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Ein Fall für Kay Scarpetta

Ein Fall für Kay Scarpetta

Titel: Ein Fall für Kay Scarpetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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meine Brille ab und rieb mir die Augen. "Haben Sie nachgesehen?"
    Sein Gesicht verzog sich zu einem dämlichen Grinsen. Fred trat einen Schritt zurück und schüttelte den Kopf. "Dr. Scarpetta, Sie wissen, daß ich nie in diesen Raum gehe!"

3
    Ich bog in meine Auffahrt ein und war erleichtert, daß Berthas Pontiac immer noch dastand. Die Eingangstür ging auf, noch bevor ich den richtigen Schlüssel heraussuchen konnte.
    "Wie ist die Stimmung?" fragte ich direkt. Bertha und ich standen in der geräumigen Diele und sahen uns an. Sie wußte genau, was ich meinte. Wir hatten diese Art von Konversation am Ende jeden Tages, an dem Lucy in der Stadt war.
    "Ziemlich schlecht, Dr. Kay. Dieses Kind war den ganzen Tag in Ihrem Arbeitszimmer und hämmerte auf Ihren Computer ein. Ich kann Ihnen sagen! Ich setze meinen Fuß gerade mal rein, um ihr ein Sandwich zu bringen und zu fragen, wie es ihr geht, da fängt sie sofort an, herumzuzetern, um sich dann gleich wieder dem Computer zuzuwenden. Aber ich weiß ja", ihre dunklen Augen wurden weicher, "sie ist einfach nur traurig, daß Sie arbeiten müssen."
    Schuldgefühle machten sich in meinem Inneren breit.
    "Ich habe die Abendzeitung gesehen, Dr. Kay. Gott im Himmel!"
    Sie steckte ihre Arme nacheinander in die Ärmel ihres Regenmantels. "Ich weiß, warum Sie tun mußten, was Sie den ganzen Tag getan haben. Herrgott, Herrgott! Ich hoffe wahrhaftig, daß die Polizei diesen Mann faßt. Es ist so niederträchtig, so gemein."
    Bertha wußte, womit ich mein Geld verdiente, und sie fragte mich nie irgend etwas. Sogar wenn einer meiner Fälle jemanden aus der Nachbarsch aft betraf, sie fragte nicht.
    "Die Abendzeitung ist da drinnen." Sie zeigte auf das Wohnzimmer und nahm ihr Notizbuch von dem Tisch neben der Tür. "Ich habe sie unter ein Couchkissen gesteckt, damit sie sie nicht in die Hände bekommt. Ich wußte nicht, ob Sie wollten, daß sie es liest, Dr. Kay."
    Sie klopfte mir auf die Schulter und ging hinaus. Ich beobachtete, wie sie zu ihrem Wagen ging und langsam rückwärts die Auffahrt entlangfuhr. Ich entschuldigte mich nicht mehr für meine Familie. Bertha war von meiner Nichte, meiner Schwester, meiner Mutter sowohl persönlich als auch telefonisch beleidigt und tyrannisiert worden. Bertha wußte Bescheid. Sie äußerte nie Kritik oder Mitgefühl, und ich hatte sie manchmal im Verdacht, daß sie mich bemitleidete, und das gab mir ein noch schlechteres Gefühl. Ich schloß die Eingangstür und ging in die Küche.
    Die Küche war mein Lieblingsraum, mit hoher Decke, modern, aber zweckmäßig eingerichtet, da ich die meisten Dinge, wie Nudeln oder Hefeteig, lieber selbst herstellte. In der Mitte des Kochbereiches war ein Arbeitsplatz aus Marmor, genau in der richtigen Höhe für jemanden, der ohne Schuhe exakt einen Meter sechzig groß war. Auf der anderen Seite stand ein Frühstückstisch, von dem man durch ein Fenster auf die Bäume im Hinterhof und das Vogelhäuschen blickte. Auf den hellen Naturholzschränken und Oberflächen waren Blumensträuße verteilt, die aus meinem leidenschaftlich gepflegten Garten stammten. Lucy war nicht hier. Ihr Geschirr vom Abendessen stand im Geschirrständer, und ich nahm an, daß sie wieder in meinem Arbeitszimmer war. Ich ging zum Kühlschrank und goß mir ein Glas Chablis ein, lehnte mich an den kühlen Marmor, schloß einen Moment lang die Augen und nippte an dem Wein. Ich wußte nicht, wa s ich mit Lucy machen sollte.
    Letzten Sommer war sie zum ersten Mal hier gewesen, seit ich das Gerichtsmedizinische Institut von Dade County verlassen hatte und aus der Stadt, in der ich geboren worden war und in die ich nach meiner Scheidung wieder zurückkehrte, weggezogen war. Lucy ist meine einzige Nichte. Mit zehn Jahren löste sie bereits Rechenaufgaben, die man erst in der High-School lernte. Sie war ein Genie, ein unmögliches kleines Biest rätselhafter südländischer Abstammung, deren Vater starb, als sie zur Welt kam. Sie hatte niemanden, außer meiner einzigen Schwester, Dorothy, die zu sehr damit beschäftigt war, Kinderbücher zu schreiben, als sich um ihre eigene Tochter zu kümmern. Lucys Verehrung für mich war jenseits jeder vernünftigen Erklärung, und ihre Anhänglichkeit forderte eine Energie von mir, die ich im Moment nicht aufbringen konnte. Während ich nach Hause fuhr, hatte ich mir überlegt, ob ich ihren Flug umbuchen und sie nach Hause nach Miami schicken sollte. Aber ich brachte es nicht übers Herz.
    Sie würde es nicht

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