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Ein Engel mit kleinen Fehlern

Ein Engel mit kleinen Fehlern

Titel: Ein Engel mit kleinen Fehlern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wendy Haley
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war. Sie wollte hart und unabhängig sein und hatte darüber ganz vergessen, dass sie auch eine Frau war.
    Und genau das war das eigentlich Faszinierende an ihr.
    "Das hier ist wirklich die eigenartigste Beschattung, von der ich je gehört habe", sagte Rae.
    "Stimmt. Aber wir sind flexibel. Wir tun, was die Situation erfordert."
    "Selbst Sie müssen hin und wieder schlafen."
    "Stimmt auch", erwiderte er. "Aber dann wird jemand mich vertreten, bis ich wieder im Dienst bin."
    Polizisten, dachte sie wütend. Wenn man nicht tat, was sie wollten, schikanierten sie einen, bis man weich wurde.
    "Aber eins lasse ich mir nicht nehmen", fuhr er lächelnd fort.
    "Ich werde Sie persönlich festnehmen."
    "Was soll das, Detective? Gibt es etwa mittlerweile ein Gesetz gegen das Joggen? Mit welcher Begründung wollen Sie mich denn einsperren?"
    Mit welcher Begründung? Verdammt, er wollte sie
    einsperren, damit er sie ganz für sich allein hatte und in Ruhe überlegen konnte, warum diese Frau ihm so unter die Haut ging.
    Sicher, er begehrte sie. Aber da war noch etwas, und das war neu: Der Wunsch, sie bis auf den tiefsten Grund ihrer Seele kennen zu lernen.
    Dass ausgerechnet Rae Ann Bo
    udreau in einen Fall
    verwickelt war, der ihn seinen Beruf kosten konnte, war eine besonders bittere Ironie des Schicksals.
    "Kommen Sie, Rae", rief er. "Ich lade Sie zum Abendessen ein."
    Rae atmete schneller. Das konnte nur an der Anstrengung liegen, keinesfalls an der Aussicht, noch mehr Zeit mit Gabriel MacLaren zu verbringen.
    "Wollen Sie mich bestechen, Detective?"
    "Ganz genau."
    "Ich bin unbestechlich." Sie sah ihn an, der Pferdeschwanz wehte im Wind, und plötzlich malte er sich aus, wie sie in einem, nein, seinem Bett lag, das kastanienbraune Haar auf dem Kissen ausgebreitet.
    "Rae..."
    "Nein", keuchte sie. "Was immer Sie sagen wollten, die Antwort lautet nein."
    Ab da schwieg sie eisern. Er fuhr weiter neben ihr her und ließ das Blaulicht kreisen, wann immer ihn jemand zu behindern drohte.
    Vor ihnen tauchte das Haus auf, in dem Rae wohnte. Die untergehende Sonne ließ die weiße Fassade orange wirken. Rae rannte schneller.
    Aber Gabriel gab nicht auf. Er überholte sie, als sie auf den Weg zum Eingang einbog. Er musste erst parken, und wenn sie sich beeilte ...
    "Vergessen Sie es, Rae", sagte er und lief an ihr vorbei. Ganz locker und mühelos. Sie dagegen hatte schon eine Meile hinter sich.
    Er hielt ihr die Tür auf. Mit erhobenem Kopf eilte sie ins Haus. Er holte sie erneut ein und drückte auf den Fahrstuhlknopf.
    "Was für ein Gentleman", fauchte sie.
    "Man hat mir gute Manieren beigebracht, Honey."
    Rae öffnete den Mund, doch bevor sie etwas erwidern konnte, ging die Fahrstuhltür auf, und vor ihr stand Marlene Britton, die schlimmste Klatschtante der Stadt. Vielleicht sogar der ganzen USA. Wenn es nichts zu klatschen gab, erfand Marlene einfach etwas. Als Single, noch dazu ein wenig auskunftsfreudiger, war Rae seit Jahren eins ihrer bevorzugten Opfer.
    Mrs. Britton schaute von Rae zu Gabriel und zurück. In ihrer perfekten Frisur bewegte sich kein einziges Haar. "Rae, Liebes!"
    rief sie. "Sie mit einem Mann! Endlich haben Sie beschlossen, Ihre selbst gewählte Enthaltsamkeit zu beenden!"
    "Ach, wissen Sie", erwiderte Rae und warf der Wasserstoffblondine einen Blick zu, der sie hätte gefriertrocknen müssen. "Er ist kein Mann. Er ist Polizist und hat mich festgenommen. Jetzt habe ich Hausarrest."
    Marlenes Mund öffnete und schloss sich geräuschlos.
    "Weswegen ... hat er Sie denn festgenommen?" brachte sie schließlich heraus.
    "Prostitution", antwortete Rae.
    "So viel zur Enthaltsamkeit", murmelte Gabriel und biss sich auf die Unterlippe, um nicht zu lachen. Rae mochte die Frau nicht, das war klar, und sie wurde auch allein mit ihr fertig.
    Doch dann trat er zwischen die beiden. Rae war ihr Ruf vielleicht egal, aber ihm nicht.
    "Sie macht nur Spaß, Ma'am", sagte er.
    "Wirklich?" Marlene hob eine sorgfältig gezupfte Braue.
    "Wirklich."
    "Sind Sie Polizist?"
    "Ja, Ma'am."
    Ihre stahlgrauen Augen schienen ihn durchbohren zu wollen.
    "Und haben Sie sie festgenommen?"
    "Die einzige Frau, die ich in letzter Zeit festgenommen habe, war eine namenlose Unbekannte", erwiderte er, ohne mit der Wimper zu zucken.
    "Aha." Sie wandte sich wieder an Rae. "Liebes, Sie sollten mit diesen kindischen Spielchen aufhören. Wir wollen doch nur, dass Sie einen netten Mann finden."
    "Wer hat gesagt, dass er ein netter Mann ist?" zischte Rae und

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