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Ein endloser Albtraum (German Edition)

Ein endloser Albtraum (German Edition)

Titel: Ein endloser Albtraum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Marsden
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weiß auch nicht, wie er heißt. Er wollte nicht lange mit mir reden. Er hatte solche Angst, dass man uns überraschen würde. Aber er erzählte mir, dass es Guerilla-Aktivitäten gab. Er hatte auch diese Theorie von der sauberen Invasion.«
    »So«, sagte Robyn, »das war das Ende unserer geheimen Plaudereien mit den Arbeitsgruppen. Wir kehrten in unser Versteck zurück und blieben bis zur Dunkelheit dort.« Als sie weitersprach, sah sie Homer an. Es war, als fühlten sie sich ein wenig schuldig, aber sie waren auch auf eine trotzige Art stolz darauf, wie sie alles erledigt hatten. »Ich weiß«, sagte sie, »dass wir all diese sorgfältig ausgearbeiteten Pläne hatten mit Kev und Corrie, die ein wenig auf dem Messegelände herumspionieren sollten und so weiter, aber wenn man dort ist, sieht alles anders aus. Während der ganzen Zeit, die wir in Wirrawee waren, wollten wir einander nicht aus den Augen verlieren.«
    »Junge Liebe«, sagte ich. »Wie schön.«
    Robyn fuhr fort, als hätte ich nichts gesagt. »In dieser Nacht blieben wir also zusammen. Wir gingen zunächst zum Highway, um zu sehen, was dort los war. Er wird voll ausgenützt. Wir blieben eine Stunde dort und sahen in dieser Zeit zwei Konvois. Einer bestand aus vierzig Fahrzeugen, der zweite aus neunundzwanzig. Die alte kleine Landstraße ist also groß ins Geschäft eingestiegen. Nach dem Surfer-Karneval ist das sicher das Aufregendste, was sie je erlebt hat. Danach kehrten wir in die Stadt zurück und gingen zum Messegelände. Das war verdammt schaurig, wahrscheinlich wegen allem, was euch bei eurem Besuch zugestoßen ist. Es war ziemlich mutig von Corrie und Kev, überhaupt noch einmal dorthin zu gehen. Und glaubt mir, es ist ein gefährlicher Ort. Sie haben dort ihr Hauptquartier und ihre Baracken, dazu noch unsere Leute, deshalb bewachen sie es so gründlich. Auf dem Parkplatz haben sie die meisten Bäume gefällt, so dass wir keine Deckung fanden. Wahrscheinlich haben sie sie deshalb gefällt. Und sie haben in einer Entfernung von fünfzig Metern zum Hauptzaun Drahtrollen rings um das Gelände gezogen. Ich wusste gar nicht, dass es in Wirrawee so viel Stacheldraht gibt. Und sie sind mit neuen Lichtern, Flutlichtern, ausgerüstet, die das Gelände taghell beleuchten. Eine Menge sehr verwirrter Vögel fliegt dort herum. Wir konnten nur von der Racecourse Road aus hinüberspähen und das taten wir eine Stunde lang. Wir hatten viel zu viel Angst, um noch näher heranzugehen, aber ich glaube ehrlich nicht, dass es dort viel zu sehen gibt, nur eine Menge Wachposten und Patrouillen, die herummarschieren. Falls einer von euch auf die Idee kommen sollte, dort im Kampfanzug aufzutauchen, sich den Weg hinein freizuschießen und alle Gefangenen zu befreien, kann er wieder schlafen gehen. Fantasyland ist was fürs Fernsehen. Das hier ist das wirkliche Leben.«
    Um ehrlich zu sein – was ich mir streng vorgenommen habe –, verfiel jeder von uns gelegentlich solchen Selbsttäuschungen. Es waren nur Tagträume, aber es waren großartige Tagträume: unsere Familien befreien, alles in Ordnung bringen, Helden sein. Aber auf eine heimliche, schuldbewusste Weise, für die ich mich schämte, fühlte ich mich erleichtert, dass dieser Tagtraum so entschieden zermalmt wurde. In Wirklichkeit war die Vorstellung, so etwas zu tun, so entsetzlich und erschreckend, dass ich mich krank fühlte, wenn ich nur daran dachte. Wir würden bestimmt sterben, wenn wir es versuchten, sterben mit zerschossenen Eingeweiden, die im Schmutz des Parkplatzes am Messegelände verstreut wären, und Schmeißfliegen würden sich von uns ernähren, während wir im Sonnenschein verfaulten. Es war ein Bild, das mir nicht aus dem Kopf ging; wahrscheinlich kam es von all den toten Schafen, die ich im Lauf der Jahre gesehen hatte.
    »Wir waren ziemlich froh, von dort fortzukommen«, fuhr Robyn fort. »Wir kehrten in die Stadt zurück und flitzten wie kleine Fledermäuse herum, die versuchen mit Zahnärzten oder sonst wem Kontakt aufzunehmen. Was mich daran erinnert«, sagte sie und lächelte Lee liebevoll an, »dass es an der Zeit ist, deine Nähte zu entfernen.« Lee sah nervös aus. Ich versuchte mir den herumflitzenden Kevin vorzustellen. Das konnte man sich nur schwer ausmalen. »Doch wir fanden niemanden«, sagte Robyn. »Keine Menschenseele. Wahrscheinlich sind noch immer ein paar Leute dort, aber sie verhalten sich ruhig.« Sie grinste und entspannte sich. »Und damit ist unser Bericht an die

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