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Ein endloser Albtraum (German Edition)

Ein endloser Albtraum (German Edition)

Titel: Ein endloser Albtraum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Marsden
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auszuräumen. Bei unserem Eintreffen um ein Uhr dreißig waren wir nicht im Stande gewesen, diese Arbeit auf nüchternen Magen zu erledigen.
    ›Mr Keogh‹, flüsterte ich. ›Ich bin Robyn Mathers.‹ Er blinzelte nicht einmal. Dieser Kerl ist vielleicht cool, dachte ich. Dann fiel mir ein, dass er fast vollkommen taub ist. Er hatte mich nicht gehört. Also öffnete ich die Tür des Besenschranks, schlich hinter ihn und klopfte ihm auf die Schulter. Na ja. Chris hat vorher gesagt, dass der Krieg nicht so ist wie im Kino, aber hier war er es. Er zuckte zusammen, als hätte er einen Strom führenden Draht berührt. Ich musste ihn beruhigen. Ich dachte: ›Hilfe, hoffentlich bekommt er keinen Herzanfall.‹ Aber er beruhigte sich. Dann sprachen wir sehr schnell. Er musste arbeiten, während wir redeten – wenn er zu lange brauchte, würden die Soldaten misstrauisch werden und hereinkommen. Seine Aufgabe war es, die Häuser wieder bewohnbar zu machen, indem er verfaultes Essen und tote Haustiere wegschaffte und Wertgegenstände, zum Beispiel Schmuck, einsammelte. Er erzählte mir von unseren Familien und all dem anderen Zeug. Die Arbeitsgruppen würden sehr bald auch aufs Land gehen, sich um das Vieh kümmern und die Farmen wieder in Gang bringen. Sie wollen das ganze Land mit ihren eigenen Leuten besiedeln, alle Farmen werden zwischen ihnen aufgeteilt werden und wir werden nur niedrige Arbeiten verrichten dürfen, zum Beispiel Klos putzen, nehme ich an. Dann musste er gehen, aber er sagte mir, dass sie nach der Barrabool Avenue die West Street machen würden, und wenn ich dort in ein Haus hineinkonnte, würden wir mehr miteinander reden können. Und weg war er.
    Als das Haus wieder leer war, hielten wir rasch eine Konferenz ab. Kevin hatte mit einer Mrs Lee gesprochen, die in das Schlafzimmer gekommen war, in dem er sich versteckt hatte, und von ihr hatte er weitere Informationen erhalten. Wir einigten uns also darauf, in die West Street zu gehen und es wieder zu versuchen. Wir gelangten mühelos hin, indem wir durch die Gärten der Leute gingen, und versuchten es bei einigen Häusern. Die ersten zwei waren noch zugesperrt, aber das dritte war offen, also verteilten wir uns dort. Ich verschwand unter dem Bett im Schlafzimmer. Chris stand Wache und meldete es uns, als sie nahe waren, was beinahe zwei Stunden dauerte. Es war ganz schön langweilig. Wenn ihr wissen wollt, wie die Lattenroste der Leute in der West Street 28 aussehen, kann ich es euch sagen. Aber schließlich kam jemand herein. Es war eine Frau, die ich nicht kannte, aber sie hatte einen grünen Sack, ging zum Frisiertisch und begann Zeugs aus den Laden zu schaufeln. Ich flüsterte: ›Entschuldigen Sie, ich heiße Robyn Mathers‹, und sie flüsterte, ohne sich umzusehen: ›Oh, gut, Mr Keogh sagte mir, ich solle auf euch junge Leute achten.‹ Wir redeten einige Minuten, während ich noch immer unter dem Bett lag und nur den Kopf hinaussteckte. Sie sagte, sie hasse diese Arbeit, aber die Soldaten überprüften nachher gelegentlich die Häuser, und wenn sie irgendetwas Wertvolles zurückgelassen hatten, wurden sie bestraft. ›Manchmal verstecke ich etwas in dem Raum, wenn es wie ein Familien-Erbstück aussieht‹, erklärte sie, ›aber ich weiß nicht, ob das auf lange Sicht eine Rolle spielen wird.‹ Sie erzählte mir auch, dass sie für die Arbeitsgruppen die am wenigsten gefährlichen Leute aussuchten – hauptsächlich alte Leute und Kinder –, und diese wussten, dass ihre Familien am Messegelände bestraft werden würden, wenn jemand zu fliehen versuchte oder sonst etwas Verbotenes tat. ›Deshalb will ich nicht lange mit dir reden, Liebes‹, sagte sie. Sie war ein lieber alter Schatz. Sie erzählte mir auch, dass der von Cobblers Bay ausgehende Highway der Schlüssel zu allem ist. Deshalb haben sie diesen Distrikt so hart und so früh angegriffen. Sie bringen den Nachschub per Schiff nach Cobblers Bay und schicken ihn dann per Lastwagen über den Highway.«
    »Genau wie ich gesagt habe«, warf ich ein. Ich hatte mich nie für ein militärisches Genie gehalten, aber es freute mich, dass ich hier Recht behalten hatte.
    Robyn fuhr fort. »Jedenfalls plauderten wir miteinander wie alte Bekannte. Sie erzählte mir sogar, dass sie halbtags in der Apotheke als Putzfrau gearbeitet hat, wie viele Enkel sie hat und wie sie heißen. Anscheinend hatte sie vergessen, dass sie nur kurz mit mir reden wollte. Noch zwei Minuten und sie hätte mich in die

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