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Ein falscher Traum von Liebe: Der lange Weg aus der Hölle meiner Kindheit (German Edition)

Ein falscher Traum von Liebe: Der lange Weg aus der Hölle meiner Kindheit (German Edition)

Titel: Ein falscher Traum von Liebe: Der lange Weg aus der Hölle meiner Kindheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Birkhoff
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wendete, den Zwieback rieb und die Schnitzel dick damit umhüllte. In einer alten gusseisernen Pfanne wurden sie dann liebevoll gebrutzelt, und Oma gab stets Acht, dass auch nur ja nichts von der kostbaren Panade verloren ging.
    Nie und nimmer hätte ich als kleines Kind daran gedacht, dass sich die Wut und Enttäuschung über mein Elternhaus ausgerechnet gegen diese einzige, mich aufrichtig liebende Person richten würden.
    Ich war bereits in der Schule, als ich aus irgendeiner Situation heraus völlig ausflippte und in meinem Tobsuchtsanfall nicht mehr zu bremsen war. Ich erinnere mich nicht mehr genau an jedes Detail, weil ich mir jahrelang alle erdenkliche Mühe gegeben habe, diesen schrecklichen Tag zu vergessen. Ich schrie und tobte, und meine Großmutter wich entsetzt vor mir zurück. Sie starrte mich mit angsterfüllten Augen an und blickte direkt in den Abgrund meiner verletzten Kinderseele.
    In meiner Rage riss ich die Küchenschublade auf, ergriff ein Messer und kreischte hysterisch: »Komm mir keinen Schritt näher! Sonst stech ich dich ab!«
    Meine Oma wich weiter zurück und murmelte mit Tränen in den Augen: »Oh Gott, oh Gott, oh Gott!« Dann verließ sie fluchtartig die Küche.
    Ich sackte in mich zusammen, ließ das Messer fallen und saß erschüttert auf dem Linoleumboden der Küche. Die Hände vors Gesicht geschlagen, erlitt ich einen Heulkrampf und brauchte über eine Stunde, um mich wieder zu erholen. Ich hatte Angst vor mir selbst bekommen. Ich fühlte mich schuldig und spürte, dass eine Grenze überschritten worden war. Es war die Grenze der Zumutbarkeit, nicht aber die Grenze der unerschütterlichen Liebe meiner Oma zu mir. Mit ihrer Liebe schürte sie mein schlechtes Gewissen. Ich stürzte in ihre tröstenden Arme und weinte, was das Zeug hielt.
    Die wenigen Besuche meiner Mutter empfand ich jedes Mal als persönliche Katastrophe, waren sie doch geprägt von Hass und Lieblosigkeit mir gegenüber. Meine Mutter war wildentschlossen, meinen leiblichen Vater um jeden Preis zu heiraten und der Welt zu demonstrieren, dass alles prima gelaufen war. Diesen Mann hatte ich bereits im Alter von zwei Jahren als künftigen Schrecken meiner Kindheit kennen lernen dürfen, und ich war sicherlich nicht traurig darüber, dass ihm die Nonnen irgendwann Hausverbot erteilt hatten. Stattdessen wurde ich gelegentlich von meiner Mutter übers Wochenende »nach Hause« geholt, und ich lernte in der kleinen Einzimmerdachgeschosswohnung meines Vaters, was es heißt, ohnmächtig der Gewalt von Erwachsenen ausgesetzt zu sein. Zwei Narben in meinem Gesicht sind unauslöschliche Zeugnisse dieser Gewaltübergriffe meines leiblichen Vaters.
    Seine Ausbrüche kannten an Perversität keine Grenzen: So forderte er mich beispielsweise auf, mir eine von den zu Dekorationszwecken an der Wohnzimmerwand aufgehängten Kamelpeitschen auszusuchen. Schwieg ich, ergriff er irgendeine und traktierte mich so lange, bis das Blut floss. Als Kind wusste ich, dass es zwei gute Anzeichen gab: Das erste war, wenn mein Vater seine Schuhe putzte und auf Hochglanz polierte. Innerlich atmete ich jedes Mal auf, weil ich wusste, dass dieser Tyrann nun endlich die Wohnung verlassen würde. Das zweite war der Anblick meines eigenen Blutes. Mein Vater konnte kein Blut sehen, und so fanden seine körperlichen Misshandlungen ein jähes Ende, wenn ich aus Mund oder Nase blutete oder mein Gesicht auf die Tischplatte knallte und die Haut aufriss. Das waren die guten Zeichen, denn sie bedeuteten das vorläufige Ende einer momentanen Qual.
    Am Tag, als meine Mutter von ihrem ersten Lehrergehalt eine kleine Wohnung anmieten konnte, erschien sie urplötzlich im Hause meiner Großeltern, und es entbrannte ein heftiger Kampf um mich. Meine Mutter stand auf der einen Seite der Haustür, meine beiden Großmütter auf der anderen. Drei Erwachsene zerrten an meinen Armen und Beinen, und zu guter Letzt hatte meine Mutter ihr Ziel erreicht. Fortan sollte ich bei meinen Eltern leben.
    Die Wohnung bot keinen Platz für ein Kinderzimmer. Offensichtlich sollte sie auch keinen Platz dafür bieten. Ein Kinderbett vor dem Gasboiler im Badezimmer war der einzige Beweis für die Existenz eines Kindes in dieser Wohnung. Der Gasboiler, so erzählten mir meine Eltern, sei in Wahrheit eine große Kamera, die alles filmen würde, was ich in Abwesenheit meiner Eltern tat. Als sie mich erstmalig im Badezimmer über Nacht einschlossen, um mit Bekannten zu feiern, war ich jünger, als

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