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Ein Feuer Auf Der Tiefe

Ein Feuer Auf Der Tiefe

Titel: Ein Feuer Auf Der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
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war.
    Er musterte das Geschöpf, das auf der Schleife lag. So seltsam und doch wirklich. Und es war mehr als nur das Geschöpf, obwohl dessen Fremdheit am meisten ins Auge fiel. Seine blutige Kleidung war von feinerem Gewebe, als der Pilger jemals gesehen hatte. Neben dem Körper des Geschöpfs steckte ein rosa Kissen mit kunstvoller Stickerei in der Schleife. Mit einer Wende des Blickpunktes erfasste er, dass es fremde Kunst war, das Gesicht einen Tiers mit langer Schnauze, auf das Kissen gestickt.
    Die Chancen, durch den Hafen zu entkommen, standen eins zu einer Million; mancher Preis mochte solch ein Risiko wert sein.
    »… Wir werden noch ein Stück weiter hinabgehen«, sagte er.
     
    Yaqueramaphan zog die Schleife. Wickwracknarb schritt neben ihm her und versuchte, wichtig und offiziersmäßig auszusehen. Mit Narb war das nicht schwer. Das Glied war ein Muster an militärischer Fähigkeit, man musste in ihm stecken, um die Weichheit zu kennen.
    Sie waren fast bis zum Meeresspiegel hinabgestiegen.
    Der Weg war jetzt breiter und roh gepflastert. Er wusste, dass die Hafenfestung über ihnen lag, von den Bäumen verdeckt. Die Sonne hatte den Norden verlassen und stieg in den Osthimmel. Blumen blühten überall, weiß und rot und violett, ihr Duft lag schwer im Wind – die arktische Pflanzenwelt nutzt gern die Vorzüge ihres langen Sommers. Wenn man über das sonnengesprenkelte Kopfsteinpflaster ging, konnte man beinahe den Überfall auf der Hügelkuppe vergessen.
    Sehr bald trafen sie auf eine Postenkette. Ketten und Ringe sind interessante Leute, keine großen Leuchten, aber so ziemlich die größten funktionsfähigen Rudel, die man außerhalb der Tropen antrifft. Es gab Geschichten über zehn Meilen lange Ketten mit Tausenden von Gliedern. Die größte, die Wanderer jemals gesehen hatte, hatte weniger als hundert gezählt: Man nimmt eine Gruppe gewöhnlicher Leute und trainiert sie, auszuschwärmen, nicht in Rudeln, sondern als Einzelglieder. Wenn jedes Glied nur ein paar Ellen von seinen nächsten Nachbarn entfernt blieb, konnten sie so etwas wie den Geist eines Trios bewahren. Die Gruppe als Ganzes war kaum intelligenter – man kann nicht sonderlich tiefe Gedanken haben, wenn eine einzelne Idee Sekunden braucht, sich durch den Verstand auszubreiten. Aber die Kette hatte einen hervorragenden Überblick, was auf ihrer ganzen Länge geschah. Und wenn eins von ihren Mitgliedern angegriffen wurde, erfuhr es die ganze Kette mit Schallgeschwindigkeit. Wanderer hatte schon in Ketten gedient, es war ein zerflossenes Dasein, aber nicht annähernd so öde wie gewöhnlicher Wachdienst. Man konnte sich kaum langweilen, wenn man so stumpfsinnig wie eine Kette war.
    Da! Ein einzelnes Glied reckte den Hals hinter einem Baum hervor und rief sie an. Wickwracknarb kannte natürlich die Parole, und sie durchquerten die äußere Kette. Aber die Passage und ihre Beschreibung waren jetzt der ganzen Kette bekannt – und bald auch gewöhnlichen Soldaten in der Hafenfestung.
    Zum Teufel. Er konnte nichts dagegen tun, er würde dem verrückten Plan weiter folgen. Er und Schreiber und das fremde Glied passierten die beiden inneren Posten. Er konnte jetzt das Meer riechen. Sie kamen zwischen den Bäumen hervor zu dem steinummauerten Hafen. Silber glitzerte auf dem Wasser in einer Million unsteter Flecke. Ein großes Multiboot schaukelte zwischen zwei Piers. Seine Masten waren wie ein Wald von schrägen, laublosen Bäumen. Nur eine Meile jenseits des Wassers konnten sie die Verborgene Insel sehen. Ein Teil von ihm tat den Anblick als ganz gewöhnlich ab, ein Teil stockte vor Furcht. Das war das Zentrum der weltweiten Flenser-Bewegung. Dort oben in jenen abweisenden Türmen hatte der ursprüngliche Flenser seine Experimente durchgeführt, seine Aufsätze geschrieben – und Pläne für die Weltherrschaft geschmiedet.
    Es waren wenig Leute auf den Piers. Die meisten waren mit Wartungsarbeiten beschäftigt: Segel nähen, Doppelrümpfe wieder festzurren. Sie beobachteten die Schleife mit gespannter Neugier, doch keiner kam näher. Wir brauchen also weiter nichts zu tun, als bis ans Ende einer Pier zu schlendern, die Leinen eines außen liegenden Doppelrumpfes zu durchschneiden und loszusegeln. Es gab wahrscheinlich allein auf der Pier genug Rudel, um das zu verhindern – und ihre Schreie würden gewiss die Soldaten herbeirufen, die sie in der Nähe der Hafenfestung sahen. Eigentlich war es etwas überraschend, dass dort oben noch niemand

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