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Ein Feuer Auf Der Tiefe

Ein Feuer Auf Der Tiefe

Titel: Ein Feuer Auf Der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
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Rudel am Ufer des Festlands gerieten außer Sicht. Flensers persönliche Standarte flatterte noch munter in der Morgenbrise, ein kleiner werdendes Quadrat von Rot und Gelb vor dem Grün des Waldes.
    Der ganze Wanderer schaute auf die Meerenge, wo sich die Walinsel im Bogen nahe an das Festland heranschob. Sein Narb erinnerte sich, dass die Inselspitze schwer befestigt war. Normalerweise wäre das ihr Ende gewesen. Doch die Bogenschützen waren abgezogen worden, um sich an dem Überfall zu beteiligen, und die Katapulte wurden gerade repariert.
    … Das Wunder war also geschehen. Sie waren am Leben und frei und hatten den größten Fund seiner ganzen Pilgerschaft. Er schrie seine Freude so laut heraus, dass Yaqueramaphan sich duckte und der Klang von den grünen, mit Schneeflecken bedeckten Anhöhen zurückgeworfen wurde.

 
     
FÜNF
     
    Jefri Olsndot besaß nur wenige klare Erinnerungen an den Hinterhalt und hatte nichts von der Gewalt gesehen. Draußen war Lärm gewesen und Muttis angsterfüllter Schrei, er solle drinnen bleiben. Es hatte eine Menge Qualm gegeben. Er wusste noch, wie er gehustet hatte und wie er versuchte, an die frische Luft zu kriechen. Dann hatte er das Bewusstsein verloren. Als er erwachte, war er auf eine Art Erste-Hilfe-Trage geschnallt, und ringsum waren die großen Hundewesen. Sie sahen so komisch aus mit ihren weißen Jacken und den Tressen. Er entsann sich, dass er sich gefragt hatte, wo ihre Besitzer waren. Sie machten sehr sonderbare Geräusche: Kollern, Summen, Zischen. Manches davon war so hoch, dass er es kaum hören konnte.
    Eine Zeit lang war er in einem Boot, dann in einem Wagen. Vorher hatte er nur Bilder von Burgen gesehen, doch der Ort, an den sie ihn brachten, war echt, mit dunklen und überhängenden Türmen und großen, spitzwinklig verlaufenden Steinmauern. Sie fuhren schattige Straßen hinauf, die unter den Wagenrädern holperten. Die langhalsigen Hunde hatten ihm nicht wehgetan, aber die Bänder waren schrecklich eng. Er konnte sich nicht hinsetzen, er konnte nicht zur Seite schauen. Er fragte nach Mutti und Vati und Johanna, und er weinte ein bisschen. Eine lange Schnauze erschien neben seinem Gesicht und stupste ihn mit der weichen Nase in die Wange. Ein surrendes Geräusch erklang, das er durch Mark und Bein spürte. Er wusste nicht, ob die Geste Trost oder Drohung sein sollte, doch er schnappte nach Luft und versuchte, die Tränen zurückzuhalten. Sie gehörten sich ohnehin nicht für einen guten Straumer.
    Jetzt sah er mehr Hunde in weißen Jacken, welche mit närrischen Schulterstücken von Gold und Silber.
    Seine Trage wurde wieder gezogen, diesmal einen fackelerleuchteten Tunnel hinab. Sie machten an einer Doppeltür Halt, zwei Ellen breit, doch kaum eine hoch. Ein Paar Metalltriangel war in das helle Holz eingelassen. Später erfuhr Jefri, dass sie eine Zahl bedeuteten: fünfzehn oder dreiunddreißig, je nachdem, ob man nach Beinen oder nach Vorderkrallen zählte. Viel, viel später erfuhr er, dass sein Wärter nach Beinen gezählt hatte und der Erbauer der Burg nach Vorderkrallen. So geriet er in den falschen Raum. Es war ein Irrtum, der die Geschichte von Welten verändern sollte.
    Irgendwie öffneten die Hunde die Türen und zogen Jefri hinein. Sie drängten sich um die Trage und lösten mit den Schnauzen die Haltebänder. Einen Moment lang sah er Reihen nadelscharfer Zähne. Das Kollern und Summen war sehr laut. Als sich Jefri aufsetzte, wichen sie zurück. Zwei von ihnen hielten die Türen fest, während die vier anderen hinausgingen. Die Türen fielen zu, und die Zirkusnummer war vorbei.
    Jefri starrte eine Zeit lang die Türen an. Er wusste, dass es keine Zirkusnummer war, die Hundewesen mussten intelligent sein. Irgendwie hatten sie seine Eltern und seine Schwester überrascht. Wo sind sie? Beinahe hätte er wieder zu weinen begonnen. Er hatte sie nicht beim Raumschiff gesehen. Sie mussten auch gefangen genommen worden sein. Sie wurden alle in dieser Burg gefangen gehalten, aber in verschiedenen Verliesen. Irgendwie mussten sie einander finden!
    Er stand auf und schwankte einen Augenblick lang benommen. Alles roch noch nach Rauch. Das machte nichts, es war an der Zeit, sich darum zu kümmern, dass er herauskam. Er ging den Raum ab. Er war groß und glich nicht den Verliesen, die er in Geschichten gesehen hatte. Die Decke war sehr hoch, ein Bogengewölbe. Es war von zwölf vertikalen Schlitzen durchbrochen. Sonnenlicht fiel in einem staubdurchsetzten

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