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Ein Engel an meiner Tafel - eine Autobiographie

Ein Engel an meiner Tafel - eine Autobiographie

Titel: Ein Engel an meiner Tafel - eine Autobiographie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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Paradies des Lichts, voll wirbelnder rauchgrauer Wolken, als verstecke sich ein Vulkan am Himmel, der in einer anderen, unsichtbaren Welt ausbricht. Franks Garten war übervoll von dem im Frühling gepflanzten Gemüse – hohe Säulen mit Süßmais vor dem Barackenfenster, glänzende grünblättrige Paprika an der Ostseite des Hauses. Er pflanzte Russisch-Rote Tomaten, und er zeigte mir das Bild auf der leeren Samenpackung.
    «Beefsteaktomaten und Russisch-Rote, die pflanze ich dieses Jahr.»
    In der Nähe der Baracke stand auch ein winziger Papayabaum. Er hegte und pflegte ihn. Er hoffte, eines Tages einen Zimtapfelbaum großzuziehen. Barbara und Maurice Duggan, so sagte er, hätten einen Zimtapfelbaum gezogen. «Vielleicht der einzige im Land.»
    Sein Staunen war endlos; seine Augen glitzerten, wenn er vom Zimtapfelbaum sprach. (Ich wollte schon sagen, «seine Augen
leuchteten
», aber das Licht in ihnen war nicht das gleichmäßige Leuchten eines Planeten, es war gebrochenes Licht, wie es durch Nebel oder Feuchtigkeit oder ganz gewöhnliche Tränen dringt.)
    «Aber was ist mit deinem Manuskript?», fragte er. «Hast du es an Pegasus geschickt?»
    Als Denis Glover von der Caxton Press wegging, überließ er offenbar eine Handvoll meiner Erzählungen und Gedichte Albion Wright von Pegasus, der sie an mich weitersandte. Ich verbrannte sie sofort. Unter den Papieren war ein Brief von John Forrest an Denis Glover, in dem er erklärte, dass keine Hoffnung auf meine Genesung bestehe («Wenn ich an Sie denke, dann denke ich an van Gogh, an Hugo Wolf …»). Frank erklärte mir, Pegasus habe ein Gutteil der Arbeit der Caxton Press übernommen.
    Ich wusste, dass ich Frank nach seiner kühlen Aufnahme meiner Erzählung «Eine Heizdecke» nichts von dem Buch zeigen konnte. Der Form halber las ich ihm jedoch ein paar Zeilen des Anfangs vor, die ihm so gut gefielen, dass er vorschlug, ich solle sie als Gedicht an John Lehmann vom
London Magazine
senden. Um die Sache interessanter zu machen (wir hatten über den australischen Jux von
Zornige Pinguine und Ern Malley
gesprochen), schlug Frank vor, ich solle ein paar von meinen Gedichten zusammenstellen, und er würde sie an John Lehmann senden. Er suchte einen Namen für mich aus –
Sante Cruz
– und sagte feierlich, als wüsste ich es nicht: «Das heißt
Heiliger
und
Kreuz
.» In seinem Brief an John Lehmann erläuterte er, ich sei eine Frau von den pazifischen Inseln und neu in Auckland; mein Schreiben habe ihn beeindruckt. Die Antwort war freundlich. Die Gedichte, so sagte John Lehmann, seien erfrischend, neu; er hoffe, vielleicht mehr von meiner Arbeit zu sehen, wenn ich ein wenig mehr Englisch gelernt habe.
    Inzwischen half mir Frank, das Manuskript zu verpacken, und seine Sorge war so groß, dass er darauf bestand, mit mir zum Postamt zu gehen und zuzusehen, wie der Beamte die passenden Briefmarken aufklebte und den Umschlag in die Röhre warf.
    Zwei Wochen später bekam ich die Nachricht, dass Pegasus Press mein Buch angenommen hatte. Sie legten einen Vertrag bei, den ich unterschreiben sollte. Ich war verblüfft, erfreut und ängstlich, während Frank, der mit dem Ablauf des Schreibens und Veröffentlichens und mit der ganzen
Etikette
vertraut war, sagte: «Wir müssen feiern.» Er gab mehr aus, als er sich leisten konnte, und kaufte eine Flasche Vat 69, den wir an diesem Abend tranken.
    Der Sommer kam allzu schnell. Die Hitze hielt Tag und Nacht an. Ich schlief bei offener Barackentür und verhängte den Türeingang und das Fenster mit Musselin, um die Stechmücken aus dem Mangrovensumpf und vom Pupuke-See fernzuhalten. Nachdem ich mein Buch beendet hatte und wieder in die normale Alltagswelt geworfen war, wurde ich unruhig, unfähig, bei der Hitze zu arbeiten. Ich schrieb Gedichte, ein paar Erzählungen. Abends spielte ich Schach oder hörte von Neuem den Anekdoten und Gesprächen Franks und seiner Freunde zu, oder er und ich redeten über die Bücher, die wir lasen, aber wir beide wussten, dass sich ein fast unmerklicher emotionaler Gangwechsel vollzogen hatte, wir befanden uns nicht mehr auf dem gleichen Weg, die Flitterwochen waren vorüber. Ich wusste, es würde bald Zeit sein wegzugehen, und ich wollte nicht weggehen. Anfang, Mitte, Ende – wie oft hatten wir über die fiktionalen Prozesse gesprochen und darüber, wie schmerzlos und diskret sie sich ausdrücken ließen.
    Dann, eines Tages Anfang Dezember, kamen meine Schwester und ihr Mann unerwartet zu Besuch.

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