Ein Fall für die Schwarze Pfote: Geld oder Leben! (German Edition)
Uferrand ragten Wurzeln ins Wasser. Daran hangelte er sich langsam entlang flussabwärts.
Obwohl erst ein paar Minuten vergangen waren, kam es Charlotte und Merlin vor wie Stunden. Sie saßen immer noch am Rand der Hommel im hohen Schilf.
»Meinst du, das war ’ne gute Idee?«, fragte Merlin ungeduldig.
»Keine Ahnung«, antwortete Charlotte und stand auf. »Lass uns zurück zum Weg gehen. Von dort können wir wenigstens den Steg sehen!«
In der Zwischenzeit hatte Fips eine ordentliche Strecke zurücklegen können. Dann wurde es schlagartig dunkler über ihm. Etwas hatte sich zwischen ihn und den freien Himmel geschoben. Das musste der Steg sein. Er drückte sich unter Wasser möglichst nah an den Uferrand. Dann tauchte er langsam auf. Gerade so weit, dass seine Ohren und seine Nase aus dem Wasser ragten und er wieder normal atmen konnte. Direkt über seinem Kopf erkannte er die Holzplanken des Stegs. Durch die schmalen Ritzen konnte er die Füße von Schimmel-Schorsch und Mississippi sehen. Sie saßen höchstens dreißig Zentimeter über ihm.
»… in der Garage meiner ollen Schwester«, hörte er den einen Mann mit dunkler Stimme sagen.
Das musste Georg Schimmsel sein.
Mississippi antwortete ihm. Er redete deutlich leiser und stotterte leicht. »A-aber w-was, wenn sie es f-findet?«
»Mach dir nicht ins Hemd«, sagte Schimmsel grob. »Ich hab es zwischen ihren Winterreifen versteckt. Da geht die Alte ganz bestimmt nicht dran.«
Fips merkte, dass er anfing zu zittern. Teils vor Aufregung, teils wegen des eiskalten Wassers.
»Z-ziehen wir das m-morgen wirklich d-ddurch?«
»Willst du etwa kneifen?«
»N-nein, ich … ich wollte es nur wissen, Schschorsch.«
»Punkt Viertel vor elf vor der Zentralbank. Vergiss nicht, dass du Helm und Handschuhe anziehst, bevor du um die Ecke kommst! Wir stürmen rein, schnappen uns die Kohle und hauen ab. Genau wie beim letzten Mal. Und jetzt halt die Klappe.«
Fips öffnete vor Schreck den Mund. Dabei verschluckte er sich fast und konnte gerade noch ein Husten unterdrücken. Für ihn gab es keinen Zweifel mehr. Direkt über seinem Kopf befanden sich die Hinterteile der Bankräuber von Hommelsdorf!
Als Fips klar wurde, in welcher Gefahr er sich befand, fing er am ganzen Körper an zu schlottern wie ein Zitteraal. Schnell steckte er sich seinen selbst gebauten Schnorchel wieder in den Mund und tauchte ab. Er hatte genug gehört. Jetzt hieß es so schnell wie möglich zu den anderen zurückzutauchen.
Nach ein paar Metern spürte Fips einen heftigen Ruck an seiner Hose. Panisch versuchte er weiterzuschwimmen. Doch er wurde in die entgegengesetzte Richtung gezogen. Ihm schwante Schreckliches: Sie hatten ihn erwischt!
Nachdem Georg Schimmsel seinem Komplizen alles Notwendige gesagt hatte, hatte er einen dicken Regenwurm auf den Haken am Ende der dünnen Angelschnur gespießt und seine Angel wieder ausgeworfen. Leider war der Haken nicht im Maul eines Fisches gelandet, sondern hatte sich in Fips’ Unterhose verfangen.
»Ich hab einen«, rief Georg Schimmsel, als er den Ruck an seiner Angel spürte. Hektisch sprang er von seinem Klappstuhl auf. Dabei stieß er den Eimer mit Wasser um, der neben ihm stand. Eine Forelle, die er bereits gefangen hatte, landete zappelnd auf den Holzplanken.
»Das muss ja ein Riesenbrocken sein!« Georg Schimmsel zog wie wild an seiner Angelrute. »Jetzt hilf mir doch mal«, forderte er Mississippi auf.
Der lief zu ihm, rutschte dabei in der Wasserpfütze aus und stürzte auf den Rücken.
Aus der Entfernung hatten Charlotte und Merlin alles beobachtet.
»Was ist denn da los?«, fragte Merlin. »Es kann doch nicht so schwer sein, einen kleinen Fisch aus dem Wasser zu ziehen.«
»Das ist kein kleiner Fisch!«
Charlotte deutete aufgeregt Richtung Steg. Als Merlin genauer hinschaute, sah er, was sie meinte. Das, was da an der Angel vom Schimmel-Schorsch hing, war kein Fisch. Es waren die gelb-grün gestreiften Shorts ihres Freundes inklusive ihrem Besitzer.
Fips hatte sich mit den Händen am mittleren Pfosten des Stegs festhalten können. Georg Schimmsel zog mit aller Kraft an seiner Angel und hob so Fips’ Po immer wieder ein Stückchen aus dem Wasser. Weil er sich genau unter dem Steg befand, hatte der Angler zum Glück noch nicht gesehen, was er da für einen Fang gemacht hatte. Und das durfte sich auch auf keinen Fall ändern. Solange Fips nicht losließ, war es noch nicht zu spät. Merlin beugte sich zu Hugo, hielt ihn fest und
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