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Ein Erzfeind zum Verlieben

Ein Erzfeind zum Verlieben

Titel: Ein Erzfeind zum Verlieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alissa Johnson
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würde. Doch als sich hinter Whit eine Tür öffnete und Mirabelle einen Blick auf bronzefarbene Seide und graues Haar erhaschte, entschied sie sich für etwas anderes.
    Etwas Gemeines, Kindisches und entsetzlich Ungerechtes.
    Etwas einfach Perfektes.
    Sie ließ los, trat einen Schritt zurück und hob die Hände. »Das könnte ich unmöglich tun, Whit. Bitte, es ist bestimmt nicht sicher.«
    »Was zum Teufel willst du …?«
    »Whittaker Vincent! Ermutigst du etwa gerade Mira, mit dieser schauerlichen Maschine zu fahren?«
    Beim Klang der Stimme seiner Mutter, die ihn – was nie etwas Gutes verhieß – mit seinen beiden Vornamen ansprach, erbleichte und errötete Whit, kniff die Augen zusammen und starrte Mirabelle zornig an.
    »Das wirst du teuer bezahlen«, zischte er.
    Durchaus wahrscheinlich, gestand sie sich ein. Aber das war es wert.
    Whit drehte sich um und schenkte seiner Mutter ein Lächeln. Sie war eine kleine Frau mit ebenso blauen Augen wie ihre Kinder und dem rundlichen Gesicht, das sie von ihrem eigenen Vater geerbt hatte. Sittsam gekleidet, mit rosigen Wangen und sanfter Stimme, erinnerte sie an eine gütige Tante oder auch die jüngere Ausgabe ihrer lieben Großmama. Der Schein täuschte, was Lady Thurston schon vor langer Zeit weidlich auszunutzen gelernt hatte.
    Whit schluckte. »Natürlich nicht. Ich habe …«
    »Willst du damit andeuten, ich sei alt?«, fragte Lady Thurston.
    »Ich …« Verwirrt und auf der Hut nahm Whit seine Zuflucht zu Schmeicheleien. »Du bist der Inbegriff der Jugend, Mutter.«
    »Sehr hübsch ausgedrückt. Aber bist du dir sicher? Mein Gehör ist also nicht geschwächt? Meine Augen?«
    Eine Pause entstand, als er die List durchschaute, und dann eine weitere, als er begriff, dass er wohl oder übel in die Falle gehen musste. Mirabelle hatte ihre liebe Not, nicht laut aufzulachen.
    »Keineswegs, dessen bin ich mir sicher«, brachte er schließlich heraus.
    »Ich bin erleichtert, das zu hören. Einen Moment lang dachte ich, du würdest mir womöglich sagen, ich hätte die Situation falsch eingeschätzt. Das kann nämlich vorkommen, wenn man alt wird und die Sinne stumpf werden. So etwas muss äußerst verstörend sein.«
    »In der Tat«, murmelte Whit.
    »Da wir dieses Missverständnis nun aufgeklärt haben, entschuldige dich bei Mira, Whit, und schaff dieses Ding fort. Ich dulde es nicht, dass sich einer meiner Gäste den Kopf aufschlägt.«
    Mirabelle, die in diesem Moment mit Lady Thurston ungemein zufrieden war, steckte den Kopf hinter Whits Schulter hervor.
    »Was ist, wenn Miss Willory eine Fahrt unternehmen möchte?«, erkundigte sie sich mit Unschuldsmiene.
    Lady Thurston schien einen Moment lang darüber nachzusinnen. »Nein, Kopfverletzungen bluten heftig. Und meine Teppiche sind mir lieb und teuer.«
    Mirabelle lachte und sah Lady Thurston nach, die in einem Wirbel bronzefarbener Röcke davonrauschte. »Ich warte, Whittaker Vincent.«
    Whit fuhr zu ihr herum. »Worauf?«, blaffte er.
    »Natürlich auf deine Entschuldigung.«
    »Schön. Dann warte weiter.«
    Sie lachte, wandte sich zum Gehen und malte sich zufrieden aus, wie er ihr zornig hinterherstarren würde, bis sie außer Sichtweite war.
    Ein Ruck durchfuhr sie, als er sie am Arm packte und zu sich herumwirbelte.
    »Oh, wir sind hier noch nicht ganz fertig, Kobold.«
    Geh einfach. Lass es sein.
    Whit wusste, dass dies das Beste war, aber obgleich die kleine Stimme der Vernunft ihn dazu drängte, verlangte die lautere und unendlich verlockendere Stimme des Stolzes nach Rache. Damit einher ging der süße und verführerische Gedanke, dass er diese Rache ebenso gut genießen könnte.
    Mirabelle war an diesem Nachmittag nicht die Einzige auf Haldon Hall, die sich mit schlechter Laune herumschlug.
    Whit hatte die vergangenen drei Tage auf einem seiner kleineren Güter verbracht und einen Streit geschlichtet, in dem es um zwei Pachtbauern, einen zerbrochenen Zaun, eine Milchkuh, einen unfähigen Aufseher und – wenn er sich nicht sehr täuschte – ein gewisses hübsches Schankmädchen ging, das mit dem Streit wahrscheinlich mehr zu tun hatte als der Zaun, die Kuh oder der Aufseher.
    Während des ganzen Vorgangs hatte er sein Temperament gezügelt, und das hatte er erneut getan, als er in der vergangenen Nacht sehr spät nach Hause zurückgekehrt war, um zum wiederholten Male festzustellen, dass seine Schwester noch auf war und sich in ihrem Zimmer zu schaffen machte, ohne eine annehmbare Erklärung für ihr

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