Ein Fall für die Schwarze Pfote: Geld oder Leben! (German Edition)
Glück war das Nachsitzen schneller vorbei, als Merlin befürchtet hatte. Und Frederik konnte ihn nicht ein einziges Mal ärgern. Zwar saß er direkt neben ihm, aber Frau Schimmsel ließ die beiden nicht aus den Augen.
Als Merlin seine Aufgabe gelöst hatte und bei der erstaunten Frau Schimmsel abgab, schielte er auf Frederiks Blatt. Der war noch nicht mal bei der Hälfte.
Nach nur einer Dreiviertelstunde lief Merlin durch das große Schultor zu seinem Fahrrad. Hugo lag zusammengerollt auf der kleinen Rasenfläche neben dem Fahrradständer und döste in der Mittagssonne. Als er Merlin bemerkte, sprang er sofort auf und lief ihm schwanzwedelnd entgegen.
»Ich hab was für dich!«
Merlin setzte seinen Rucksack ab und öffnete ihn. Vor lauter Aufregung hatte er in der Pause vergessen, sein Salamibrot zu essen. Er nahm es aus der Brotbox und teilte es brüderlich.
»Du bekommst heute eine ganze Hälfte«, verkündete er feierlich.
Während er von seinem Brot abbiss, hielt er Hugo den Rest hin. Der schnüffelte daran und leckte einmal kurz über die Gurke, die seitlich aus den beiden Brothälften herausschaute. Dann setzte er sich auf sein Hinterteil und kratzte sich am Ohr, ohne sich weiter für Merlins Angebot zu interessieren.
»Komisch«, sagte Merlin verwundert. »Ich dachte, das ist dein Lieblingsbrot?«
Er konnte nicht wissen, dass Frau Brandt in der Bäckerei Schmitz es heute ganz besonders gut mit Hugo gemeint hatte. Nach einer Wurstsemmel, einem Stück Leberkäse und einer halben Zimtschnecke war Hugo pappsatt.
Nachdem Merlin beide Hälften des Salamibrotes verdrückt hatte, schloss er sein Rad auf und schwang sich auf den Sattel.
»Los geht’s, Hugo. Wir müssen schleunigst aufs Polizeirevier. Die warten bestimmt schon auf uns!«
Die Fahrt dauerte keine fünf Minuten. Die Treppe vor der Hommelsdorfer Polizeiwache nahm Merlin mit drei großen Sprüngen. Hugo war noch schneller oben als er. Gerade als sie reingehen wollten, wurde neben ihnen ein Fenster aufgeschoben. Ein Mann mit Polizeimütze streckte seinen Kopf heraus und wies die Besucher zurecht.
»Der Köter bleibt draußen!«, bellte der Polizeibeamte streng.
Verdutzt blickte Merlin zwischen Hugo und dem Polizisten hin und her. Dessen Uniform war ungefähr zwei Nummern zu klein, und sein dickes Gesicht saß auf einem speckigen Stiernacken. Er erinnerte Merlin an eine dicke Bulldogge.
»Aber …«
»Keine Widerrede, junger Mann, wir haben unsere Vorschriften«, kläffte die Bulldogge.
Sollte Merlin erklären, dass Hugo kein Köter war und den Räuber viel besser gesehen hatte als er selbst? Wahrscheinlich würde es nichts bringen. Also beugte er sich zu Hugo und kraulte ihn hinterm Ohr.
»Ich bin gleich wieder da. Du wartest hier, okay! Nicht abhauen!«
Hugo legte den Kopf zur Seite und warf seinem Herrchen einen vertrauensvollen Blick zu.
»Ich weiß doch, dass ich mich auf dich verlassen kann«, lobte Merlin seinen Hund und verschwand in dem riesigen Gebäude.
Hugo hielt draußen die Stellung wie ein echter Wachhund. Jedenfalls die ersten zwei Minuten.
Gerade als er sich zu einem gemütlichen Nickerchen auf dem borstigen Fußabstreifer einrollen wollte, ging hinter ihm die Tür auf.
»Grrrrrrrrrr, harrhar grrrrrrrrrrrrr!«, ertönte ein furchterregendes Knurren neben Hugos Ohr.
Erschrocken blickte Hugo in ein riesiges Maul mit spitzen scharfen Zähnen. Ein übler Geruch wehte ihm entgegen. Hugo rümpfte die Nase. Er hielt die Luft an und blieb wie versteinert liegen.
»Aus, Hasso, auuuuuus! Hörst du auf, sofoooort! Aus!«, schrie jemand.
Das knurrende Maul schnappte nur wenige Millimeter von Hugos Nasenspitze entfernt zu. Es gehörte einem riesigen Schäferhund, und der fing jetzt wütend an zu bellen. Dabei klappten seine Kiefer wie die Schaufeln eines gewaltigen Baggers vor Hugos Gesicht auf und zu. Mit einem kräftigen Ruck riss der Polizeihundeführer an der Leine.
Schnell sammelte sich Hugo wieder, schüttelte sich kurz und trottete die Eingangsstufen hinunter. In sicherer Entfernung setzte er sich auf sein Hinterteil und guckte so unbeteiligt wie möglich. Doch er zitterte am ganzen Körper. In so einer Situation den Coolen zu spielen war selbst für einen Hund nicht ganz einfach.
Der Polizist brüllte immer noch seinen Möchtegern-Kommissar-Rex an. Dann zerrte er ihn zu einem Polizeiauto, sperrte ihn in den Kofferraum und fuhr los.
Für Hugo war an ein Nickerchen nicht mehr zu denken. Aber wenn der große Polizeihund
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