Ein Fall für die Schwarze Pfote: Geld oder Leben! (German Edition)
Verweis verpassen und ihn ordentlich nachsitzen lassen, wenn sie davon Wind bekäme.
Hugo winselte traurig, warf sich flach auf den Boden und legte seine Schnauze auf die Vorderpfoten.
»Jetzt guck nicht so, Hugo!«
Es war gar nicht so einfach, hart zu bleiben, wenn Hugo einen mit seinem treuen Hundeblick anguckte. Merlin beugte sich zu ihm herunter und streichelte ihn.
»Wir sehen uns nach der Schule, okay? Und dann gehen wir gemeinsam zur Polizei. Das wird bestimmt spannend!«
Jetzt musste Merlin sich aber wirklich beeilen. Die erste Stunde fing gleich an. Mit großen Schritten rannte er die Treppenstufen zum Eingang hinauf.
Um Hugo musste er sich keine Sorgen machen. Egal wann Merlin aus der Schule kam, Hugo saß immer schon schwanzwedelnd neben seinem Fahrrad und wartete geduldig auf ihn. Dass Hugo während des Unterrichts meistens zur Bäckerei Schmitz an der nächsten Straßenecke lief und sich dank seines treuen Hundeblicks die köstlichsten Leckereien erschnorrte, konnte sein Herrchen ja nicht wissen.
Gerade als Merlin die schwere Tür zum Schulgebäude aufdrückte, ertönte der Schulgong.
›Mist, zu spät‹, dachte Merlin. ›Und das auch noch in der Mathestunde.‹
Die Gänge waren wie leer gefegt und alle Türen bereits geschlossen. Das Klassenzimmer der 5c lag am hintersten Ende des Gebäudes. Merlin rannte, was das Zeug hielt. Die letzten Meter schlitterte er über den frisch polierten Steinboden. Er hatte einen dicken Kloß im Hals, als er die braune Holztür öffnete.
»Feldmann«, krächzte Frau Schimmsel und schlug mit dem langen Holzlineal auf ihr Pult.
Dann holte die Direktorin tief Luft, wobei sich ihre Nasenlöcher aufblähten wie die Nüstern eines schnaubenden Pferdes. Ein klares Anzeichen dafür, dass sie gleich laut werden würde.
»Das Maß ist voll! NACHSITZEN!«, brüllte sie in ihrem strengsten Kommandoton.
Das bedeutete für Merlin, dass er am Ende der Stunde eine Strafaufgabe bekommen würde. Das Schlimme daran war, dass er sie nach dem Unterricht alleine im Klassenzimmer bearbeiten musste. Und Frau Schimmsel würde ihm dabei direkt gegenübersitzen.
»Geschieht dir recht, du Penner«, grunzte Frederik Penkwitz Merlin zu, als dieser an seinen Platz ging. Frederiks Mund verzog sich zu einem fiesen Grinsen, als er sein rechtes Bein in den schmalen Gang zwischen den Schulbänken streckte.
Merlin bemerkte es zu spät und stolperte über Frederiks Fuß. Der Länge nach knallte er auf den Boden. Sein Rucksack landete kopfüber neben ihm, und der gesamte Inhalt verteilte sich im Klassenzimmer. In diesem Moment war Merlin wirklich froh, dass er Hugo nicht heimlich mitgenommen hatte.
»Penkwitz«, ertönte hinter ihm die schrille Stimme der Direktorin, »das habe ich genau gesehen. Du kannst Merlin beim Nachsitzen Gesellschaft leisten!«
Merlin sammelte seine Schulsachen ein und setzte sich an seinen Platz in der vorletzten Reihe. Dabei konnte er ein schadenfrohes Grinsen nicht unterdrücken.
Fips, der seit der ersten Klasse Merlins Banknachbar war, schraubte gerade einen grünen Kugelschreiber auseinander. »Ich kann den Kerl einfach nicht ausstehen«, flüsterte er.
Dann nahm er ein kleines Papierkügelchen aus dem Mund, steckte es in das lange Ende des Kugelschreiber-Blasrohrs und feuerte das Geschoss ab.
»Volltreffer!«, kicherte Fips.
Er hatte Frederik direkt am Ohrläppchen getroffen. Der zuckte zusammen und verzog das Gesicht vor Schmerzen. Normalerweise wäre er jetzt aufgesprungen und hätte sich auf Fips gestürzt. Doch weil die Lehrerin schlechte Laune hatte, traute er sich nicht einmal, sich zu ihm umzudrehen. Nachsitzen reichte ihm schon.
Nach der gelungenen Racheaktion schob Fips Merlin wortlos einen kleinen, zusammengefalteten Zettel zu. Merlin faltete ihn auf und las die Nachricht.
Merlin konnte es kaum erwarten, bis die Doppelstunde Mathe endlich zu Ende war. Charlotte saß auf ihrem Platz in der ersten Reihe und drehte sich kein einziges Mal zu ihm um. Er konnte sich nicht im Geringsten vorstellen, was sie herausgefunden hatte.
Endlich war es so weit. Der Gong ertönte und läutete das Ende der zweiten Stunde ein. Frau Schimmsel war gerade dabei, einen furchtbar komplizierten Dezimalbruch zu erklären. Unsanft wurde sie von lautem Stühlerücken und dem Geplapper ihrer Schüler unterbrochen.
»Die Stunde ist erst zu Ende, wenn ich es sage!«, versuchte sie, den Lärm zu übertönen. Vergeblich. Keiner hörte ihr zu.
»Feldmann, Penkwitz, wir sehen
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