Ein Engel mit kleinen Fehlern
nahm.
"Warum hast du nie versucht, deinen Führerschein zurückzubekommen?" fragte er.
Verblüfft starrte sie ihn an. "Woher weißt du das? Schon gut.
Du bist Polizist. Du schnüffelst regelmäßig im Privatleben anderer Leute herum."
"Dass dir der Führerschein entzogen wurde, ist ja wohl kaum privat zu nennen. Außerdem wirst du polizeilich observiert, also ist dein Leben ein offenes Buch."
"Das bezweifle ich, Detective."
Er warf ihr einen Blick zu. "Vor sechs Jahren hast du ein Strafmandat nach dem anderen bekommen, wegen Parkens an einem Hydranten bis zu rücksichtsloser Fahrweise. Die Quittung war ein Jahr Führerscheinentzug."
"Stimmt."
"Das ist nichts, dessen du dich schämen müsstest. Du wurdest gerade geschieden. Emotionaler Stress."
"Genau", bestätigte sie trocken.
Anstatt ihm zu erzählen, wie es wirklich gewesen war, schwieg sie. Es tat ihr noch immer weh. Nicht wegen des Führerscheins, sondern weil ihr Sinn für Gerechtigkeit verletzt Worden war.
Ihr Exmann und seine Kollegen hatten sie monatelang schikaniert. Mindestens einmal pro Woche wurde sie von einer Verkehrsstreife angehalten. Natürlich hatte sie sich beschwert, aber gegen die Aussage eines Polizisten hatte sie keine Chance gehabt.
Dass sie letztendlich genug Beweise gehabt hatte, um zum Captain ihres Exmanns und sogar zum Commissioner zu gehen, spielte keine Rolle mehr. Ihr Idealismus war dahin gewesen, und sie hatte sich nie davon erholt.
"Einen Penny für deine Gedanken", sagte Gabriel.
Sie blinzelte. "Meine Gedanken sind wesentlich mehr wert als einen Penny."
"Hm."
"Detective, Sie glauben doch nicht etwa, dass ich unlautere Gedanken hege, während Sie Ihre Pflicht erfüllen?"
"Niemals."
Sie schenkte ihm ein geheimnisvolles und ungemein feminines Lächeln. Die Frau war wirklich raffiniert. Vermutlich konnte ihr Exmann davon ein Lied singen.
"Wir sind da", verkündete er.
Erstaunt sah sie ihn an. Woher wusste er, wohin sie wollte?
Aber sie sagte nichts. Er sollte seinen Triumph nicht auch noch auskosten können.
Gabriel schaute an der imposanten Backsteinfassade hinauf.
"Ich kenne ihn. Ich habe schon viele seiner Mandanten festgenommen. "
Rae wünschte, er wäre kein Polizist. Er hatte immer nur mit Menschen wie Peter Smithfield zu tun, und das hatte ihn geprägt.
"Ich ..." begann sie. Dann seufzte sie. "Schon gut, vergiss es."
Sie wandte sich ab, doch er nahm einfach ihre Hand. Sein Daumen strich über ihre Finger, ganz gemächlich, und sie fühlte sich, als würde er sie dort streicheln, wo sie es sich insgeheim ersehnte.
"Was denn?" fragte er.
Seine Stimme war wie eine Berührung. Eine Frage, ein Streicheln, und schon war ihr alles andere egal. Es war nicht nur Verlangen. Wann immer sie seine Haut an ihrer spürte, öffnete sich ihm ihr Herz, und der Rest ihres Körpers folgte, ob sie es wollte oder nicht.
Wollte sie ihn? Ja. Wollte sie, dass er sie wollte? Oh nein.
Sie zog die Hand aus seiner. "Ich muss arbeiten."
"Ich hindere dich nicht daran."
Rae stieg aus, solange sie es noch konnte.
Es dauerte nur wenige Minuten, die Unterlagen aus der Kanzlei zu holen, doch als sie zurückkehrte", waren die Barrieren, die Gabriel niedergerissen hatte, wieder an Ort und Stelle.
Sie hoffte, es würde so bleiben. Würde sie sich doch nur nicht immer im unverwechselbaren Blau seiner Augen verlieren ...
"Wohin, Chefin?" fragte er lächelnd.
"Zum Flughafen." Sie sah auf die Uhr. "Ich habe es eilig.
Ich..." Ihr Kopf wurde nach hinten geworfen, als er mit quietschenden Reifen anfuhr.
"Willst du das Blaulicht aufs Dach setzen?" Er strahlte wie ein kleiner Junge.
Seine Begeisterung war ansteckend. "Gern!"
Sie erreichten den Flughafen in Rekordzeit.
"So etwas muss ich mir unbedingt besorgen", sagte Rae lachend und zeigte auf das Blaulicht.
Gabriel sah sie an und seine Knie wurden weich. Rae schien von innen zu glühen. Warum? Weil er in halsbrecherischem Tempo mit ihr durch die Stadt gerast war.
Noch nie hatte eine Frau ihn so fasziniert. Wenn sie ihn allein mit ihrem Lachen aus der Fassung brachte, was würde ihre Leidenschaft aus ihm machen?
Zum Glück war sie bereits ausgestiegen, als er nach ihr greifen wollte. Hastig zog er die Hand zurück und legte sie auf das Lenkrad, als sie sich durch das offene Fenster beugte, "Warte hier", sagte sie. "Ich bin gleich zurück."
Er nickte. Kaum war sie im Terminal verschwunden, folgte er ihr. Sie nicht aus den Augen zu verlieren war kein Problem.
Wenn er sie nicht sah,
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