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Ein endloser Albtraum (German Edition)

Ein endloser Albtraum (German Edition)

Titel: Ein endloser Albtraum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Marsden
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weiter, Robyn.«
    »Bist du sicher?«
    »Ich bin sicher.«
    »Im Krankenhaus gab es noch ein paar andere Verletzte. An den ersten beiden Tagen wurde viel gekämpft und zahlreiche Menschen wurden verwundet oder getötet. Soldaten und Zivilisten. Nicht auf dem Messegelände – die Überraschung war so vollständig, dass sie die ganze Anlage innerhalb von zehn Minuten einnahmen – aber in der Stadt und im Distrikt kämpften Leute, die nicht auf die Messe gegangen waren. Und es geht immer noch weiter – es gibt ein paar Guerilla-Gruppen, Leute wie du und ich, die sich herumtreiben und Patrouillen angreifen, wenn sie Gelegenheit dazu haben. Aber die Stadt an sich ist ruhig. Anscheinend haben sie alle aus ihren Verstecken gescheucht und sind überzeugt davon, die Lage unter Kontrolle zu haben.«
    »Behandeln sie die Leute gut?«
    »Meistens. So wurden zum Beispiel die Patienten, die am Tag der Invasion im Krankenhaus waren, dortbehalten und betreut. Die Leute, mit denen wir gesprochen haben, sagen, dass die Soldaten darauf bedacht sind sich nichts zu Schulden kommen zu lassen. Sie wissen, dass früher oder später die Vereinten Nationen und das Rote Kreuz auftauchen werden, und wollen nicht unbedingt Schwierigkeiten mit ihnen bekommen. Sie sprechen noch immer von einer sauberen Invasion. Sie glauben, dass die Wahrscheinlichkeit, dass Länder wie Amerika sich einmischen, geringer ist, wenn nicht von Konzentrationslagern, Foltern, Vergewaltigungen und solchen Sachen geredet wird.«
    »Ganz schön schlau«, sagte Homer.
    »Ja. Aber trotzdem hat es allein um Wirrawee herum etwa vierzig Tote gegeben. Zum Beispiel Mr Althaus. Die ganze Francis-Familie. Mr Underhill. Mrs Nasser. John Leung. Und etliche Leute sind verprügelt worden, weil sie Befehle nicht befolgt haben.«
    Geschockte Stille trat ein. Mr Underhill war der einzige Tote, den ich gut gekannt hatte. Er war der Juwelier der Stadt. Er war ein so sanfter Mensch, dass ich mir nicht vorstellen konnte, womit er die Soldaten verärgert haben sollte. Vielleicht hatte er versucht sie an der Plünderung seines Ladens zu hindern.
    »Mit wem habt ihr also gesprochen?«, fragte Lee.
    »Dazu wollte ich gerade kommen. Ich erzähle wild durcheinander. Es passierte also Folgendes. Wir gelangten in der ersten Nacht problemlos in die Stadt. Gegen ein Uhr dreißig erreichten wir das Haus meiner Musiklehrerin. Der Schlüssel lag an der üblichen Stelle. Es ist ein gutes Versteck, wie ich schon sagte, weil es so viele Türen und Fenster gibt, durch die man hinauskann. Eine gute Fluchtroute führt zum Beispiel durch ein oberes Fenster, so dass man übers Dach gehen und von dort auf einen dicken Ast steigen kann, und Sekunden später ist man beim Nachbarhaus. Außerdem kann man als Wachposten die Straße und die Auffahrt überblicken und niemand kommt ohne Panzer über den hinteren Zaun. Das war also okay. Nachdem wir das Haus unter die Lupe genommen hatten, suchten wir uns eine Art Ausrüstung zusammen und errichteten das vorgetäuschte Lager unter der Masonic Hall. Das machte ziemlichen Spaß – wir legten ein paar Zeitschriften, Fotos und Teddybären hin, damit es echt aussah. Dann übernahm Kevin die erste Wache und wir Übrigen gingen zu Bett.
    Gegen elf Uhr vormittags stand ich Wache und sah auf der Straße plötzlich einige Leute. Es waren ein Soldat und zwei unserer Leute. Einer von ihnen war Mr Keogh, der früher am Postamt gearbeitet hat.«
    »Du meinst den alten Mann ohne Haare?«
    »Ja. Ich glaube, er ist vergangenes Jahr in Pension gegangen. Wie ihr euch vorstellen könnt, weckte ich natürlich rasch die anderen und wir beobachteten sie, während sie die Straße abklapperten. Es waren insgesamt drei Soldaten und sechs unserer Leute. Sie hatten einen Lieferwagen und einen Lastwagen mit und es sah so aus, als würden sie aus jedem Haus irgendwelche Sachen herausholen. Es gingen immer zwei in das Haus, während die Soldaten draußen herumlungerten. Die Leute waren etwa zehn Minuten in jedem Haus und kamen dann mit vollen Müllsäcken wieder. Manche Säcke warfen sie direkt auf den Lastwagen, aber andere wurden von den Soldaten überprüft und auf den Lieferwagen gelegt.
    Als sie in unsere Nähe kamen, versteckten wir uns an verschiedenen Plätzen des Hauses und warteten auf sie. Ich war in der Küche, in einem Besenschrank. Ich hatte etwa zwanzig Minuten gewartet, als Mr Keogh hereinkam. Er öffnete die Kühlschranktür und fing an, den stinkenden, verfaulten Inhalt

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