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Ein Fall für Perry Clifton

Ein Fall für Perry Clifton

Titel: Ein Fall für Perry Clifton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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Gasheizautomaten.
    „Soll
ich aufmachen?“ bietet sich Dicki an und tastet bereits nach seinem nagelneuen
Taschenmesser. „Meinetwegen... nanu, ein neues Messer?“
    Dicki
nickt stolz. „Ich habe es heute gekauft... Von dem Pfund, das mir Mistreß Ward
geschenkt hat.“ Anerkennend mustert Perry das Messer. „Scheint ja alles dran zu
sein.“
    „Ja,
Korkenzieher, Nagelfeile, Schere und noch ein Haufen mehr... Ronnie Hasting
wird staunen... Der gibt nämlich immer so mit seinem Spinatstecher an.“
    „Womit
gibt er an?“
    „Na,
mit seinem Messer. Dabei hat er nur einen verrosteten Büchsenöffner dran...“
    Während
seiner langatmigen Erklärung hat Dicki den Bindfaden, der das Paket
zusammenhielt, in eine Unmenge kleiner Stücke zersäbelt. Vorsichtig hebt er den
Deckel hoch — und starrt entgeistert auf den Inhalt.
    „Hallo,
Mister Clifton...“
    „Was
ist, Dicki...?“
    Perry
will gerade den Kessel auf die Gasflamme stellen.
    „Was
ist denn drin?“
    Als
Dicki schweigt, wendet er sich um und macht ein paar Schritt zu diesem hin. Da haben seine Augen den obersten Teil des Inhalts erfaßt. Mit
einem Sprung ist er bei Dicki.
    „Die
Dame mit dem schwarzen Dackel“, ruft er aus und wirft die Sachen einzeln auf den
Tisch: Einen Anzug, eine weiße Perücke, eine Uniformjacke, eine Uniformhose und
eine Schirmmütze...
    „Der
Hauptmann der Heilsarmee und der komplette weißhaarige Gentleman...“
    Dicki
blickt noch immer entgeistert auf die Kleidungsstücke.
    „Sie
glauben, daß sie die Sachen geschickt hat?“
    „Sie
war selbst da, Dicki. Der Polizist war niemand anderes als die Dame mit dem
schwarzen Dackel.“
    Es
vergehen Minuten, bis Dicki das verdaut hat. Die Dackeldame war also hier.
Vielleicht gar zu der Zeit, als Dicki sein neues Messer kaufen ging.
    Perry
untersucht die Taschen der Uniform. Aber er findet nichts. Keinen Hinweis auf
den wirklichen Besitzer.
    Da
bückt sich Dicki plötzlich.
    „Hier,
Mister Clifton, ein Brief...“
    „Sieh
einer an, die Dame schreibt mir sogar einen Brief.“
    Ohne
ein Zeichen besonderer Aufregung nimmt ihn Perry Dicki aus der Hand und
schlitzt ihn auf. Dickis Augen hängen gebannt an Perrys Gesicht.
    „Ist
es wieder eine Drohung?“ fragt er mit belegter Stimme.
    Perry
überfliegt die Zeilen, dann antwortet er:
    „Eher
das Gegenteil. Willst du hören, was die Lady schreibt?“
    Dicki
nickt heftig.
    „Lieber
Mister Clifton! Ich habe Sie unterschätzt. Aber ich möchte mich mit Ihnen
treffen — versteht sich: ohne Polizei. Bei dieser Gelegenheit will ich Ihnen
etwas übergeben, wofür Sie sicherlich Interesse haben werden. Ich vertraue
Ihnen also, und damit Sie sehen, daß ich es ernst meine, übergebe ich Ihnen
hiermit zwei meiner Verkleidungen. Kommen Sie morgen nachmittag um zwei Uhr in die Gartenanlagen von Sheltmans. Im zweiten Nebengang finden Sie
eine dunkelblau gestrichene Hütte. Das soll der Treffpunkt sein. Sie werden
erwartet.“
    Dicki
schluckt schwer.
    „Werden
Sie hingehen?“
    „Selbstverständlich“,
erwidert Perry und stopft die Kleidungsstücke in den Karton zurück.
    „Aber
es ist bestimmt gefährlich“, gibt Dicki zu bedenken.
    „Ich
glaube nicht.“
    „Und
wenn es eine Falle ist?“ Dicki ist nicht so schnell zu beruhigen.
    „Es
wird weniger eine Falle als ein Ablenkungsmanöver sein. Wenn die gute Judith
Corano wüßte, wie nah ich ihr schon auf den Fersen bin, würde sie auf solche
Mätzchen verzichten.“
    „Judith
Corano...? Wer ist das?“
    „Stimmt“,
erinnert sich Perry. „Du hast ja keine Ah nung,
daß ich heute noch einmal bei Madame Porelli war ..
    Und dann macht Dicki kugelrunde
Augen, als ihm Perry die Geschichte von der Zwillingsschwester der Madame
Porelli erzählt.
    „Ob wir sie erwischen?“ fragt
er atemlos, denn für ihn steht es fest, daß er dabeisein wird.
    „Wir werden sie erwischen,
Dicki... schon sehr bald!“
     
    Die
großen Zeiger auf dem gewaltigen Zifferblatt an der anglikanischen Kirche in
Brixton zeigen fünf Minuten bis vierzehn Uhr.
    Vom
Himmel, der eben noch die Farbe eines bleiernen Grau hatte, fällt jetzt leiser
Nieselregen.
    Langsam
biegt der Morris, eine schwarze Spur auf dem lackglänzenden Asphalt
hinterlassend, in die Bridge-Street ein. Meterweit hört man das Quietschen
seiner Scheibenwischer, die in stereotyper Gleichmäßigkeit über die
Panoramascheibe gleiten.
    Mit
abgestelltem Motor fährt der Wagen auf die Einfahrt zu Sheltmans Gartenanlagen
zu.
    Es
ist dreizehn Uhr

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