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Ein endloser Albtraum (German Edition)

Ein endloser Albtraum (German Edition)

Titel: Ein endloser Albtraum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Marsden
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Küche geführt und mir eine Tasse Tee angeboten, aber plötzlich wurde mir klar, dass leise kleine Schritte durch den Korridor kamen. Ich zog den Kopf ein wie eine Schildkröte, aber ich sage euch, ich habe mich schneller bewegt als jede Schildkröte. Und als Nächstes waren diese Militärstiefel dicht neben dem Bett. Schwarze Schuhe, aber sehr schmutzig und abgenutzt. Es war ein Soldat und er war durch den Korridor geschlichen, um sie zu ertappen. ›Was soll ich bloß tun?‹, dachte ich. Ich versuchte mich an alle asiatischen Kampfsportarten zu erinnern, von denen ich je gehört hatte, aber mir fiel nur ein, dass ich auf die Leistengegend zielen musste.«
    »Sie denkt bei keinem Kerl an etwas anderes«, sagte Kevin.
    Robyn ignorierte ihn. »Ich hatte solche Angst, weil ich dieser netten alten Dame keine Schwierigkeiten bereiten wollte. Ich wusste nicht einmal, wie sie heißt. Ich weiß es noch immer nicht. Und ich wollte auch nicht, dass man mich tötet. In dieser Hinsicht bin ich komisch. Aber ich war so gelähmt, dass ich mich nicht rühren konnte. Ich hörte den Kerl sehr misstrauisch etwas wie ›du sprechen‹ sagen. Ich wusste, dass ich jetzt wirklich in Schwierigkeiten steckte, rollte über den Boden auf die andere Seite des Bettes und kroch unter der Bettdecke hinaus. Ich lag in diesem etwa einen Meter breiten Spalt zwischen Bett und Wand. Die alte Dame lachte nervös und sagte: ›Mit mir selbst. Im Spiegel.‹ Für mich klang das schwach und für den Soldaten anscheinend auch. Ich konnte mich nur auf mein Gehör und meine Vermutungen verlassen. Ich wusste, dass er den Raum durchsuchen würde und dass er damit beginnen würde, die Bettdecke hochzuheben und unters Bett zu schauen. Dann würde er um das untere Bettende herumgehen und entweder zu den Einbaumöbeln gehen oder in den kleinen Spalt hineinschauen, in dem ich lag. Es gab keine anderen Plätze in diesem Raum, wo jemand sich verstecken konnte. Es war ein kahler, nicht besonders schöner Raum. Ich lauschte auf das leise Geräusch, wenn er die Bettdecke hochheben würde, und es war so still im Zimmer, dass ich es tatsächlich hörte. Es war so still, dass ich die Herzschläge der alten Dame zu hören glaubte. Ich hörte auch mein Herz schlagen. Ich konnte kaum glauben, dass der Soldat es nicht hörte. Das Problem war aber, dass ich das zweite leise Geräusch nicht hören konnte, das er eigentlich machen sollte, wenn er die Bettdecke wieder niedersinken ließ. Ich durchlitt Höllenqualen, weil ich nicht wusste, ob er noch immer unter das Bett starrte oder ob er zu meiner Seite hinüberging. Ich lauschte so angestrengt, dass ich meine Ohren wachsen spürte. Ich hatte das Gefühl, auf beiden Seiten meines Kopfes eine Satellitenschüssel zu haben.«
    »Was ja auch stimmt«, sagte Kevin, der nie eine Gelegenheit ausließ.
    »Und ich hörte etwas – ein winziges Knarren seiner Schuhe – und es schien um das untere Ende des Bettes herumzugehen. Ich konnte mein Herz nicht mehr hören – es stand still. Ich dachte: ›Ich kann nicht hier liegen bleiben und darauf warten, dass er mich erschießt. Ich muss das Risiko eingehen.‹ Also rollte ich wieder unter das Bett. Eine Sekunde später sah ich seine Stiefel in der Spalte, die ich gerade verlassen hatte. Die Fransen am Rand der Bettdecke bewegten sich noch leicht, weil ich sie berührt hatte, und es war schrecklich, dazuliegen und mich zu fragen, ob er es bemerken würde, und zu denken, dass er es bemerken musste. Sie kamen mir so unübersehbar, so auffallend vor. Er schien ewig dort zu stehen. Ich weiß nicht, was er sich ansah – es gab nicht viel zu sehen, nur das Bild einer langen Brücke über eine Schlucht, in der Schweiz oder irgendwo. Dann drehten sich die Schuhe um und ich hörte ihn deutlicher; er ging zu den Schränken, öffnete und durchsuchte sie. Dann sagte er zu der Frau: ›Komm weiter, nächstes Haus‹, und sie gingen fort. Ich blieb sehr lange liegen, weil ich dachte, dass es vielleicht eine Falle war. Aber schließlich kam Kevin, fand mich und erzählte mir, dass sie gegangen waren. Trotzdem fühlte ich mich scheußlich – ich muss euch ja nicht erzählen, wie das ist.
    Corrie sprach auch mit jemandem, in der Küche, nicht wahr?«, fragte sie und sah Corrie an, die leicht nickte. »Hast du dabei etwas von den Opfern bei unseren beiden Kämpfen erfahren?«
    »Ja«, sagte Corrie. »Es war eine kleine Sensation. Ich sprach mit einem komischen kleinen Mann, der etwa fünfzig war. Ich

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