Ein Engel an Güte (German Edition)
noch nicht so auf dem Trockenen saß, drei Stimmen in dieser Farbe gekauft hat.»
« Donnerwetter! Auch der Herr Neffe hält etwas auf die Adelsprivilegien! Und nur drei Stimmen hat er gekauft?»
« Es waren drei, aber sie kosteten so viel wie zwanzig gewöhnliche: tausendzweihundert Dukaten! » 45
« Gut, gut!», rief der Inquisitor erregt und sich die Hände reibend.«Ausgezeichnet, mein teurer Neffe! Du strebst nach dem Dogenamt und hast Angst, der Thron könnte umgestoßen werden, bevor du deinen Allerwertesten darauf plaziert hast! Sei ganz beruhigt und kauf dir deine Stimmen! Stimmen hin oder her, der Thron bleibt, aber dir werden keine Mittel mehr bleiben, ihn zu bezahlen, so wahr ich Formiani heiße!»Und da in diesem Augenblick an der Tür geklopft wurde:«Bist du’s, Martino? Komm nur herein!»
Es war der Kammerdiener, er brachte die eingegangenen Briefschaften; Formiani nahm das Päckchen entgegen, warf ein Dutzend Briefe auf den Tisch und behielt nur einen einzigen in Händen.« Ihr könnt gehen!», sagte er zum Cappanera und zum Diener.«Aber die Gondel soll um acht bereit sein!»
Allein geblieben, holte er hinter dem Sessel sein spanisches Rohr hervor und ging auf dieses gestützt und mit dem Brief in der Hand ans Fenster; dort rückte er zwei Sessel heran, auf dem einen ließ er sich nieder, auf dem anderen legte er Fächer, Taschentuch und Tabaksdose ab. Als er es sich so bequem gemacht hatte, setzte er die Brille auf und erbrach das Siegel. Der Brief kam aus Asolo.«Die liebe Cecilia!», murmelte er, nachdem er die ersten drei Zeilen überflogen hatte.« Das ist mir eine rechte Gardinenpredigt, sie ereifert sich wegen diesem Tramontino, den ich ihr entführen ließ...! Ah, ah, sie nimmt die Sache wirklich ernst...! Da sieh einer an», sagte er, vier Zeilen weiter unten angelangt.«Jetzt verfällt sie glatt noch auf die Idee, dem Carmini auf eigene Faust den Krieg zu erklären...! Es stimmt wirklich, eher verliert der Wolf sein Fell als sein Naturell! Und was wird mein werter Kollege Marcoligo sagen, der den Carminis um jeden Preis aus der Patsche helfen will, um dann seinen Sohn mit ihren Zechinen zu vermählen...? Nur gut, dass der Teig, wenn er ihn fertig geknetet hat, in meinem Ofen gebacken wird...!»
So murmelte er spöttisch vor sich hin. Während der weiteren Lektüre wurde er ernst, doch als er den Brief beiseitelegte, lächelte er gutmütig, fast mitleidig:«Ach Cecilietta, jetzt willst du dich auch mit mir anlegen...! Nun, ich will gute Miene zum bösen Spiel machen, und weil ich es mir nun einmal in den Kopf gesetzt habe, werde ich die Zeche zahlen, wie man so schön sagt. Unterdessen aber wird, was wichtiger ist, der gute Papa Valiner hier herkommen, in Begleitung von diesem Spinner mit seinen dreihundert Jahren...! Na, das ist mir eine schöne Familie, die ich mir da zusammengesucht habe...! Aber das ist ja gerade das Gute...! Geduld...! Lieber Neffe, ich arbeite für dich, weißt du...! Sie scheint ein gutes Mädchen zu sein ... und hätte einen guten Gatten verdient... Ach, was würde ich nicht geben für einen Stammhalter!»
Allmählich wurden diese zwischen den Zähnen gemurmelten Worte seltener, bis die Augen zugingen, der Kopf tiefer und tiefer sank und auf die Brust herabfiel und wie gewohnt der Nachmittagsschlaf den alten Freund heimsuchte. Um Viertel vor acht klopfte Bernardo an die Tür und verkündete, dass die Gondel bereit sei. Darauf zog Formiani die Glocke, der Kammerdiener erschien und kleidete ihn für den Abend an. Nachdem er sich gewaschen und parfümierte hatte, legte er einen schwarzen Samtanzug an, setzte eine zierliche Lockenperücke auf und klemmte den Hut unter den Arm. In dieser Aufmachung sah er um Jahrzehnte jünger aus, und nach einem Blick in den Spiegel sagte er:«Sollte man nicht meinen, ich ginge auf Freiersfüßen?»
« Seine Exzellenz sehen heute aus wie ein Jüngling», antwortete Bernardino, indem er ihm zum Hinausgehen den Arm bot.
« Nein, nein», entgegnete Formiani, der sich auf seine rüstige Erscheinung einiges einbildete.« Heute will ich’s alleine wagen.»Und er ergriff ein sehr langes spanisches Rohr und schritt rasch und kerzengerade auf den Ausgang zu.
« Da fällt mir ein, Bernarduccio», sagte er, sich noch einmal umwendend,«heute Abend musst du Bastianello nach seinen Angelegenheiten ausfragen; es ist sehr gut möglich, dass er dir ein paar Neuigkeiten zu erzählen hat.»
« Wie Exzellenz wünschen.»
« Ich zähle
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