Ein Engel fuer Charlie
Zeit gedacht haben, dass ich ein Hinterwäldler bin.“
„Das habe ich nicht. Du hast mich in deinem Haus aufgenommen und alles mit mir geteilt, was du hattest. Was kann man mehr verlangen?“
„Ein wenig Klasse?“
Sie lachte. „Beruhige dich, du hast Klasse genug, Charlie.“
Seine Augen verdunkelten sich. „Das hast du absichtlich getan“, meinte er und spielte darauf an, dass sie seinen Namen gesagt hatte.
„Wir sind allein.“
„Abgesehen davon, dass über hundert Leute um uns herumlaufen.“
„Sie haben nichts gehört.“
„Ich mache mir keine Sorgen darum, was sie hören könnten.“
„Du meinst, man kann etwas sehen, wenn ich deinen Namen sage?“
Er schaute an sich hinunter und verzog leicht das Gesicht. „Normalerweise schon.“
Sie lachte. „Du bist vielleicht einer… Charlie.“
„Lass das, ich warne dich.“
„Charlie“, wiederholte sie, diesmal bewusst verführerisch.
„Du scheinst es herauszufordern.“
„Was denn, Charlie?“ neckte sie ihn und klapperte mit den Wimpern. „Komm, lass uns Schlittschuhlaufen gehen.“
„Geh schon vor, ich komme gleich nach.“
„In Ordnung.“ Sie zuckte die Schultern, lächelte selbstzufrieden und winkte ihm noch einmal zu, bevor sie aufs Eis lief.
12. KAPITEL
Der Tag verging wie im Fluge. Nach dem Schlittschuhlaufen und einigen Spielen, die für die Kinder veranstaltet wurden, gingen alle zum ChiliEssen und anschließend ins Gemeindehaus. Stark, die sich inzwischen in den Waschräumen des Gemeindehauses umgezogen hatte und nun einen schlichten schwarzen Hosenanzug mit kurzer Jacke trug, lernte Merediths Großeltern, Marian und Del Phillips, und viele andere Bewohner von Elmwood kennen. Sie war beeindruckt von der Herzlichkeit, mit der sie überall willkommen geheißen wurde.
Sie hatte zum ersten Mal in ihrem Leben das Gefühl, dazuzugehören und Teil einer Gemeinschaft zu sein.
Die Tatsache, dass sie schon bald ihr eigenes Restaurant leiten würde, machte sie stolz. Sie liebte die Herausforderung, die ihre Arbeit mit sich brachte. Sie konnte es kaum erwarten, die ersten Kritiken zu lesen. Das hier in Elmwood war etwas anderes. Das hier war eine Gemeinschaft. Familien verbrachten einen Tag zusammen, mit traditionellen Feiern voller Herzlichkeit, Spaß und echter Freude.
Noch vor einer Woche war sie mit ihrem Leben zufrieden gewesen, aber jetzt schien auf einmal etwas zu fehlen. Es kam ihr leer und ihre Ziele kamen ihr oberflächlich vor.
Wenigstens hatte sie noch heute Nacht. Und morgen.
Nachdem der Pfarrer der Gemeinde seine Predigt über den Sinn von Weihnachten gehalten und ihnen den Segen gegeben hatte, wurden Weihnachtslieder gesungen. Danach führten die Kinder ein Krippenspiel auf, und am Ende wurde eifrig applaudiert. Auch Meredith hatte darin eine kleine Rolle und kehrte nach dem Stück stolz zu ihrem Vater, Starla und den Großeltern zurück.
„Mein Liebling, du warst einfach großartig!“, lobte Marian ihre Enkelin und zog sie stolz in die Arme. „Du musst unbedingt einmal wieder zu uns kommen. Wie wäre es, wenn mir morgen Weihnachtsplätzchen backen würden?“
„Oh, ja“, jubelte Meredith und wandte sich dann ihrem Vater zu. „Daddy, darf ich heute bei Grandma schlafen? Dann können wir gleich ganz früh mit dem Backen anfangen.“
Charlie zuckte die Schultern. „Wenn Grandma und Grandpa nichts dagegen haben.“
Nachdem die Phillips eifrig bestätigten, dass sie sich freuen würden, Meredith einmal wieder bei ihnen zu haben, war die Sache geklärt. Charlie warf Starla einen viel sagenden Blick zu, der sie fast erröten ließ. Sie wusste nur zu gut, was er ihr sagen wollte. Diese Nacht würde ihnen ganz allein gehören.
Bei einem Punsch wurde dann noch geplaudert und gelacht, bis sich langsam die ersten Familien verabschiedeten. Meredith war bereits mit den Großeltern gegangen, als auch Charlie und Starla aufbrachen und von Russ wieder mit dem Schlitten nach Hause gefahren wurden. Auf dem Heimweg waren sie still und hingen ihren Gedanken nach. Charlie hatte bemerkt, dass die Räumarbeiten begonnen hatten. Trotz der schönen Stunden, die er heute verbracht hatte, wurde sein Herz plötzlich schwer, und er warf einen Blick zu Starla hinüber, die ebenfalls sehr nachdenklich aussah. Bald würde man den Laster abschleppen lassen können, und Starla würde sie verlassen. Für immer? stellte sich ihm die bange Frage. Um die letzten schönen Stunden nicht zu zerstören, wagte er nicht, darüber
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