Ein erregender Verdacht - Baccara Bd 1493
Türen öffneten und sie den Fahrstuhl betrat. Sie sah Matt nicht an, als sie auf den Knopf drückte und sich die Türen schlossen.
„Ich will mit Frauen nichts mehr zu tun haben“, sagte Matt und ließ sich in seinen Schreibtischsessel fallen.
„Was?“ Noah sah ihn verblüfft an. „Das sagt Bostons gefragtester Junggeselle? Das darf doch wohl nicht wahr sein.“
Es war an einem Montagmorgen in Matts Büro von Whittaker Enterprises. Noah hatte ihm gerade ein paar Unterlagen gebracht, die noch ungelesen vor Matt lagen. Er stand vor ihm und hatte die Arme vor der Brust gekreuzt. Trotzdem wirkte er gut gelaunt und entspannt.
Er sieht aus wie jemand, der das ganze Wochenende im Bett verbracht hat. Und zwar nicht allein. Matt dagegen hatte sich nach dem Desaster mit Lauren in seiner Wohnung verkrochen und dumpf vor sich hin gebrütet. Die schlechte Laune hatte er leider auch am Montagmorgen mit ins Büro gebracht, und jeder sah es.
„Nein, das ist mein voller Ernst“, antwortete er jetzt auf die Bemerkung seines Bruders. „Ich verstehe die Frauen einfach nicht.“
Noah lachte. „Du hörst dich genau an wie ein Mann, der verliebt ist. Genauso habe ich auch reagiert, bis mir dann endlich aufging, dass ich Kayla heiraten wollte.“
„Du bist ja verrückt“, brummte Matt.
Noah war in der Familie dafür bekannt, dass er alles nicht so ernst nahm und für jede Lebenslage eine Bemerkung zur Hand hatte.
Noch nie hatte Matt sich so mies gefühlt, vor allem nicht wegen einer Frau. Das konnte nun wirklich nichts mit Liebe zu tun haben.
„Nein, mein Lieber, du bist verrückt“, sagte Noah lächelnd. „Du bist wahnsinnig verliebt, das ist alles.“
„Bist du eigentlich gekommen, um mit mir über Whittaker Enterprises zu sprechen? Oder hat man dich neuerdings hier als Psychologen engagiert?“
Noah lächelte flüchtig. „Ich bin gekommen, um dir zu helfen. Das ist schließlich Tradition in unserer Familie.“
„Was?“
„Lass gut sein. Ich will nur sagen, dass ich dich am Sonnabend zum ersten Mal in einer solchen Situation erlebt habe. Dass du dich mit einem anderen wegen einer Frau geprügelt hast. Und ausgerechnet mit dem Mann, dessen Trauzeuge du vor fünf Jahren hättest sein sollen.“
„Glaub mir, das Ganze ist mir ganz schön peinlich.“ Obgleich Parker es wirklich verdient hatte.
„Das ist doch normalerweise nicht dein Stil“, meinte Noah und grinste. „Üblicherweise bist du nicht aus der Ruhe zu bringen.“
Matt nickte düster. „Ja, ich weiß. Und mein Ruf als kühler, undurchschaubarer Geschäftsmann hat sicher ordentlich gelitten. Ich habe mir die Zeitungen heute Morgen lieber gar nicht erst angesehen.“
An diesem Bild von sich selbst hatte er lange gearbeitet. Seinen Verhandlungspartnern war er normalerweise ein Rätsel, sie wussten nicht, wie sie ihn einschätzen sollten. Das verschaffte ihm große Vorteile.
„Ich dachte immer, ich sei der Heißsporn der Familie“, spottete Noah. „Aber ehrlich gesagt, gebe ich den Titel gern an dich ab.“
„Wie großzügig!“
Noah sah seinem Bruder jetzt ernst in die Augen. „Lauren sah sehr verärgert aus.“
Sehr verärgert war noch untertrieben. Matt mochte sich nicht an ihren Gesichtsausdruck erinnern. Sie wirkte wütend, verletzt und fassungslos.
„Aber ich kann verstehen, dass du dich ihretwegen geprügelt hast.“ Noah machte ein schwärmerisches Gesicht und schnalzte mit der Zunge. „Sie hat wirklich was.“
Matt zog die Augenbrauen zusammen. „Hör auf! Du bist verheiratet!“
„Und du nicht!“ Noah lachte und hob abwehrend die Hände. „Und jetzt fang nicht an, mit mir zu streiten. Ich weiß, was ihr geschniegelten Vorstandstypen mit den Fäusten anrichten könnt.“
Matt ließ den Kopf nach hinten sinken. Noahs scherzhafte Bemerkungen trafen oft genau ins Schwarze und zwangen den Getroffenen zu reagieren, was Noah auch beabsichtigte.
„Sie hat gesagt, sie will nichts mehr von mir wissen.“
Noah grinste. „Und was hast du zu mir gesagt, als ich mit dem gleichen Problem zu dir kam? Das gibt sich wieder . “
Später, als Noah gegangen war, dachte Matt darüber nach, was sein Bruder ihm auf den Kopf zu gesagt hatte. War er wirklich in Lauren verliebt?
Er setzte sich wieder gerade hin. Bisher hatte er es nicht gewagt, die Gedanken in diese Richtung wandern zu lassen. Denn das war nicht ganz ungefährlich, weil er sich dann über manches Rechenschaft ablegen musste, was er vor sich selbst lieber verschwiegen
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