Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Fall für Perry Clifton

Ein Fall für Perry Clifton

Titel: Ein Fall für Perry Clifton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
Vom Netzwerk:
nicht?“ ruft die Frau in diesem Augenblick und starrt
ungläubig auf Sergeant Popper. Doch der schüttelt nur den Kopf.
    Da
reckt sich die Frau auf und klärt ihn mit theatralischer Geste auf: „Ich bin
Madame Geraldine Porelli vom Zirkus Paddlestone.“
    „Ah,
die Dame mit dem Dackel“, erinnert sich Popper eifrig... Auch Frank Oster tritt
jetzt zu den beiden.
    „Ich
war gestern abend in der Vorstellung“, wirft er ein. „Es hat mir ganz gut
gefallen...“
    „Madame
will eine Verlustanzeige erstatten“, unterrichtet Popper seinen Kollegen.
    „Mein
Dackel Jocky ist heute nacht gestohlen worden!“
    „Ihr
Dackel Jocky ist gestohlen worden?“ kommt es aus beider Mund zugleich. Und es
wäre glatt gelogen, wolle man behaupten, daß die beiden Polizisten besonders
intelligent auf Madame blicken.
    Es
dauert eine Weile, bis bei Sergeant Popper der Penny gefallen ist und er seine
Fassung wiedergewonnen hat.
    „Aber
liebe Frau, wir können doch nicht wegen jedes x-beliebigen Dackels oder Hundes
eine Großfahndung vom Stapel lassen...“
    Vielleicht
wäre Sergeant Poppers Erwiderung etwas vorsichtiger gewesen, hätte er die
Reaktion der Zirkusdame vorausgesehen.
    Wie
eine Furie schnellt sie auf ihn zu und hebt drohend die Fäuste. Dazu bellt ihre
Baßstimme zornig:
    „Mein
Jocky ist kein x-beliebiger Dackel, Sie... Sie... Sie komischer Inspektor... Mein
Dackel ist die Attraktion von Paddlestone!“ Dazu stampft sie zornig mit dem Fuß
auf.
    Poppers
Kollege schiebt sich behutsam an die explosive Lady heran, während er aus den
Augenwinkeln nach einem eventuell notwendigen Rückzugsweg ausspäht. Man weiß
schließlich nie, was bei solchen Leuten im nächsten Augenblick passiert.
Vielleicht werfen sie plötzlich mit ihren Schuhen um sich oder versuchen, einem
das Gesicht zu zerkratzen. Sich zu einem freundlichen Lächeln zwingend, rückt
er Madame Porelli einen Stuhl zurecht. Er tut es mit der Schnelligkeit eines
Jongleurs, um sich sofort wieder auf sicheren Abstand zurückzuziehen.
    „Bitte,
nehmen Sie doch Platz, wir wollen die Angelegenheit in aller Ruhe besprechen.“
    Mit
einem tief aus der Brust kommenden Knurren setzt sich Madame Porelli.
    „Sie
müssen doch einsehen, liebe Madam, daß es unmöglich ist, wegen eines Hundes den
ganzen Polizeiapparat zu alarmieren“, versucht Frank Oster seinen Standpunkt
beweiskräftig darzulegen. Als er sieht, wie Madame Porelli aufbegehren will,
hebt er beschwörend die Hände hoch. „... ich weiß! Auch wegen eines so
profilierten Dackels, wie es der Ihre ist, scheidet eine Großfahndung aus.“
Sich vorsichtig heranpirschend, kommt Sergeant Popper seinem Amtskollegen zu
Hilfe.
    „In
London werden jeden Tag fast zwei Dutzend Tiere als verloren erklärt. Stellen
Sie sich vor, wir müßten jedesmal eine Großfahndung einleiten. Die gesamte
Polizei wäre nur noch hinter Hunden, Katzen, Schildkröten und Kanarienvögeln
her.“
    Fast
scheint es, als wolle sich Madame den Gegebenheiten beugen. Resigniert lehnt
sie sich im Stuhl zurück.
    „Aber
mein Hund ist nicht entlaufen. Er wurde gestohlen.“
    „Na
schön“, seufzt Popper, „dann mal der Reihe nach. Was haben Sie heute abend nach Ihrem Auftritt gemacht? ... Einen Augenblick
noch, Madam... Frank, spanne einen Bogen Papier ein und schreibe mit…“
    Frank
Oster begibt sich zu der altersschwachen Schreibmaschine in der Ecke des
Reviers und spannt mit spöttischer Miene ein Blatt Papier ein. „Okay, Gary!“
ruft er danach Popper zu.
    „Also,
Madam — wie war das heute abend?“
    Madame
Porelli hat die Hand über die Augen gelegt und beginnt mit stockender Stimme zu
berichten...
    „Gleich
nach dem Auftritt bin ich mit Jocky in meinen Wohnwagen gegangen. Ich habe mich
umgezogen und dann Jockys Fleisch aus dem Küchenwagen geholt.“
    „Und
wo steckte Jocky in dieser Zeit?“
    „In
meinem Wohnwagen natürlich!“
    „Weiter
    „Was
weiter? Als ich zurückkam, war Jocky verschwunden... Spurlos verschwunden.“
    Gary
Popper räuspert sich vernehmlich, da Madame keine Anstalten macht, ihre Hand
von den Augen zu nehmen...
    „Hm...“
brummt er dann. „Hatten Sie die Tür des Wohnwagens offengelassen, als Sie nach
dem Fleisch gingen?“
    Überrascht
sieht Madame Porelli auf. ,Was soll diese Frage?’
könnte ihr Blick heißen...
    „Ich
fragte, ob die Tür Ihres Wohnwagens während Ihrer Abwesenheit geöffnet war“,
wiederholte Popper seine Frage-
    „Ich
weiß es nicht mehr. Vielleicht — vielleicht auch nicht.

Weitere Kostenlose Bücher