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Ein Feuer Auf Der Tiefe

Ein Feuer Auf Der Tiefe

Titel: Ein Feuer Auf Der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
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den Wind verstreut hat.«
    »Und von einem der klügsten«, sagte Holzschnitzerin mit Ironie und Schwermut zugleich in der Stimme. »Die neue Seele wird mindestens so intelligent wie vorher sein, und wahrscheinlich viel flexibler.«
    »Und ich bin selber ein bisschen schwanger«, sagte Pilger. »Aber ich bin überhaupt nicht traurig. Ich bin schon zu lange ein Viersam gewesen. Stell dir vor, Welpen von Holzschnitzerin selbst zu haben! Vielleicht werde ich ganz konservativ und sesshaft.«
    »Ha! Nicht einmal zwei von mir reichen aus, um deine Pilgerseele zu bremsen.«
    Johanna hörte dem Wortgeplänkel zu. Die Gedanken waren so fremdartig, und dennoch wirkten die Obertöne von Zuneigung und Humor vertraut. Als Johanna gerade erst fünf gewesen war und Mutti und Vati den kleinen Jefri nach Hause gebracht hatten… Johanna konnte sich nicht an die Worte erinnern, nicht einmal an den Inhalt dessen, was sie gesagt hatten – der Ton aber war derselbe wie zwischen Holzschnitzerin und Pilger.
    Johanna ließ sich in eine sitzende Haltung zurücksinken, und die Anspannung des Tages löste sich. Scrupilos Artillerie funktionierte wirklich; es bestand eine Chance, das Schiff zu bekommen. Und selbst wenn es misslang – ein klein wenig fühlte sie sich, als sei sie wieder daheim.
    »Darf ich… darf ich dein Junges streicheln?«

 
     
FÜNFUNDZWANZIG
     
    Die Reise der Aus der Reihe II hatte in einer Katastrophe begonnen, wo ein paar Minuten oder Stunden über Leben und Tod entschieden. In den ersten Wochen hatte es Entsetzen und Einsamkeit und Phams Wiederbelebung gegeben. Die ADR war schnell zur Galaxisebene hin abgestiegen, fort von Relais. Tag für Tag kippte der Sternenwirbel nach oben, ihnen entgegen, bis er ein einziges Lichtband war, die Milchstraße aus der Perspektive der Nyjora und der Alten Erde – und der meisten bewohnbaren Planeten der Galaxis.
    Zwanzigtausend Lichtjahre in drei Wochen. Aber da hatte der Weg durchs Mittlere Jenseits geführt. Jetzt, in der Galaxisebene, waren sie noch etliche tausend Lichtjahre von ihrem Ziel am Grunde des Jenseits entfernt. Die Grenzflächen der Zonen folgten annähernd den Flächen gleicher mittlerer Dichte; in galaktischem Maßstab war der Grund eine unscharf linsenförmige Fläche, die einen großen Teil der Galaxisscheibe umschloss. Die ADR flog jetzt in der Ebene der Scheibe, mehr oder weniger auf das Zentrum der Galaxis zu. Jede Woche brachte sie näher an das Langsam heran. Schlimmer, ihre Route samt allen Varianten, die überhaupt ein Vorankommen versprachen, führte mitten durch ein Gebiet massiver Zonenverschiebungen. Die Netznachrichten hatten es den Großen Zonensturm genannt, obwohl es natürlich nicht die geringsten physikalischen Anzeichen von Turbulenzen innerhalb des Gebiets gab. Doch an manchen Tagen legten sie weniger als achtzig Prozent vom erwarteten Wert zurück.
    Schon früh hatten sie festgestellt, dass es nicht nur der Sturm war, der ihren Flug verlangsamte. Blaustiel war nach draußen gegangen und hatte sich den Schaden angesehen, der von ihrer Flucht zurückgeblieben war.
    »Es ist also das Schiff selbst?« Ravna hatte auf der Brücke gestanden und auf die nahen Sterne gestarrt, die jetzt unmerklich am Himmel entlangkrochen. Die Bestätigung kam nicht unerwartet. Doch was tun?
    Blaustiel zockelte an der Decke hin und her. Jedesmal, wenn er die gegenüberliegende Wand erreichte, fragte er die Schiffsprogramme nach dem Druckverschluss an der Bugluke ab. Ravna starrte ihn an. »He, das war das x-te Mal, dass du in den letzten drei Minuten den Status überprüft hast. Wenn du wirklich glaubst, dass etwas nicht stimmt, dann bring es in Ordnung.«
    Das Hin und Her des Skrodfahrers hörte abrupt auf. Seine Wedel bewegten sich unsicher. »Aber ich war gerade draußen. Ich möchte sicher sein, dass ich die Luke richtig verschlossen habe… Oh, Sie meinen, ich habe das schon überprüft?«
    Ravna schaute zu ihm hoch und versuchte, nicht bissig zu klingen. Blaustiel war nicht das geeignete Ziel für ihre Frustration. »Hm. Mindestens fünfmal.«
    »Tut mir Leid.« Er machte eine Pause und versenkte sich in die Stille vollständiger Konzentration. »Ich habe es ans Gedächtnis weitergegeben.« Manchmal war diese Gewohnheit nett und manchmal einfach irritierend: Wenn die Fahrer versuchten, an mehrere Dinge gleichzeitig zu denken, waren ihre Skrods mitunter außerstande, das Kurzzeitgedächtnis zu bewahren. Vor allem Blaustiel geriet oft in Verhaltenszyklen, wo er

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