Ein Fall für Perry Clifton
aufgespürt?“ Wieder ist es Dicki, der die
Beantwortung der Frage übernimmt:
„In
einer Gartenhütte... aber das ist noch nicht alles“, sprudelt er in
grenzenloser Begeisterung hervor... „Wir werden heute auch noch Ihre Schwester
fangen.“
Madame
Porelli blickt fragend auf Perry Clifton.
„Ist
das wahr, Mister Clifton?“
„Stimmt.
Ihr Hinweis auf Ihre Zwillingsschwester war unbezahlbar...“
„Und
wo steckt meine Schwester?“
Perrys
Stimme hat jede Verbindlichkeit verloren.
„Immer
der Reihe nach. Ich habe gestern einige sehr interessante Fahrten und Besuche
unternommen...“
„So?“
Madame Porelli setzt sich auf einen dreibeinigen Hocker am Fenstertisch.
„Ich
war noch einmal in dem Krankenhaus in der Baker-Street. Anschließend besuchte
ich Direktor Paddlestone vom Zirkus... Von ihm erfuhr ich auch, daß Sie aus
Luton stammen.“
„Das
hätten Sie auch von mir erfahren können“, wirft Madame Porelli finster ein.
„Sicher...
Wie Sie sehen, habe ich keine Mühe und keine Zeit gescheut, um Ihre
Zwillingsschwester ausfindig zu machen... Beziehungsweise ihr auf die Schliche
zu kommen... Zwei Stunden lang habe ich zusammen mit dem Standesbeamten von
Luton Register gewälzt... übrigens ein netter Mensch, dieser Mister
Ratherkent... es hat sich gelohnt...“
„Was
hat sich gelohnt?“ kommt es leise von den Lippen der Artistin.
„Ich
habe gefunden, was ich suchte: Im Jahrgang 1903 fand ich unter dem 12.
September einen Eintrag. Mister und Mistreß Porelli melden die Geburt eines
Mädchens an. Name des Mädchens: Geraldine. Geraldine Porelli.“
„Und?“
„Hören
Sie, Madam Porelli, ich sagte: ein Mädchen. Im Geburtenregister stand nichts von Zwillingen.“ Perrys Stimme ist
eiskalt...
Dicki
glaubt, vor Entsetzen sterben zu müssen. Fassungslos wandern seine Blicke
zwischen Perry Clifton und Madame Porelli hin und her. Einer Madame Porelli,
deren Aussehen sich beängstigend verändert hat.
„Es
existiert keine Zwillingsschwester, Madam“, fährt Perry unerbittlich fort. „Die
Patientin im Krankenhaus hieß zwar Porelli, doch war ihr Vorname Susan. Sie ist
Ihre Nichte und hatte von den einträglichen Diebstählen ihrer Tante keine
Ahnung.“
„Sie
elender Schnüffler...“ Madame Porelli ist aschgrau im Gesicht. Ihre Augen lodern
haßerfüllt, während die Knöchel ihrer verkrampften Hände weiß hervortreten.
„Für
Madame Porelli wird es keine Vorstellungen mehr geben. Auch keine Reisen...
außer einer, aber die führt wohl ins Gefängnis... ob Sie wollen oder nicht...
Tja, Sie haben eine Reihe großer Fehler gemacht. Ihr größter war Ihr
überheblicher Leichtsinn. Sie haben alle anderen Mitmenschen für dumm
gehalten... Ein Kompliment muß ich Ihnen allerdings machen“, Perry deutet
spöttisch eine höfliche Verbeugung an, „Ihre Schauspielkunst war meisterhaft
und vollendet...“
Madame
Porelli erhebt sich langsam. Ihre Züge sind verzerrt, während ihr Atem
stoßweise geht.
„Sie
verdammter Narr...“ zischt sie Perry zu, „Sie glauben doch nicht, daß Sie hier
heil herauskommen...!“
Dicki
hat sich auch erhoben. Der Schreck sitzt ihm in den Gliedern.
„Du
brauchst keine Angst zu haben, Dicki. Madame Porelli ist im Augenblick harmlos
wie eine von Miß Wimmerfords musikalischen Ameisen...“
„Ich
werde Sie alle beide...“ keucht sie, ohne den Satz zu vollenden, und macht
einen Sprung zur Tür...
Krachend
fliegt in diesem Moment die Tür auf. „Bemühen Sie sich nicht, Mylady. Wir sind
zum Empfang gerüstet.“
Madame
Porellis Augen flackern. Mit einem dumpfen Laut sinkt sie auf dem
marokkanischen Sitzkissen zusammen. Sie weiß, daß das große Spiel verloren ist.
„Ich
bin Inspektor Skiffer von Scotland Yard. Im Namen der Königin verhafte ich Sie
wegen fortgesetzten Diebstahls. Ich mache Sie darauf aufmerksam, daß alles, was
Sie ab jetzt sagen, gegen Sie verwandt werden kann.“
Noch
einmal flackert es in Madame Porelli auf. Rauh und heiser ist ihre dunkle
Stimme:
„Sie
können mir nichts beweisen... gar nichts...“ Inspektor Skiffer hebt kurz die
Hand.
Aus
dem anonymen Dunkel des Hofes schiebt sich eine Gestalt an Scott Skiffer
vorbei. „Ja, Inspektor, das ist das Gesicht von weißhaarige Gentleman...“
„Sie
irren sich nicht?“
Der
Mann klopft sich vor die Brust. „Jan Krenatzki irrt sich nicht. Sehen Sie, ist
gleiche Uhr wie bei Gentleman.“
Ein
Wort noch...
Ja,
liebe Leser, sicher wollt ihr wissen, was aus dem
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