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Ein Fall von Liebe

Ein Fall von Liebe

Titel: Ein Fall von Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Merrick
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den Whiskys zurück und beugte sich vertraulich über die Bar zu Peter vor. »Deinen hab ich noch ein bißchen stärker gemacht, Goldstück.« Er lachte und schüttelte wieder den Kopf. »Du Scheusal, das ist wirklich gut.« Dann ging er an die andere Seite der Bar.
    »Kommst du da nie in Schwierigkeiten?« fragte Charlie leise.
    »Warum sollte ich?« Er lachte, prostete Charlie zu und trank.
    Charlie nahm einen tüchtigen Schluck und begann sich weniger auffallend vorzukommen.
    »Was tust du jetzt?« fragte er.
    »Ich geh auf den Strich, aber in einer erstklassigen Straße.«
    »Red doch nicht solchen Unsinn!«
    Peter sah ihm offen ihn die Augen. »Es ist kein Unsinn, Champ. Ich nehme kein Geld, wenn du das meinst. Die Männer schenken mir Sachen. Ich verkaufe sie, wenn ich Geld brauche. Uhren. Ich könnte einen Uhrenladen eröffnen. Ich habe, wie sich herausgestellt hat, Größe 46. Du wahrscheinlich auch. Es ist erstaunlich, wie vieler Männer Anzüge ich tragen kann. Was will ein Junge mehr?«
    »Viel. Wie lange willst du das so weitermachen?«
    »Das ist kein Problem. Es gibt bald Krieg. Ich werde nicht mehr lange hier sein. Vielleicht wird die Armee einen Mann aus mir machen. Oder vielleicht mache ich die Armee glücklich.« Er kicherte.
    »Hör auf, so zu reden. Es ist widerlich.«
    »Ach, Liebling – he, was glaubst du, mit wem du redest?« Sein Gesicht verzerrte sich zu einer traurigen Grimasse, und dann beugte er sich über seinen Drink und begann einen schnellen, gemurmelten, etwas zusammenhanglosen Monolog. »Nun, nun, nun. Das ist erledigt. Genug. Genug davon. Komm, auf, auf, Peter, auf. So ist’s gut. Siehst du, du kannst es, wenn du nur willst. So und nun, eins, zwei, drei...« Er holte tief Atem und richtete sich auf. »Verzeih. Wo waren wir stehen geblieben? Ach ja. Nirgends. Weißt du, Champ, ich amüsiere mich, das gehört zu der Rolle. Achte nicht darauf.«
    »Ich mag das nicht. Warum mußt du eine Rolle spielen?«
    »Warum...? Ach, komm, das ist nicht fair. Laß deine kleine Schwester in Frieden. Erzähl mir was. Was hast du gemacht?«
    Charlie kämpfte einen inneren Kampf. Er war entsetzt und angewidert und fühlte sich doch hingezogen. Es war, als hätte ihn ein Zauberstab berührt. Er hätte sich über Groll, Bitterkeit, Beschuldigungen gefreut. Stattdessen ging von Peter etwas aus, das wie ein heilender Balsam war. War es so in all den Monaten ihres Zusammenlebens gewesen? Wie aus einem früheren Leben, ihm bekannt, aber nicht ganz sein eigen wurde die Erinnerung an Glück in ihm wach. Obwohl er Peter verachtete, regte sich sein Glied. Ja, sie hatten eine großartige Zeit zusammen im Bett verlebt, aber das hätte auch mit jedem anderen so sein können. Er vergaß alles, was wirklich zählte. Peter war nichts als eine dumme Schwuchtel. Der Magen drehte sich ihm bei dem Gedanken um, daß er andere Männer berührte und von ihnen berührt wurde. Er wußte, es wäre gut, er ginge, aber er machte dem Barmann ein Zeichen, ihnen noch einen Whisky einzugießen. »Diese Runde ist meine.«
    »Komm, erzähl mir was.«
    »Ach, die Heirat hat mich viel Zeit gekostet. Alle wollen uns einladen. Hattie hat entsetzlich viele Verwandte.«
    »Geht’s ihr gut?«
    »Ja, großartig.«
    »Und wie ist es mit all den kleinen Charlies?«
    »Sie will vorläufig keine haben. Sie denkt nur an ihre Karriere.«
    »Hat sich im Theater etwas für dich geboten?«
    »Noch nicht. Aber vielleicht demnächst. Wir bekommen vielleicht eine Rolle im gleichen Stück. Es ist zwar nicht besonders gut. Aber man hat mir eine der Hauptrollen versprochen.«
    »Das ist ja wunderbar. Erst Sapphire und jetzt du. Ich war froh, daß Meyer Rappers Stück durchgefallen ist.«
    »Ja, Tugend wird belohnt.«
    »Ich muß in ein paar Minuten wirklich gehen. Ich möchte Sapphire noch treffen. Jetzt, da wir uns endlich in die Arme gelaufen sind, wird das wahrscheinlich alle fünf Minuten geschehen. Dies ist eine verrückte Stadt.«
    Charlie wußte plötzlich, daß er noch mit ihm zusammenbleiben mußte. Es war aus. Daran gab es nichts zu deuteln, aber er mußte einen Blick in seine Welt werfen, mußte ihn unter seinen Freunden sehen, nur der beruhigenden Gewißheit wegen, daß er richtig gehandelt hatte. Das kindliche Unschuldige, das er ausstrahlte, war nur Gaukelei. Gott weiß, was für Lasterhaftigkeit und Verderbtheit sich dahinter verbarg. Peter hatte offensichtlich vor dem Schlechtesten in sich kapituliert. Dennoch spürte Charlie in ihm eine

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