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Ein falscher Traum von Liebe: Der lange Weg aus der Hölle meiner Kindheit (German Edition)

Ein falscher Traum von Liebe: Der lange Weg aus der Hölle meiner Kindheit (German Edition)

Titel: Ein falscher Traum von Liebe: Der lange Weg aus der Hölle meiner Kindheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Birkhoff
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die Kinder spielen. Ich fühlte mich entsetzlich einsam und meiner Freiheit beraubt. Meine Mutter hatte gelogen. Wir waren keine Familie. Nichts war gut.
    Das Radio dudelte den ganzen Nachmittag. An das klingende Geräusch vor der Sendung Zeitzeichen werde ich mein ganzes Leben lang denken. Ich zucke noch heute zusammen, wenn ich die Einleitungsmelodie dieser Radiosendung höre. Das sind die Momente, in denen ich völlig losgelöst von meiner Willensbeeinflussung durch einen Zeittunnel zurückrase in die Finsternis meiner Kindheit. Es sind die Momente, in denen ich als erwachsene Frau plötzlich geistesabwesend wirke, weil ich eigentlich gerade wieder an diesem Küchentisch sitze und sechs Jahre alt bin.
    Meine Zeit vertrieb ich mir mit Laubsägearbeiten und Lesen. Ich habe alles gelesen, was mir in die Finger kam. Die Bücher von WAS IST WAS haben mir dabei das Leben gerettet. Ich konnte eintauchen in die Welt der Dinosaurier, erlebte die Entstehung der Welt, reiste in das unendliche Universum und kannte sämtliche Hunderassen von A-Z. Damals war es schick, Mitglied im Bertelsmann Club zu sein, und mein Vater schaffte ständig neue Bücher herbei. Wenn es darum ging, mich ruhigzustellen, waren meine Eltern äußerst engagiert. War mir mal wieder ein Sägeblatt durchgeknallt, so brauchte ich nicht lange zu fragen, und es gab Nachschub. Das Wohnzimmer war tabu für mich. Wollte ich zur Toilette gehen, so hatte ich meinen Vater um Erlaubnis zu bitten. Es gab Tage, an denen er schlecht gelaunt war. An diesen Tagen bereitete es ihm ein ungeheuerliches Vergnügen, mir den Toilettengang zu verbieten, und er wartete nur darauf, dass mein Geschäft in die Hose ging. Diese Freude habe ich ihm jedoch nie bereiten können. Auch heute noch bin ich ein Meister im Einhaltenkönnen.
    Als ich sieben Jahre alt war, traktierte mich mein Vater urplötzlich mit Vorhaltungen über mein Essverhalten. Rückblickend betrachtet war das, was ich aß, völlig normal. Ich hatte ein Faible für Fleisch entwickelt und mochte das Obst bei meinen Eltern nur dann nicht, wenn es schon vor sich hin schrumpelte. Eine alte Banane, die schon gänzlich schwarz gefärbt war, motivierte meinen Vater urplötzlich, mir einen Vortrag zu halten. »Du bist ein Mensch«, so konstatierte er, »der später einmal alle Menschen um sich herum verhungern lassen wird. Du wirst über Leichen gehen und niemandem etwas abgeben. Schau dir diese Banane an. Nur, weil sie schon ein bisschen schwarz ist, kann man sie trotzdem essen. Du wirst jetzt diese Banane essen!« Er schälte diese abfallreife Banane, brach ein Stückchen ab und hielt es mir direkt vor den Mund. »Iss jetzt sofort diese Banane!«, schnauzte er mich an. Als ich genauer hinschaute, sah ich voller Entsetzen kleine Würmer auf dem Fruchtfleisch krabbeln. Mir wurde speiübel, und ich begann zu würgen. Nie und nimmer würde ich dieses Gewimmel essen, eher ließe ich mich totschlagen. Ein plötzlicher Schlag ins Gesicht zeigte mir eindringlich, dass mein Vater mal wieder auf Frustablassen aus war. Ich presste die Lippen aufeinander und sagte kein Wort. Aus dieser Nummer kam ich sicherlich nicht unbeschadet heraus. Als es unvermittelt an der Tür klopfte und ich zeitgleich das Geld auf dem Küchentisch für die Monatsmiete liegen sah, zählte ich eins und eins zusammen. Das musste unser Vermieter sein, der über uns wohnte und die Miete kassieren wollte.
    »Ja! Moment!«, rief mein Vater und starrte mich hasserfüllt an. Er stopfte sich das Stückchen Banane in den Mund, schmiss den Rest in den Abfalleimer und öffnete dem Vermieter die Tür. Mit ungläubigen Augen starrte ich auf meinen schmatzenden Vater, der, während er dem Vermieter das Geld aushändigte, den letzten Bissen herunterschluckte. Wochenlang habe ich darauf gewartet, dass die Maden aus seinen Augen, Ohren oder seiner Nase krabbeln würden. Leider umsonst ... Diesem alten Kauz von Vermieter war ich ab diesem Tag in ewiger Dankbarkeit verbunden ...
    Es erstaunt mich immer wieder, dass niemand im Umfeld misstrauisch wurde angesichts meiner vielen Verletzungen. Es erstaunt mich, obwohl ich immer wieder in meinem Polizeialltag mit jedweder Form der Ignoranz konfrontiert werde und daher gar nicht mehr zu staunen bräuchte. Insbesondere bei Kindesmisshandlung und noch deutlicher bei den Verdachtsmomenten des Kindesmissbrauchs stelle ich fest, dass alle Menschen denken, solche Sachen würden immer nur »woanders« passieren. Selbst der beste Freundes–

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