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Ein Engel an Güte (German Edition)

Ein Engel an Güte (German Edition)

Titel: Ein Engel an Güte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ippolito Nievo
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Qualen des so verehrten Geschöpfes sein eigenes Werk erkennen musste! Doch seine Denkweise war zu großherzig, als dass er bereut hätte, was er getan.«Arme Seele!», murmelte er, indem er den leblosen Körper des Mädchens aufs Bett legte.«Arme Seele, welche Sünden hast du vor deiner Geburt begangen, dass ich dir so bittere Schmerzen zufügen muss...? Aber es hilft nichts!», fuhr er unter Tränen fort, während er sie mit Wasser besprengte, um sie wieder zu Bewusstsein zu bringen.«Wenn man die Wahl hat, ist es besser, der Körper geht zugrunde – der gesundet wieder –, und nicht die Seele – die, einmal verloren, für immer verloren ist! Meine arme Morosina! Wenn du wüsstest, was man aus dir machen will...! Ich bin sicher, lieber würdest du tausend Tode sterben als diesen einen...! Ah, Exzellenz, Exzellenz, das verspreche ich Euch, für Euch ist ein schönes Plätzchen in der Hölle reserviert, wenn Ihr weiterwandelt auf diesem Pfad ...!»
    « O Gott...!», murmelte Morosina, indem sie die Augen halb aufschlug und sich umsah.«Ach, er ist nicht mehr da», rief sie und sank wie tot zurück.
    « Ich bin da!», sagte Chirichillo sanft.
    Das Mädchen schlug noch einmal die Augen auf und sah ihn kurz an, dann brach sie in bittere Tränen aus; und das hieß:«Ja, mein Alter, ich glaube dir, du bist mir viel, aber du bist nicht alles ...!»
    Der Schreiber wurde sehr nachdenklich und versank wieder in seine üblichen Betrachtungen über das menschliche Los. Und wie gewöhnlich brach sich irgendwann auf seinem schmerzverzerrten Gesicht ein himmlisches Lächeln Bahn:« Ein anderes Mal werden wir glücklicher sein!», sagte er, die Augen zum Himmel erhoben. Dann weinte er weiter mit ihr.

X
Das letzte Aufflackern der Kerze
    In jenen Tagen war Seine Exzellenz Formiani mit sehr schwerwiegenden Angelegenheiten beschäftigt und schien nicht zu bemerken, was in seinen häuslichen vier Wänden vor sich ging. Solch scheinbare Gleichgültigkeit konnte jedoch diejenigen nicht täuschen, die aus Erfahrung die Allwissenheit des alten Patriziers kannten sowie die unsichtbare Kontrolle über die kleinsten wie die großen Dinge, die er mittels der vielen Satelliten ausübte, zu denen Bernardo die Verbindung hielt und dank derer sich seine Augen und Ohren ins Unendliche vervielfachten. Auch über seine Gemahlin erfuhr er Tag für Tag selbst diejenigen Dinge, die sich seiner minutiösen Beobachtung entzogen; als er daher am Morgen des Tages, an dem die soeben erzählte Begegnung zwischen Celio und Morosina stattfand, den Dogenpalast verließ, um sich nach Hause zu begeben, kannte er deren Ergebnis bereits Punkt für Punkt. Die Ohnmacht seiner Gemahlin, die Anwesenheit Chirichillos bei der Unterredung, die freiwillige Selbstauslieferung des Cavaliere, alles Dinge, die ihm Bernardo nach Schluss der Senatssitzung umgehend mitgeteilt und die ihm ausreichend Anhaltspunkte geliefert hatten, um sich auch die Einzelheiten vorstellen zu können. Im Augenblick war er vor allem von dem äußerst unklugen Entschluss des jungen Mannes überrascht und unangenehm berührt und grübelte während der Heimfahrt nicht wenig darüber nach. Er hatte alles vorhergesehen und alle Vorkehrungen getroffen, um die Umsetzung dieses Vorhabens zu vereiteln; nun aber mit ansehen zu müssen, wie dieser junge Mann sich über alles hinwegsetzte, das ihm gleichsam aufgedrängte Glück hartnäckig verschmähte und ein hoffnungsvolles jungen Leben achtlos wegwarf, das trieb dem alten Inquisitor ehrlich gesagt die Galle hoch. Als er allerdings aus der Gondel stieg, wischte er diese Gedanken mit einer Handbewegung beiseite.«Nun gut, dann machen wir das Türchen eben für alle auf!», brummte er, die Treppe hinaufsteigend.«Wenn wir dann Lust bekommen, sie einzeln wieder einzufangen, wird es uns an Leimruten nicht fehlen.»
    Bald darauf trat er ins Zimmer seiner Gemahlin, die sich von ihrer Ohnmacht erholt hatte und mit Chirichillo melancholische Gespräche führte. Er sah die Anzeichen des furchtbaren Schmerzes, die immer noch auf dem bleichen Gesicht des Mädchens lagen, und das bekümmerte ihn sehr, obwohl er so tat, als bemerke er nichts, ja, als hege er ihr gegenüber sogar ein Quäntchen Groll.« Meine liebe Morosina», sagte er,«du kommst mir ein wenig traurig vor heute: Sollte vielleicht das lange Fasten schuld sein...? Komm, komm mit hinüber, die Suppe ist schon aufgetragen, und etwas Warmes wird dir guttun.»
    « Danke!», erwiderte das Mädchen, indem sie

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