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Ein Fall zu viel

Ein Fall zu viel

Titel: Ein Fall zu viel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Scharenberg
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Allerdings machte ihm die geplante Umorganisation im Präsidium mindestens genauso zu schaffen. Bisher hatte er das erfolgreich verdrängt, ebenso die Tatsache, dass er demnächst einen Vortrag über die Prävention von Einbruchsfällen vor interessierten Duisburger Bürgern halten sollte. Eine reine Unverschämtheit, ihm das einfach aufzudrücken, was hatte er damit zu tun? Aber der Kollege vom Einbruchsdezernat hatte die besseren Beziehungen und sich deshalb davor drücken können.
    »Chef, hier ist es«, erklärte Barnowski, als ob Pielkötter Ellis Imbissstube nicht kennen würde. Barnowski schien besorgt. Offensichtlich befürchtete er, sein Chef würde am Eingang vorbeistolzieren. Nicht zu Unrecht, wie der sich eingestehen musste.
    »Mir geht diese geplante Umorganisation nicht aus dem Kopf«, erwiderte er. »Wissen Sie, was ich davon halte?« Barnowski kam nicht dazu, irgendetwas zu erwidern. »Schwachsinn hoch drei, sage ich Ihnen. Natürlich kann ich verstehen, dass wir sparen sollen. Aber die Einsparungen beim Personal, die zunehmende Belastung der Mitarbeiter als geniale Optimierung zu verkaufen, ist schon ein harter Brocken. Besonders gegenüber den Praktikern an der Front, die diesen wortweichgespülten Scheiß ausbaden müssen.«
    Irritiert starrte Barnowski ihn an. Wahrscheinlich hatte Pielkötter sich seinem Mitarbeiter gegenüber auch noch nie derart drastisch ausgedrückt und mit Sicherheit niemals den Ausdruck »wortweichgespülte Scheiße« benutzt. Den hatte er soeben für total schwachsinnige Maßnahmen erfunden, die Autoritäten weit hinter der Front dem einfachen Soldaten schönzureden versuchten. Mensch Pielkötter, ermahnte er sich, wenn du jetzt unter die Philosophen gehst, erkennst du dich selbst kaum wieder.
    »Wahrscheinlich brauche ich wirklich eine Frikadelle«, erklärte er dem immer noch sprachlosen Barnowski. »Eine Frikadelle und vor allem mindestens eine Tasse Kaffee.«
    Sein Mitarbeiter schaute ihn an als, als wollte er sagen: Nun ist er wieder fast der Alte. Mit einem leichten Grinsen hielt er ihm die Tür auf, und sie betraten den Laden.
    »Wem sind die Pommes?«, hörten sie Elli in ihrer unnachahmlichen Stimme rufen.
    »Doppelt rot-weiß?«, fragte eine Frau, die sich von einem der Tische erhob.
    »Na, wat denn sonst? Oder willse doch Currysoße?«
    Wenig später hatte sich die Angelegenheit zur Zufriedenheit aller Beteiligten geklärt, und die Kundin verließ mit einem Schälchen und einer kleinen Gabel aus Plastik die Imbissstube. Pielkötters Blick schweifte durch den Raum und registrierte zwei ältere Herren, drei Jugendliche, vier Flaschen Bier und eine Cola. Offensichtlich hatten sie zumindest die Getränke schon bestellt. Die Theke war frei. Er stellte sich direkt davor.
    »Kriminalkommissariat Duisburg. Wir hätten da einige Fragen an Sie«, erklärte er Elli, die sichtlich verdutzt war.
    »Aber zuvor Ihre vorzüglichen Frikos und zwei Tassen Kaffee dazu«, warf Barnowski mit einem Lächeln ein, das Elli förmlich wie Fett in der Friteuse dahinschmelzen ließ. Pielkötter hätte das Verhalten seines Mitarbeiters zu gern getadelt. Jedoch wusste der offensichtlich in diesem Fall besser mit der Zeugin umzugehen.
    »Na, dann nehmen Se schoma Platz. Ich komm gleich zu Ihnen.«
    Barnowski folgte Pielkötter zu einem abseits gelegenen Tisch. Sie hatten noch nicht allzu lange auf den nicht gerade bequemen Stühlen Platz genommen, da hatte Elli die anderen Gäste mit Essen versorgt und erschien bei ihnen mit den Buletten und zwei Tassen Kaffee.
    »Na, dann schießen Se ma los«, sagte sie. »Gez is nämlich grad nich so viel zu tun.«
    »Es geht um Olaf Stratenschulte«, erklärte Pielkötter. »Der hat angegeben, letzten Samstagabend hier gewesen zu sein, um sich das Bundesligaspiel anzusehen.«
    »Schalke gegen Bayer Leverkusen meinen Se? Ja, dat ham wir gemeinsam geguckt. Dat heißt, ich nur, wenn keine Kundschaft im Laden war.«
    »Und das würden Sie auch unter Eid aussagen?«
    »Klar doch. Weil et ja voll der Wahrheit entspricht, oder wie man dat immer ausdrückt. Anschließend ham wir zusammen en Pils darauf getrunken, dat die noch zwei reingekriecht haben. Anfangs sah dat ja gar nicht danach aus.« Mit einem koketten Grinsen strich sie ihre blütenweiße Schürze glatt. »Wat soll sich der Olli eigentlich gelappt haben, dat Se so scharf auf den sind?«
    »Ein Mann ist unter ungeklärten Umständen im Landschaftspark vom Hochofen gestürzt«, erklärte Barnowski,

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