Ein Fall für die Schwarze Pfote: Geld oder Leben! (German Edition)
uns nach Schulschluss im Direktorat!« Das war das Letzte, was sie noch sagen konnte, bevor die Tür zum Klassenzimmer aufgerissen wurde und alle nach draußen strömten.
Fips und Charlotte warteten bereits auf Merlin an der Ausgabe des kleinen Schulkiosks. Fips hatte sich seinen Lieblings-Pausensnack gekauft. Einen Hotdog mit Gurke, Ketchup und Erdnussbutter. Als Krönung verzierte er den mit einer Handvoll Marshmallows.
»Ob man alles zusammen isst oder hintereinander, ist doch egal. Im Magen kommt sowieso alles wieder zusammen«, sagte er.
Charlotte knabberte an einer geschälten Karotte. Die Haushälterin der Gymnichs gab ihr immer besonders gesunde Sachen mit in die Schule.
»Die Schimmsel hat dich neuerdings ja ganz schön auf dem Kieker«, begrüßte Charlotte Merlin.
»Obwohl ich ihre Frisur nach Mozarts Einsatz eigentlich gar nicht so schlecht fand«, sagte Merlin lachend. »Aber jetzt erzähl schon. Was hast du für Neuigkeiten?«
»Also, passt auf«, sagte Charlotte. Dabei flüsterte sie so leise, dass die drei ihre Köpfe enger zusammenstecken mussten. »Das Stück Stoff, das Hugo uns gebracht hat, war ein Volltreffer!«
Sie machte eine Pause, biss in ihre Karotte und blickte den Jungs verschwörerisch in die Augen.
Fips hüpfte von einem Bein auf das andere. »Jetzt mach’s nicht so spannend«, sagte er.
»Ich hab den Stoff eingescannt und auf meinem Laptop 200-fach vergrößert. Im Internet habe ich eine Datenbank gefunden, in der fast alle Stoffe archiviert sind, die es gibt. Mit Beschreibung und Fotos. Ich habe die Bilder einfach mit dem Stück Stoff verglichen.«
»’ne Datenbank für Stoffe?« Fips verzog das Gesicht, als hätte er in eine Zitrone gebissen. »Das ist doch Mädchenkram.« Schnell schob er sich den Rest seines süßsauren Hotdogs in den Mund und redete mit vollem Mund weiter. »Hey Charlie, vielleicht solltest du noch eine Datenbank für Nagellack machen!«
»Du wirst lachen, die gibt’s schon«, antwortete Charlotte. »Im Netz findet man zu fast allem ausführliche Datenbanken. Die werden von Usern auf der ganzen Welt akribisch angelegt.«
Fips verdrehte die Augen und machte ein verzweifeltes Gesicht. »User? Akribisch? Kannst du denn mal so sprechen, dass man auch was versteht!«
»Computernutzer, höchst gewissenhaft«, übersetzte Charlotte und fuhr fort: »Unseren Stoff habe ich schnell gefunden. Erstens ist es ein sehr seltenes wasserfestes Material. Das konnte ich an der Faserstruktur und dem Webmuster erkennen. Und er ist aus einem hellblauen Spezialfaden gewebt.«
Merlin verstand nur Bahnhof. »Und, wie finden wir jetzt raus, woher der Stoff kommt?«
»Schon passiert«, verkündete Charlotte stolz. »Es gibt nur ein einziges Kleidungsmodell in Deutschland, für das man den Stoff verwendet. Eine Anglerhose der Firma Seemannsgarn. Und im Umkreis von 200 Kilometern werden die nur hier in Hommelsdorf verkauft. Bei Fischers Fritze!«
Fischers Fritze war ein kleiner Laden mit Fischerei- und Anglerbedarf. Er gehörte Herrn Sörensen und befand sich in der Brückengasse Nummer vier in einem typischen, kleinen Altstadthäuschen. Weil Herr Sörensen genauso gemütlich war wie der Sport, den er ausübte, hatte sein Geschäft nur samstags geöffnet.
Merlin konnte nicht wirklich verstehen, wie man sich für diesen Sport begeistern konnte. Im letzten Sommer war er mit seinem Vater bei Fischers Fritze gewesen, um ein paar Angelköder zu kaufen. Danach hatten sie fünf Stunden am Ufer der Hommel gesessen, dem Flüsschen, das mitten durch Hommelsdorf floss. Aber sie hatten vergeblich darauf gewartet, dass ein Fisch anbiss.
»Das heißt, dass die Täter höchstwahrscheinlich aus Hommelsdorf oder der näheren Umgebung kommen«, sagte Charlotte.
»Mann, Charlie, du bist echt unschlagbar!«, rief Fips.
»Das kann ich später Hauptkommissar Premmberger erzählen«, sagte Merlin aufgeregt. »Ich muss gleich nach der Schule zur Zeugenaussage auf die Polizeiwache.«
»Ich denke, das hat noch ein bisschen Zeit.« Charlotte legte ihre Hand auf Merlins rechten Unterarm und grinste. »Morgen ist Samstag. Vielleicht sollten wir uns erst mal selbst bei Fischers Fritze umhören.«
Bevor Merlin antworten konnte, kündigte die Schulglocke das Ende der Pause an.
Nach der letzten Stunde verabredeten sich Charlotte, Merlin und Fips für den nächsten Tag um zehn Uhr bei Fischers Fritze.
Während seine Freunde nach Hause gehen durften, machte sich Merlin auf den Weg ins Direktorat. Zum
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