bemerkte Chris.
    Ich sah zu Lee hinüber, dessen Gesicht ausdruckslos war.
    »Die Amerikaner lieben es nicht, in die Angelegenheiten anderer Länder verwickelt zu werden.« Ich erinnerte mich an etwas, das wir in der Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts durchgenommen hatten. »Woodrow Wilson und der Isolationismus, ist das nicht eines der Themen, das wir während der Ferien vorbereiten sollten?«
    »Erinnere mich bitte, dass ich heute Abend daran arbeite.« Das war Kevin.
    »Internationale Empörung klingt vielversprechend«, sagte Robyn.
    »Das ist wahrscheinlich unsere größte Hoffnung. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass viele Länder herbeistürzen werden, um ihr Blut für uns zu vergießen«, sagte ich.
    »Aber haben wir nicht Verträge und solches Zeug?«, fragte Kevin. »Ich habe geglaubt, dass Politiker dazu da sind, all das zu organisieren. Wozu haben wir ihnen sonst jahrelang ihre Gehälter gezahlt?«
    Keiner wusste eine Antwort. Vielleicht dachten sie wie ich daran, dass wir uns längst dafür hätten interessieren sollen, bevor es zu spät war.
    »Was bedeutet Ungleichgewichte in dem Gebiet verringern ?«, fragte Kevin.
    »Ich glaube, er meint damit, dass alles gleichmäßiger aufgeteilt werden sollte«, antwortete Robyn. »Wir haben so viel Land und so viele Ressourcen und dennoch gibt es in unmittelbarer Reichweite Länder, in denen die Menschen zusammengedrängt wie Legebatteriehühner leben. Man kann ihnen keine Vorwürfe machen, dass sie uns das übel nehmen, und wir haben nicht viel getan, um irgendwelche Ungleichgewichte zu verringern, sondern haben auf unseren fetten Hintern gesessen, uns unseres Reichtums erfreut und sind selbstgefällig gewesen.«
    »Und so zerkrümeln die Plätzchen«, sagte Kevin unbehaglich.
    »Und jetzt haben sie die Plätzchen genommen und sie auf eine ganz neue Art zerkrümelt«, sagte Robyn. »Es sieht übrigens so aus, als wollten sie das ganze Paket.«
    »Ich verstehe euch nicht«, sagte Kevin. »Ihr klingt, als mache es euch nichts aus. Ihr haltet es sogar für fair, oder? Lasst sie hereinspazieren und sich alles nehmen, was sie wollen, alles, wofür eure Eltern gearbeitet haben. Bedient euch nur, Kumpel, kümmert euch nicht um uns. Habt ihr das aus der Bibel? Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem andern zu oder so? Erinnert mich daran, dass ich nicht in eure Kirche gehe.«
    »Das wird nicht so bald der Fall sein.« Corrie legte Kevin lächelnd die Hand aufs Knie und versuchte ihn zu beruhigen. Aber Robyn ließ sich nicht so einfach abspeisen.
    »Natürlich macht es mir was aus«, sagte Robyn. »Wäre ich eine Heilige, würde es mir vielleicht nichts ausmachen, aber ich bin keine Heilige, also macht es mir sehr viel aus. Und sie handeln nicht gerade auf sehr religiöse Art. Ich kenne keine Religion, die den Menschen sagt, sie sollen hingehen und stehlen und töten, damit sie bekommen, was sie wollen. Ich kann verstehen, warum sie es tun, doch verstehen ist nicht dasselbe wie unterstützen. Aber wenn man sein ganzes Leben in einem Slum verbringt und hungert, arbeitslos und immer krank ist und zusieht, wie die Menschen auf der anderen Seite der Straße in der Sonne bräunen und jeden Tag Eis essen, dann wird man sich nach einer Weile selbst einreden, dass es gar nicht so schrecklich ist, wenn man ihnen ihren Reichtum wegnimmt und unter seinen Nachbarn verteilt. Einige wenige Menschen würden leiden, aber sehr

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