Ein Fall für die Schwarze Pfote: Geld oder Leben! (German Edition)
ins Gebäude durfte, dann konnte es doch kein Problem sein, wenn Hugo einen kurzen Blick hineinwarf. Vorsichtig stupste er mit seiner Schnauze die große Eingangstür auf und schlich hinein.
Merlin saß an einem braunen, alten Schreibtisch mitten in einem voll besetzten Großraumbüro. Eigentlich hatte er sich das Verhör anders vorgestellt. Er hatte gedacht, er würde in einem kleinen Zimmer auf dem einzigen vorhandenen Stuhl sitzen. Eine grelle Lampe würde brutal seine Augen blenden, während der Kommissar ihn unerbittlich mit Fragen löcherte. An der Wand würde ein großer Spiegel hängen, hinter dem Polizisten stünden, die ihn beobachteten. So war es jedenfalls in den amerikanischen Polizeiserien im Fernsehen, wenn Verdächtige verhört wurden. Okay, er war ein Zeuge und kein Verdächtiger. Und außerdem war er nicht im wilden Amerika, sondern im beschaulichen Hommelsdorf. Und Hauptkommissar Premmberger war ein gemütlicher, älterer Herr, der in Hommelsdorf für Recht und Ordnung sorgte, seit Merlin denken konnte. Aber spannend war es allemal. Schließlich war Merlin nicht jeden Tag bei der Polizei.
»Na, dann fangen wir mal mit Namen, Geburtsdatum und Adresse an, Merlin«, brummte Hauptkommissar Premmberger freundlich.
»Die Perfonalien!«, kam es von seiner rechten Seite.
Neben dem Hauptkommissar saß Frau Polizeiobermeister Kinkel. Sie war erst seit zwei Wochen bei der Hommelsdorfer Polizei. Ihren Dienst in dem kleinen Revier sah sie nur als Sprungbrett für ihre Karriere. Ihr Ziel war es, so schnell wie möglich in eine Großstadt versetzt zu werden. Sie war deswegen ein wenig übermotiviert und wiederholte alles, was ihr Vorgesetzter von sich gab, und fasste es in knappem Amtsdeutsch zusammen. Dabei lispelte sie so stark, dass sich Merlin konzentrieren musste, sie nicht aus Versehen nachzuahmen.
Hauptkommissar Premmberger tippte alle Angaben in die alte Schreibmaschine, die vor ihm auf dem Schreibtisch stand. Dazu benutzte er seine beiden Zeigefinger und ließ sie lange über der Tastatur kreisen, bevor er einen Buchstaben gefunden hatte.
Nach diesem ersten Teil des Verhörs musste Premmberger sich erst einmal zurücklehnen. Er nahm einen Schluck aus seiner Kaffeetasse und strich mit einer Hand über seinen dicken Bauch. Das Hemd seiner Uniform spannte so stark, dass Merlin befürchtete, die Knöpfe würden gleich weggesprengt werden.
»Wie haben die beiden Männer denn ausgesehen?«, wollte er dann wissen.
»Exakte Täterbefreibung!«, echote Frau Kinkel.
Merlin berichtete, dass beide Täter schwarze Klamotten und Handschuhe getragen hatten. Dann versuchte er, den Motorradhelm, die schwarze Mütze und die Skibrille so genau wie möglich zu beschreiben. Bei der Frage nach der Körpergröße tat sich Merlin etwas schwerer. Da er auf dem Boden gelegen hatte, als die beiden an ihm vorbeigelaufen waren, konnte er sie nur grob schätzen.
Dass Hugo ein Stück Hosenbein des einen Täters erjagt hatte und dass Charlotte es dank Internetrecherchen identifizieren konnte, behielt er besser für sich.
Stattdessen versuchte er, Herrn Premmberger über den Stand der Ermittlungen auszuhorchen.
»Haben Sie denn schon einen Verdacht, wer es gewesen sein könnte?«, fragte er so unschuldig wie möglich.
»Nicht den geringsten«, grummelte der Hauptkommissar. »Deshalb hat die Bank eine Belohnung für die Ergreifung der Täter ausgesetzt:1000 Euro.«
Merlin traute seinen Ohren nicht. Wenn er sich vorstellte, dass die Schwarze Pfote es wirklich schaffen konnte, den Fall zu lösen …
»Belohnung eintaufend Euro«, wiederholte Polizeiobermeisterin Kinkel.
Nachdem sich Hugo in das Gebäude geschlichen hatte, stand er in der großen Eingangshalle des Hommelsdorfer Polizeireviers. Durch eine geöffnete Tür sah er den Polizisten, der ihm den Zutritt verboten hatte. Die Polizeimütze tief ins Gesicht gezogen, saß er auf seinem Drehstuhl und schnarchte leise vor sich hin. Links und rechts von der Halle gingen zwei lange Gänge ab. Hugo schnupperte kurz in beide Richtungen, dann entschied er sich für den rechten.
Der Geruch des Schäferhundes hing noch in der Luft. Doch dann machte Hugo einen anderen Duft aus. Es war ein schwacher, aber ziemlich verlockender Duft. Er wusste nicht, was da so gut roch. Aber ihm lief das Wasser im Mund zusammen. Die Schnauze in die Luft gereckt, spazierte er gut gelaunt den Gang entlang. Der Duft wurde immer stärker.
Als Hugo kurz anhielt, um sich mit der linken Hinterpfote am
Weitere Kostenlose Bücher