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Ein Feuer Auf Der Tiefe

Ein Feuer Auf Der Tiefe

Titel: Ein Feuer Auf Der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
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furchteinflößend. Weder Holzschnitzerin noch Wanderer sprachen jemals mit ihren Welpen in hörbaren Tönen, doch ihre Ultraschall-›Gedanken‹ schienen ständig die Jungen abzutasten. Manches davon war so einfach und regelmäßig, dass es Resonanzschwingungen in den Wänden des kleinen Wagens erzeugte. Das Holz summte unter Johannas Händen. Es war, als ob eine Mutter ein Wiegenlied sänge, doch sie sah, dass es einem anderen Zweck diente. Die kleinen Geschöpfe reagierten auf die Töne, indem sie in komplizierten Rhythmen zuckten. Wanderer sagte, dass es noch dreißig Tage dauern würde, bis die Welpen bewusstes Denken zum Rudel beitragen konnten, doch sie wurden darin bereits ausgebildet und geübt.
    Für einen Teil jedes Tages schlugen sie ein Lager auf, wobei die Soldaten abwechselnd als Postenketten Wache hielten. Selbst in dem Teil des Tages, wo sie unterwegs waren, hielten sie oftmals an, um den Weg frei zu machen, auf die Rückkehr einer Patrouille zu warten oder einfach zu rasten. Bei einer solchen Rast saß Johanna mit Wanderer im Schatten eines Baumes, der wie eine Kiefer aussah, aber nach Honig roch. Pilger spielte mit seinen Jungen und half ihnen, sich aufzurichten und ein paar Schritte zu gehen. Am Surren in ihrem Kopf merkte sie, dass er zu den Welpen dachte. Und mit einem Mal kamen sie ihr eher wie Marionetten als wie Kinder vor. »Warum lässt du sie nicht allein spielen, oder mit ihren…« – Brüdern? Schwestern? Wie nannte man Geschwister, die ein anderes Rudel geboren hatte? – »… mit Holzschnitzerins Welpen?«
    Mehr noch als Holzschnitzerin hatte der Pilger versucht, die Bräuche der Menschen kennen zu lernen. Er war bei weitem das flexibelste Rudel, das sie kannte – immerhin, wenn man einen Mörder im eigenen Geist aufnehmen kann, muss man flexibel sein. Doch Pilger war von ihrer Frage sichtlich überrascht. Das Summen in ihrem Kopf brach unvermittelt ab. Er lachte schwach. Es war ein sehr menschliches Lachen, wenn auch ein wenig theatralisch. Wanderer hatte Stunden mit interaktiven Komödien am Datio verbracht – ob zur Unterhaltung oder um der Erkenntnis willen, wusste sie nicht. »Spielen? Allein? Ja… Ich verstehe, wie natürlich das dir erscheinen würde. Für uns wäre es eine Art Perversion… Nein, schlimmer noch, denn Perversionen machen wenigstens manchmal manchen Leuten Spaß. Aber wenn ein Welpe als Solo aufgezogen würde, oder auch als Duo – es würde bedeuten, ein Tier aus etwas zu machen, was ein gesundes Glied werden könnte.«
    »Du meinst, dass Welpen niemals ein eigenes Leben haben?«
    Wanderer reckte die Köpfe vor und ließ sich zu Boden fallen. Eins von ihm schnüffelte weiter an den Welpen, doch seine Aufmerksamkeit galt Johanna. Er liebte es, über menschliche Exotika zu sinnieren. »Nun ja, manchmal kommt es zu einer Tragödie – ein verwaister Welpe, der ganz sich selbst überlassen ist. Oft gibt es dafür keine Heilung, das Geschöpf wird zu unabhängig, als dass es sich in irgendein Rudel einpassen könnte. Jedenfalls ist es ein sehr einsames, leeres Leben. Ich kann mich persönlich erinnern, wie unangenehm es ist.«
    »Ihr verpasst eine Menge. Ich weiß, dass du dir im Datio Kindergeschichten angesehen hast. Es ist traurig, dass ihr niemals jung und närrisch sein könnt.«
    »He! Das habe ich nie behauptet. Ich bin viele Male jung und närrisch gewesen, es ist meine Art zu leben. Und die meisten Rudel sind so, wenn sie mehrere junge Glieder von verschiedenen Eltern haben.« Während sie miteinander sprachen, hatte sich einer der Welpen an den Rand der Decke vorgekämpft, auf der sie saßen. Nun streckte er seinen Hals unbeholfen nach den Blumen aus, die aus den Wurzeln eines nahen Baumes wuchsen. Während er in dem Grün und Purpur herumstocherte, spürte Johanna wieder das Summen. Die Bewegungen des Welpen wurden eine Spur zielgerichteter. »Oha! Ich kann die Blumen zusammen mit ihm riechen. Ich wette, noch ehe wir Flensers Verborgene Insel erreichen, werden wir einer mit den Augen des anderen sehen.« Der Welpe fuhr zurück, und die beiden vollführten einen kleinen Tanz auf der Decke. Wanderers Köpfe wippten im Takt der Bewegung auf und ab. »Sie sind so kluge Kleine!« Er grinste. »Oh, wir sind nicht so sehr verschieden von euch, Johanna. Ich weiß, dass Menschen auf ihre Jungen stolz sind. Holzschnitzerin und ich, wir fragen uns beide, was aus unseren wohl werden wird. Sie ist so glänzend scharfsinnig, und ich bin – na ja, ein bisschen

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