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Ein Fall zu viel

Ein Fall zu viel

Titel: Ein Fall zu viel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Scharenberg
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während Pielkötter noch überlegte, inwieweit er die Dame informieren sollte.
    Ellis Mundwinkel schoben sich fast bis zu den Ohren hoch. »Dat is wirklich der Brüller.« Plötzlich lachte sie lauthals los. »Und von sonne Spezialisten, die dem Olli so wat zutrauen, werden wir beschützt? Nee, nee, dat is nich dem sein Kaliber. Der kann doch keiner Kellerassel wat zuleide tun.«
    »Immerhin hat er schon einige Spielhöllen überfallen«, entgegnete Barnowski erneut, ehe Pielkötter etwas erwidern konnte. Anscheinend war heute wirklich nicht sein Tag.
    »Ja, mit ’ner Spielzeugpistole«, bemerkte Elli immer noch mit einem gewissen Grinsen im Gesicht. »Wisst ihr, wer mich neulich an den Olli erinnert hat? Bei meinem neuen Lover hab ich so’n alten Film mit dem Woody Allen geguckt. In dem Streifen, ich glaub, Manhattan hieß der, hat der auch so’n Voll-Loser gespielt. Der wollte mit ’ner Pistole aus’m Knast ausbrechen. Die hatte der aus Seife geschnitzt. Leider kam der Regen dazwischen, und dann hat die auf einma geschäumt. Da hab ich sofort an den Olli gedacht und dat der Film echt wie mitten aus dem Leben ist.«
    »Okay, nach dem kleinen Ausflug in die Filmwelt kehren wir mal zurück in die Realität«, eroberte sich Pielkötter nun das Wort. »Wie lange war Olaf Stratenschulte an dem besagten Abend bei Ihnen?«
    »Er hat das Fußballspiel von Anfang bis zum Ende geguckt. Anschließend hab ich ja noch dat Bier ausgegeben. Vor neun ist der bestimmt nicht wech.«
    »Dann ist ja alles in bester Ordnung«, ergänzte Barnowski und tunkte seine Frikadelle in den restlichen Senf.
    »Und ich bedien ma widder die andere Kundschaft«, ließ Elli wissen und wandte sich Richtung Tresen.
    »Was halten Sie davon?«, fragte Pielkötter, nachdem sie gegangen war.
    »Ich glaube ihr.«
    »Dann sind wir uns einig«, erklärte er zu Barnowskis offensichtlichem Erstaunen.

17. Kapitel
    Pielkötter fühlte sich, als hätte er schon seit vierundzwanzig Stunden nonstop Dienst geschoben. Dabei hatte er heute gerade einmal zwei Überstunden gemacht. Während er die wenigen Meter von seiner Garage zum Hauseingang lief, verfinsterte sich seine Miene. Die Sträucher müssten wieder geschnitten werden, und das Unkraut stand unübersehbar zu hoch. Leider waren das nur die geringsten Probleme in seinem Privatleben. Wann hatte er sich das letzte Mal richtig auf sein Zuhause gefreut? Wie lange war es her, dass Marianne ihn am Feierabend freudig erwartet hatte? »Eine kleine Ewigkeit«, murmelte er ungewollt vor sich hin.
    Müde schloss er die Haustür auf. Seit der Ärger über Barnowskis eigenmächtiges Vorgehen verflogen war, hatte sich ein seltenes Gefühl von Resignation in ihm breitgemacht. Pielkötter hängte seine Jacke an die Garderobe, warf seinen Schlüssel in die Schale auf dem Schuhschrank und wandte sich in Richtung Küche. Plötzlich fiel sein Blick auf einen kleinen Koffer, der weiter hinten in der Diele stand. Er stutzte, dann trat er näher heran. Lauschend drehte er den Kopf in alle Richtungen, aber im Haus blieb alles still. Als er den Koffer genauer betrachtete, entdeckte er darauf einen länglichen, weißen Aufkleber, das Überbleibsel eines Sicherheits-Checks. Das war doch seiner. Er hatte den Aufkleber extra nicht entfernt, um diesen Allerweltskoffer auf einem Gepäckband besser erkennen zu können. Jetzt verstand er gar nichts mehr. Warum stand das gute Stück hier in der Diele? Pielkötter hob ihn hoch. Wieso war der so schwer? Was um alles in der Welt bedeutete das?
    Ein Stoß Adrenalin schoss augenblicklich durch seine Adern. »Marianne! Marianne!«, rief er mit einer Stimme, die ihm äußerst fremd vorkam.
    Während er den Atem anhielt, hörte er Schritte in der ersten Etage. Pielkötter stieß die Tür zum Wohnzimmer auf. Von dort führte die Treppe nach oben. Seine Frau kam gerade die Stufen herunter.
    »Warum steht hier Gepäck?«, fragte er und versuchte, den Kloß in seinem Hals durch ein kurzes Räuspern loszuwerden.
    »Ich verreise.«
    Pielkötter wusste nicht recht, ob er sich erleichtert fühlen oder furchtbar wütend werden sollte.
    »Tja, eine Reise aus beruflichen Gründen«, erklärte sie knapp. »Ausnahmsweise bin ich diesmal davon betroffen und nicht du.«
    Seine Gesichtszüge schienen sich zu verhärten. »Hat sich denn heute alles gegen mich verschworen?«, donnerte er mit einem Mal los. »Reichen ein weltfremder Vorgesetzter und ein pflichtvergessener Mitarbeiter nicht aus? Musst du mir jetzt

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