Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Fall für Perry Clifton

Ein Fall für Perry Clifton

Titel: Ein Fall für Perry Clifton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
Vom Netzwerk:
wechseln. Nun sitzt er so, daß er
den altmodischen Regulator über dem Kachelofen sehen kann.
    Eine
Stunde wollte Perry wegbleiben. Und jetzt ist es schon fast siebzehn Uhr.
    „Bitte,
noch einen Kakao...“
    Die
dicke Frau nickt ihm freundlich zu. „Hoffentlich platzt dir nicht der Bauch.“
    „Ich
kann zwanzig Tassen trinken!“ übertreibt Dicki maßlos und genießt die
Hochachtung der Bedienung...
    Er
ist dankbar für jede Ablenkung, denn sobald er an die bevorstehende Entlarvung
der Dackeldame denkt, beginnt sein Herz wie wild zu klopfen. Und es klopft
überall dort, wo es eigentlich nicht klopfen sollte. Im Bauch, in den Händen,
und am meisten im Hals.
    Er,
Dicki Miller, wird dabeisein, wenn man die vielgejagte Diamantendiebin stellt.
Ein unvorstellbarer Gedanke. Das Schlimme ist nur, daß er seinen Freunden in
der Schule nichts davon sagen darf. Sein Nebensitzer Ronnie und der dünne David
würden vor Neid erblassen. Im Geist sieht er sich auf dem Katheder stehen und
mit lässigen Gesten von seinen Abenteuern erzählen. Vielleicht würde dann sogar
Miß Carter, seine Lehrerin , ,Sie’ zu ihm sagen. Dicki
kichert still in sich hinein... Und er dürfte sie Agathe nennen...
    Aber
hatte ihm Perry nicht schon damals nach der Geschichte mit dem Baron Kandarsky
und dem geheimnisvollen Würfel verboten, darüber zu sprechen...? Es ist zum
Auswachsen mit den Erwachsenen. Da hilft man ihnen nun, und zum Dank muß man
auch noch die Klappe halten. Dicki sieht zur Uhr.
    Fünf
Minuten nach siebzehn Uhr.
    „Kann
ich noch eine Tasse Kakao haben, Miß?“
    „Nein,
mein Freund!“
    Erschrocken
fährt Dicki herum... Perry Clifton nickt ihm freundlich zu: „Es ist Zeit,
Dicki.“
    Rasch
springt Dicki auf. „Ich habe sechs Kakao getrunken“, bereitet er seinen Freund
auf die Rechnung vor.
    „Was,
sechs Tassen Kakao? Du lieber Himmel, wir sind doch nicht in der Wüste.“
    Die
Bedienung ist näher getreten. Mit ernstem Gesicht sagt sie zu Perry: „Das ist
noch gar nichts. Er kann zwanzig Tassen trinken.“
    Dicki
überlegt: Soll er sich in ein Mauseloch verkriechen — oder soll er bei seiner
Behauptung bleiben? Aber der Gedanke daran, daß ihm Perry womöglich die
restlichen vierzehn Tassen servieren läßt, verursacht ihm ein Schütteln.
    „Na
ja, zehn, vielleicht“, schwächt er seine Übertreibung von vorhin ab und
verschwindet durch die Tür.
    Perry
zahlt und geht ihm nach.
    Still
steigen sie in den Wagen.
    Das
letzte Kapitel kann beginnen.
     
    Der
Regen hat aufgehört. Die Luft ist feucht und kalt. Es herrscht nur wenig
Verkehr in der Wingert-Street, als Perry seinen Morris in die schmale
Toreinfahrt lenkt. Vorbei an Gerümpel und Müll.
    Als
sie aussteigen, schaudert Dicki fröstelnd zusammen. Jocky steht schon vor der
Tür des Wohnwagens und wedelt wie wild mit seinem dünnen Schwanz.
    Perry
sieht auf seine Uhr.
    Siebzehn
Uhr und dreißig Minuten. Er streicht Dicki noch einmal über die Haare.
    „Komm...“
    Er
klopft zweimal.
    „Wer
ist da?“
    „Perry
Clifton!“
    „Kommen
Sie herein, die Tür ist nicht verschlossen.“
    Jocky
ist der erste, der schweifwedelnd im Inneren des Wohnwagens verschwindet. Sein
glückliches Bellen ist sicher mehrere Straßen weit zu hören.
    Perry
schiebt Dicki vor sich hin. Gewissenhaft schließt er hinter sich die Tür.
    Madame
Porelli kniet auf dem Boden und versucht, sich der Begeisterung des Dackels zu
erwehren.
    „Eigentlich
wollte ich Sie schon fragen, Mister Clifton, ob Sie sich nicht gleich bei mir
ein Bett aufstellen wollen...“
    „Und
jetzt?“
    „Jetzt
muß ich mich bei Ihnen bedanken... Es ist Ihnen also wirklich gelungen, meinen
Jocky zu finden.“
    „Wie
Sie sehen!“
    „Ihre
Schwester hat ihn schwarz gefärbt, aber die Farbe geht ganz leicht ab“, ruft
ihr Dicki zu, der sich mit ihr freut.
    „Ich
sehe es“, nickt Madame Porelli und zeigt Dicki ihre Hände.
    „Darf
ich Ihnen einen Whisky anbieten, Mister Clifton?“ Madame Porellis Stimme ist
voller Glück. Mit strahlenden Augen richtet sie sich auf.
    „Nein,
danke... zu so später Stunde trinke ich nie.“
    „Werden
Sie jetzt wieder im Zirkus auftreten, Madame Porelli?“ erkundigt sich Dicki und
hockt sich auf das marokkanische Sitzkissen, auf dem er schon bei seinem ersten
Besuch Platz genommen hatte.
    „Vielleicht...
vielleicht auch nicht... Ich hätte Lust, mit Jocky zu verreisen...“
    Perry
steht noch immer schweigend in der Mitte des Wohnwagens.
    „Wo
haben Sie denn meinen Jocky

Weitere Kostenlose Bücher