Ein Engel mit kleinen Fehlern
betrat die Fahrstuhlkabine.
Gabriel streckte den Arm aus, damit die Tür sich nicht hinter ihr schließen konnte. Dann folgte er ihr und hielt den Öffnungsknopf gedrückt. "Sie müssen ihr vergeben, Ms. ..."
"Für Sie Marlene", säuselte sie.
"Ma'am, nehmen Sie es ihr nicht übel. Rae hatte ein schweres Leben, und es fällt ihr schwer, sich ihren Mitmenschen zu offenbaren."
"Dass ich nicht lache", sagte Rae.
"Aber ich beabsichtige, das zu ändern", fuhr Gabriel fort.
Marlene Britton schien es eilig zu haben, und er wusste, dass diese Begegnung ihr Stoff für Wochen liefern würde. Plötzlich ritt ihn der Teufel. Er ließ den Knopf los und zog Rae an sich.
Sie holte Luft, um zu protestieren, und er nutzte seine Chance.
Sein Kuss schockierte sie so sehr, dass sie vergaß, die Augen zu schließen. Das Letzte, was sie sah, bevor die Tür sich schloss, war Marlenes verblüfftes Gesicht.
"He", keuchte sie und schob ihn von sich. "Was ..."
"Halten Sie den Mund", befahl er. "Ich schütze nur Ihren Ruf."
"Was?"
Gabriel war es egal, ob seine Antwort Sinn machte oder nicht. Das hier hatte als Scherz begonnen, doch jetzt war es ihm verdammt ernst. All die überwältigenden, verwirrenden Emotionen, die sie in ihm geweckt hatte, stürmten auf ihn ein, und ihn interessierte nur, dass er Rae in den Armen hielt.
"Hören Sie, MacLaren ..."
"Sie reden zu viel", sagte er nur.
Dann beugte er sich vor, fasziniert von dem winzigen Grübchen an ihrem Mundwinkel. Ihre Augen registrierten seine Nähe und spiegelten das Verlangen wider, das er empfand. Ihr Mund wurde sanft, die Lippen öffneten sich, als wollten sie ihn einladen. Kein Mann, der bei Verstand war, hätte sich diese Gelegenheit entgehen lassen.
Gabriel hatte immer gute Reflexe besessen.
Er umfasste ihren Pferdeschwanz und presste seinen Mund auf ihren. Sie schmeckte himmlisch. Er neigte den Kopf und tastete mit der Zunge nach ihrer.
Rae seufzte, als er mit der freien Hand über ihren Rücken strich und dabei die Finger zugleich zärtlich und besitzergreifend spreizte. Noch nie hatte jemand sie so berührt.
Noch nie hatte sie sich so gefühlt wie jetzt, heiß und kalt und zitternd vor Erregung.
Sie seufzte wieder, als seine Zunge über die empfindlichen Innenseiten ihrer Lippen und dann an den Zähnen entlang glitt.
Ein leidenschaftliches Pulsieren durchlief ihren ganzen Körper.
Das bin ich nicht, dachte sie benommen. Ich reagiere nicht so. Nein, nein. Aber sie tat es. Alles in ihr war entflammt, und jedes Züngeln, jedes Auflodern des Feuers war allein Gabriel MacLaren zu verdanken.
Mit beiden Händen tastete sie über seine breite Brust und die muskulösen Schultern, bevor sie die Finger in sein dichtes dunkles Haar schob und sich an ihm festhielt, während er sie in eine Welt entführte, in der es nichts als Sinnlichkeit gab.
"Wow", flüsterte er und hob den Kopf, um nach Luft zu schnappen.
Sie wühlte in seinem Haar. "Du redest zu viel."
Gabriel widersprach nicht. Rae in den Armen zu halten war so erregend, wie er es sich ausgemalt hatte, und er wollte sie nur noch küssen. Er presste sie an sich.
Ein melodisches Läuten verkündete, dass sie das gewünschte Stockwerk erreicht hatten. Ohne Rae loszulassen, drückte Gabriel auf den Knopf, der die Tür geschlossen hielt.
"Wo waren wir gerade?" murmelte er.
Doch Rae war jäh in die Wirklichkeit zurückgekehrt. Sie riss sich von ihm los und brachte hastig ihre Frisur in Ordnung. Aber ihre Gefühle waren nic ht so leicht zu ordnen. Entsetzen und Verlegenheit vermischten sich mit dem Verlangen, das sie auch jetzt noch durchströmte.
"Mach die Tür auf", sagte sie.
"Rae..."
"Sag nichts", bat sie. "Das hier ist peinlich genug."
"Was ist an einem Kuss peinlich?"
Sie verschränkte die Arme. "Hast du nie von dem gehört, was man Interessenkonflikt nennt?"
"Sicher, aber das hier ..."
"Ist einer."
"Verdammt, Rae."
"Öffne die Tür."
Gabriels Blick fiel auf den Knopf für den Nothalt. Es würde etwa zwei Stunden dauern, bis man sie hier herausholte. Zwei Stunden allein in einem Fahrstuhl mit Rae Ann ... Aber nicht mit der Rae Ann, die jetzt vor ihm stand.
Mit einem leisen Fluch nahm er den Daumen vom Knopf.
Die Tür glitt auf. Rae eilte hinaus und drehte sich zu ihm um. Ihr Blick war ablehnend, doch im Hintergrund flackerte noch immer das Verlangen.
Etwas Wichtiges war geschehen. Er wusste es. Sie wusste es.
Aber Rae war trotzig und hätte es selbst dann nicht zugegeben, wenn es auf ihrer Stirn
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