Ein endloser Albtraum (German Edition)
viele Menschen wären besser dran.«
»Es ist einfach nicht richtig«, sagte Kevin eigensinnig.
»Vielleicht. Aber das ist deine Art, es zu sehen, auch nicht. Es muss nicht eine richtige und eine falsche Seite geben. Beide Seiten können Recht haben und beide können Unrecht haben. Ich glaube, dass dieses Mal beide Länder Unrecht haben.«
»Soll das also heißen, dass du nicht gegen sie kämpfen wirst?«, fragte Kevin, der noch immer auf einen Kampf aus war.
Robyn seufzte. »Ich weiß es nicht. Ich habe bereits gekämpft, oder? Ich war mit Ellie beisammen, als wir durch Wirrawee donnerten. Ich nehme an, dass ich um meiner Familie willen gegen sie kämpfen werde. Aber nach dem Krieg – falls es so eine Zeit überhaupt gibt – werde ich verdammt hart daran arbeiten, die Dinge zu ändern. Es ist mir gleich, wenn ich den Rest meines Lebens damit verbringe.«
»Du warst derjenige, der fand, dass wir ein zu großes Risiko eingehen, wenn wir Robyn und Lee suchen«, sagte ich zu Kevin. »Damals warst du nicht so kampflustig.«
Er sah unbehaglich drein. »Das habe ich nicht gemeint«, war alles, was er sagte.
Homer mischte sich ein. »Vielleicht ist es an der Zeit zu beschließen, was wir tun werden. Wir hatten Gelegenheit, uns auszuruhen, wieder zu Atem zu kommen, über alles nachzudenken. Jetzt müssen wir entscheiden, ob wir uns hier verstecken, bis der Krieg sich von selbst erledigt hat, oder ob wir hinausgehen und etwas unternehmen.« Er schwieg, und als niemand sprach, fuhr er fort. »Ich weiß, wir sind dazu bestimmt, Schüler zu sein, und zu jung, um viel mehr zu tun, als die Tafel für den Lehrer abzuwischen, aber einige der Soldaten, die ich neulich nachts gesehen habe, waren kaum älter als wir.«
»Ich habe zwei gesehen, die viel jünger aussahen als wir«, sagte Robyn.
Homer nickte. Niemand sprach. Die Spannung war schwer, wie eine feuchte Nacht. Hier in diesem geheimen Becken waren wir kurze Zeit vor der Angst, dem Schweiß und dem Bluten der Außenwelt isoliert gewesen. Die Menschen hielten einander gefangen, verletzten, töteten einander, aber wir hatten uns in das Paradies der Hölle zurückgezogen.
Es bezog sich nicht auf das, was Homer gesagt hatte, aber ich sprach trotzdem. »Ich kann verstehen, warum der Einsiedler sich entschloss, hier unten, fern von allem, zu leben.«
»Fern von der menschlichen Rasse«, murmelte Chris.
»Es geht um unsere Familien«, sagte Corrie. »Ihretwegen machen sich alle Sorgen, nicht wahr? Ich würde wahrscheinlich für mein Land kämpfen, aber ich werde verrückt, wenn ich mich frage, was meiner Familie zugestoßen ist. Wir wissen nicht, ob sie am Leben oder tot sind. Wir denken und hoffen, dass sie sich auf dem Messegelände befinden und gut behandelt werden, aber wir wissen es nicht. Wir können nur glauben, was Mr Clement gesagt hat.«
»Es hat mir geholfen, dass ich Mr Coles auf dem Messegelände gesehen habe«, sagte ich. »Er sah gesund aus. Er sah weder verängstigt noch verletzt aus. Für mich machte das einen großen Unterschied aus.«
»Wir sollten versuchen mehr über das Messegelände herauszufinden«, mischte sich Fi ein. »Wenn wir wüssten, dass alle dort sind, dass sie unverletzt sind, dass sie ordentlich ernährt werden und so weiter würde das die ganze Sache ändern.« Homer wollte sie unterbrechen, aber sie sprach weiter. »Ich habe darüber nachgedacht, worüber Robyn und Kevin gestritten haben. Wenn ich meine Familie und meine Freunde gesund wiederbekommen könnte, würde ich diesen Leuten all die blöden Häuser, Autos und anderen Dinge überlassen. Ich würde mit meiner Familie in einer Pappschachtel auf der Schutthalde leben und glücklich sein.«
Ich versuchte mir vorzustellen, wie Fi mit ihrer schönen Haut und der sanften, höflichen Stimme auf der Schutthalde lebte.
»Das klingt, als sollten wir wirklich versuchen mehr über das Messegelände herauszufinden«, sagte Homer. »Aber es wird nicht leicht sein.« Er fügte bescheiden hinzu: »Ist euch eigentlich klar, dass alle Gruppen, die in die Stadt gegangen sind, entdeckt wurden – außer Fi und mir?«
Lee lag links von mir und lehnte sich an einen noch warmen Felsen. Anscheinend war er an der Reihe. »Ich glaube nicht, dass sie foltern und Massenhinrichtungen durchführen werden. Die Welt verändert sich und jedes Land, das so etwas täte, weiß, dass die anderen deshalb Stunk machen würden. Ich weiß, dass es noch immer passiert, aber nicht so oft wie früher. Heutzutage
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