Ein Fall für Perry Clifton
achtundfünfzig, als Perry Clifton den Morris genau vor der
Einfahrt zum Stehen bringt...
Perry
nickt Dicki kurz zu. „Abgemacht, Dicki, solltest du was Verdächtiges bemerken,
drückst du zweimal auf die Hupe.“
„Mach
ich, Mister Clifton“, antwortet Dicki mit leiser Stimme.
Mit
weitausholenden Schritten strebt Perry Clifton dem zweiten Nebenweg zu, während
er aus den Augenwinkeln heraus die Umgebung mustert. Aber niemand scheint Lust
zu verspüren, an einem solchen regnerischen Novembertag seine Zeit im Garten zu
verbringen.
Das
Schlagwerk in der Uhr der anglikanischen Kirche beginnt zu läuten. Vierzehn
Uhr...
Jetzt
hat Perry den zweiten Nebenweg erreicht. Nichts rührt sich. Langsam, Schritt
für Schritt, geht der Detektiv weiter...
Nach
wenigen Metern hat er die Hütte entdeckt, deren Holz mit einem schreienden Blau
bemalt ist.
Das
Gartentor steht offen. Der Weg zur Hütte ist mit Kies bestreut.
Perry
zögert einen Augenblick.
Als
er auf die Hütte zuzugehen beginnt, knirscht der Kies laut unter seinen
Schuhen... Noch acht Meter... Nichts geschieht, kein Laut ist zu hören... Vier
Meter... zwei...
Perry
lauscht... langsam legt er seine Hand auf den eisernen Türgriff... Mit einem
heftigen Ruck stößt er die Tür auf und fährt im gleichen Moment erschrocken und
entsetzt zurück...
Mit
wütendem Gekläff ist ein Hund aus der Hütte gestürzt und springt um Perry
herum, der sich den Schweiß von der Stirn wischt. ,Wird Zeit, daß sich meine Nerven wieder erholen können’, ärgert er sich innerlich
über seine Schreckhaftigkeit.
„Na,
komm her!“
Der
Hund bellt noch gereizter. Dabei schüttelt er sich ein um das andere Mal...
„Jocky...
sei ein lieber Hund...“ Der Dackel stutzt, als er seinen Namen hört. Und
plötzlich geht er schweifwedelnd auf Perry zu. Warm fährt seine Zunge über
Perrys ausgestreckte Hand.
„So
ist es lieb, Jocky... jetzt wirst du bald wieder bei deinem Frauchen sein.“
Verdutzt
blickt Perry auf seine Hand. Schwarze Flecken zeichnen sich darauf ab... Als der
Dackel schmusend an seinem Bein vorbeistreicht, sieht er des Rätsels Lösung.
Jocky, der Diebesdackel, färbt ab... Perry muß unwillkürlich lachen.
Bevor
er zum Wagen zurückkehrt, wirft er noch einen schnellen Blick in die Hütte. Wie
erwartet ist sie leer. Bis auf wenige Gartengeräte enthält sie nur noch eine
alte zusammengefaltete Decke, die wahrscheinlich dem Dackel als Lager gedient
hat.
Dicki
bleibt die Spucke weg, als er hinter Perry treu und brav einen schwarzen Dackel
trippeln sieht.
Im
Nu ist er aus dem Wagen heraus.
„Vorsichtig,
daß du dich nicht schwarz machst!“ ruft ihm Perry warnend zu, und als er Dickis
verständnisloses Gesicht wahrnimmt, erklärt er:
„Unser
vierbeiniger Freund färbt ab wie ein frisch gestrichener Gartenzaun.“
So
steht Dicki starr und steif und läßt sich von allen Seiten beschnuppern.
„Und
was jetzt?“ fragt er endlich und macht vorsichtig einen Schritt zur Seite.
„Jetzt
muß ich erst einmal telefonieren. Anschließend bringen wir dann den Dackel zu
Madame Porelli zurück. Sie kann ihn gleich in einen Waschzuber stecken...“
„Und
Miß Corano oder wie sie heißt?“
Perry
macht ein geheimnisvolles Gesicht.
„Auch
die wird uns noch heute in die Falle gehen — wenn alles klappt. Deshalb muß ich
ja mit Inspektor Skif-fer telefonieren... Jaja, Madame Porelli wird Augen
machen, wenn sie plötzlich ihrer Zwillingsschwester Claire gegenübersteht...“
Dicki
brummt grimmig und drohend: „Wenn ich Madame Porelli wäre, würde ich meiner
diebischen Schwester alle Haare einzeln ausreißen...“
„Aber,
aber...“ dämpft Perry seines kleinen Freundes kriegerische Gefühle.
„Mein
Großvater sagt immer: Auge um Auge und Zahn auf Zahn!“
Perry
verbessert grinsend: „Sicher meint dein Großvater ,Zahn um Zahn’.“
„Da
ist doch kein Unterschied...“ Dicki hat etwas dagegen, wenn jemand seines
Großvaters Zitatenschatz anzweifelt. Selbst Perry darf das nicht. Und
rechthaberisch wiederholt er deshalb: „Auge um Auge, Zahn auf Zahn!“
„Na,
meinetwegen. Mach mit deinen Zähnen, was du willst. Aber jetzt müssen wir
sehen, daß wir weiter kommen. Schließlich haben wir heute noch eine ganze Menge
zu tun.“
Das
letzte Kapitel
In
einer stillen Teestube am Matton-Square sitzt Dicki und wartet auf Perry
Clifton.
Er
ist inzwischen beim fünften Kakao angelangt.
Schon
nach dem ersten beschloß er, seinen Platz zu
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