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Ein Fall zu viel

Ein Fall zu viel

Titel: Ein Fall zu viel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Scharenberg
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sich hatte, das mussten andere rauskriegen, darum konnte er sich nicht auch noch kümmern. Er hatte seine kargen Informationen bereits an die Kollegen weitergegeben. Die aktuellen Ermittlungen hatten Vorrang – und der Zoff mit Pielkötter.
    Barnowski musste noch ein wenig mit sich kämpfen. »Es tut mir leid«, brachte er schließlich zähneknirschend heraus.
    Sein Vorgesetzter wirkte verblüfft. Anscheinend war er nicht auf eine Entschuldigung vorbereitet. »Das ist wohl das Mindeste, was ich von Ihnen erwarten kann«, stieß er plötzlich hervor. »Habe ich nicht ganz eindeutig zu verstehen gegeben, dass wir Olaf Stratenschulte zusammen aufsuchen werden?«
    »Klar, Chef.«
    »Und? Was bitte schön hat Sie geritten, sich über meine Anweisung in grob fahrlässiger Weise hinwegzusetzen?«
    »Diese dusselige Besprechung«, erwiderte Barnowski mit aufkommendem Ärger. Immerhin hatte er sich kleinlaut entschuldigt. Was wollte Pielkötter denn noch? »Diese unsinnige Verzögerung hat mir einfach viel zu lange gedauert. In dieser Zeit hätte Olli über alle Berge sein können.«
    »Oder er hätte aus Ihnen … «, Pielkötters Faust donnerte mit Wucht auf den Schreibtisch. »Ich dulde es nicht, dass Sie meine Anordnungen missachten. Das war riskant.«
    »Wollen Sie eigentlich gar nicht wissen, was bei Olaf Stratenschultes Befragung herausgekommen ist?«
    »Offensichtlich besitzen Sie nicht die Fähigkeit, sich in meine Lage zu versetzen.« Pielkötter ließ sich nicht ablenken. Seine Miene war nun eher ernst als ärgerlich. »Denken Sie denn, es würde mir leicht fallen, einen geschätzten Mitarbeiter zu verlieren, noch dazu wegen einer Unachtsamkeit?«
    Barnowski schluckte. Darauf fiel ihm nun wirklich keine passende Erwiderung ein. Der letzte Satz war eine Äußerung, die er von seinem Chef kaum erwartet hätte. »Darf ich mich setzen?«, fragte er kleinlaut.
    Pielkötter nickte.
    »Also, ich glaube, Olli hat nichts mit dem Fall Erwin Lützow zu tun. Als der mich gesehen hat, schien er wegen einer ganz anderen Sache beunruhigt zu sein. Er hat übrigens auch sofort zugegeben, dass er öfter in den Landschaftspark geht. Allerdings ist er zur fraglichen Zeit nicht dort gewesen. Er behauptet, sich an den besagten Abend genau zu erinnern. Demnach hat auch er sich das Fußballspiel Schalke gegen Bayer Leverkusen angesehen. Ausgerechnet Schalke. Und das als Duisburger. Jedenfalls war er dabei nicht alleine, sondern bei Elli inne Imbissstube. In der Halbzeit haben sich einige Fußballfans dort mit Currywurst und Pommes versorgt.«
    »Aber die Dame hat das noch nicht bestätigt«, stellte Pielkötter mit einem anklingenden Seufzer fest.
    »Doch. Jedenfalls am Telefon.«
    »Warum sind Sie denn nicht bei ihr vorbeigefahren?«, fragte sein Chef mit einem unangenehmen Unterton.
    Barnowski überlegte einen kurzen Augenblick und kam zu dem Schluss, dass Pielkötter für den wahren Grund wohl nicht das geringste Verständnis aufbringen würde. »Ich habe Elli sofort angerufen, nachdem ich Olaf Stratenschultes Wohnung verlassen habe«, erklärte er, während er Pielkötters Blick auswich. »Falls ich direkt bei ihr vorbeigefahren wäre, hätte Olli sich in der Zwischenzeit mit ihr absprechen können.«
    »So, so«, brummte Pielkötter. »Trotzdem bin ich geneigt, der Dame noch einmal persönlich auf den Zahn zu fühlen.«

16. Kapitel
    Missmutig schlug Pielkötter die Tür des Dienstwagens zu. Im Moment war ihm einfach alles zu viel. In der Nacht hatte er kaum ein Auge zugemacht, und jetzt stand auch noch eine Befragung an, die den Fall Erwin Lützow voraussichtlich nicht gerade voranbringen würde.
    »Chef, ich glaube, Sie könnten wirklich ’ne Friko vertragen«, bemerkte Barnowski, während er von der Fahrerseite aus zum Bürgersteig ging. Kaum zwanzig Meter von ihrem Parkplatz entfernt lag Ellis Imbissstube.
    Pielkötter lag eine mehr oder weniger sarkastische Bemerkung auf den Lippen, aber er hielt sich zurück. Schließlich konnte sein Mitarbeiter nichts dafür, dass er bis zum Morgengrauen vergeblich versucht hatte, alle unangenehmen Gedanken beiseitezudrängen. Fast fühlte er sich nun wie in einem Zweifrontenkrieg. In der Nacht hatte er nicht nur über seine zunehmend schwierige Ehe mit Marianne nachgedacht, sondern auch über seine Arbeit, die ihm gleich von zwei Seiten Probleme bereitete. Okay, der neue Fall war verzwickt, weil weder Mord, Selbstmord noch Unglücksfall hundertprozentig ausgeschlossen werden konnten.

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