Ein Engel mit kleinen Fehlern
Männer gleichzeitig.
"Mm. Dann sollten Sie mich füttern. Höllenangst ertrage ich nur mit vollem Magen."
Mike schwang das Beil. "Was immer Sie wollen, schöne Lady."
"Roastbeef auf Weizentoast", sagte sie und machte eine Kunstpause. "Kein Chutney."
Die beiden Männer lachten, und Rae staunte über sich selbst.
Sie hatte Spaß. Mit Detective Gabriel MacLaren. Das kann nicht sein, dachte sie, noch während ihr Herz zu klopfen begann.
Alles, aber nicht das. Wenn sie nicht aufpasste, würde sie noch anfangen, ihn zu mögen.
Das wäre schlecht.
"Was ist mit dir, Gabriel?" fragte Mike. "Das Übliche, oder möchtest du mal etwas Neues probieren?"
Gabriel hob warnend die Hand. "Oh nein. Du hast an mir genug herumexperimentiert. Ich bleibe beim Üblichen. Und zwei Kaffee, bitte."
Rae wollte einen Kaffee. Aber sie wollte ihn nicht, wenn Gabriel wollte, dass sie ihn wollte. Absurd? Ja, sicher. Doch wenn sie ihn für sie entscheiden ließ, gab sie ein Stück ihrer Unabhängigkeit auf. Gabriel MacLaren war wie eine Naturgewalt. Sie musste Acht geben, sonst packte er sie und riss sie mit sich fort.
"Ich möchte lieber einen Eistee, wenn Sie den haben", sagte sie und warf Gabriel einen Blick zu.
Er verzog den Mund. Er wusste, was sie dachte, und auch, warum sie es dachte.
Nur mit Mühe riss sie sich von ihm los. Mike beobachtete sie beide mit einem Ich-weiß-was-hier- läuft-Ausdruck auf dem runden Gesicht.
"Oh nein", sagte sie zu ihm.
"Oh doch", erwiderte er.
"Ganz sicher nicht."
"Was soll das?" fragte Gabriel.
Mike lächelte Rae zu. "Sehen Sie? Ich habe Ihnen doch gesagt, dass er nicht der Schlaueste ist. Aber irgendwann fällt selbst bei ihm der Groschen."
Mike wickelte die Sandwiches ein und legte sie in eine große weiße Tüte, auf der in Pink Brenda's Hairstyling stand.
Rae zog eine Braue hoch. "Brenda's Hairstyling?"
"Werbung", erklärte Mike. "Sie ist meine Nichte."
"Sie sind ein netter Mann."
In gespieltem Entsetzen hob er die Hände. "Bitte, verraten Sie es niemandem, sonst ist mein Ruf ruiniert. Schaff sie hier heraus, MacLaren. Und blamier mich nicht, ja? Sie kennt meinen Namen."
"Und ich mache Sie verantwortlich", sagte Rae.
"Sie können jederzeit wiederkommen", schmunzelte der Hüne. "Und den da brauchen Sie nicht mitzubringen."
"Danke." Lächelnd gab sie ihm die Hand.
"Kommen Sie", sagte Gabriel. "Ich war jetzt lange genug brav."
Er führte sie durch eine Seitenstraße zu einem kleinen Park, der versteckt zwischen zwei Bürogebäuden lag. Ein Blumenmeer kräuselte sich im Wind, und zwei große Hartriegel sorgten für schattige Inseln im Grün.
"Ich arbeite seit sechs Jahren in dieser Stadt, aber diesen Park kannte ich nicht", sagte Rae staunend und setzte sich auf den Rasen. "Schön, sehr schön,"
Gabriel sah sie an. Sie wirkte entspannt. Ihre sherrybraunen Augen leuchteten, und die Brise spielte in ihrem Haar.
Unwillkürlich hielt er den Atem an, so hinreißend fand er diese Frau. Das wunderte ihn noch immer. Er kannte hübschere Frauen. Er kannte Frauen, die klug und unabhängig und sinnlich waren. Doch erst jetzt war ihm eine begegnet, die ihn so sehr beeindruckte, dass er es kaum fassen konnte.
"Ja, es ist schön", sagte er und setzte sich neben sie.
Mit jeder Faser ihres Körpers nahm Rae seine Nähe wahr.
Und sie reagierte mit jeder Faser darauf. Die Sonne schien plötzlich heller als sonst, die Brise strich wärmer über ihre Haut, und Gabriels einzigartiger Duft verband sich auf exotische Weise mit der Blüten um sie herum.
Sie musste etwas tun, bevor sie der Versuchung nachgab, sich an ihn zu lehnen. Hastig nahm sie ihm die Tüte ab und holte ein Sandwich heraus. Es sah nicht nur lecker aus, es schmeckte auch. Genießerisch schloss sie die Augen.
"Oh Junge", schwärmte sie. "Der Mann weiß, wie man ein Sandwich macht."
Gabriel hörte auf zu kauen, als er ihr verzücktes Gesicht sah.
"Mike ist ein toller Bursche", sagte er, um sich abzulenken.
"Er hat es nicht leicht gehabt. Er hat seine Jugendliebe geheiratet und war zwölf Jahre glücklich verheiratet. Vor zwei Jahren hat er sie an den Krebs verloren. Eine Weile dachte ich, er verkraftet es nicht. Doch er hat es geschafft. Er sagt immer, das Leben ist ein harter Job. Und noch härter, wenn man allein lebt."
Raes Augen wurden feucht. Rasch biss sie in ihr Sandwich.
Als sie den Kopf hob, starrte Gabriel zu den Zweigen über ihnen hinauf.
"So viele Leute heiraten, lassen sich scheiden und hassen einander die
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