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Ein Feuer Auf Der Tiefe

Ein Feuer Auf Der Tiefe

Titel: Ein Feuer Auf Der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
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Strom durch einen davon, reflektiert von der gepolsterten Wand. Es war die einzige Lichtquelle in dem Raum, doch mehr als genug an diesem sonnigen Tag. Balkons mit niedriger Brüstung ragten knapp unter dem Gewölbe in die vier Ecken des Raumes hinein. Er konnte die Türen in der Wand dahinter sehen. Schwere Stoffrollen hingen an den Seiten jedes Balkons. Es war Schrift darauf, wirklich große Buchstaben. Er ging zur Wand und nahm das steife Gewebe in die Hand. Die Buchstaben waren aufgemalt. Die einzige Art, die Darstellung zu verändern, war, sie auszuwischen. Toll. Ganz wie in den alten Zeiten auf der Nyjora, vor dem Straumli-Bereich! Die Fußleiste unter den Rollen war von schwarzem Stein und glänzte. Jemand hatte Kalkstückchen benutzt, um darauf zu zeichnen. Die Strichfiguren von Hunden waren grob, sie erinnerten Jefri an Bilder, wie sie kleine Kinder im Kindergarten malen.
    Er blieb stehen und dachte an all die Kinder, die sie an Bord des Bootes und auf dem Boden ringsum zurückgelassen hatten. Es war erst ein paar Tage her, dass er mit ihnen in der Schule des Hochlabors gespielt hatte. Das letzte Jahr war so seltsam gewesen – langweilig und abenteuerlich zugleich. Die Unterkünfte hatten Spaß gemacht, mit all den Familien beisammen, doch die Erwachsenen hatten kaum jemals Zeit zum Spielen gehabt. Nachts war der Himmel so anders als auf Straum. »Wir sind jenseits des Jenseits«, hatte Mutti gesagt, »und erschaffen Gott.« Als sie es zum ersten Mal gesagt hatte, hatte sie gelacht. Wenn es später jemand sagte, wirkten die Leute immer ängstlicher. Die letzten Stunden waren verrückt gewesen, die Kälteschlaf-Übungen waren schließlich Wahrheit geworden. Alle seine Freunde waren in jenen Zellen… Er weinte in die schreckliche Stille hinein. Es war niemand da, der ihn hören, niemand, der ihm helfen konnte.
    Nach ein paar Minuten überlegte er wieder. Wenn die Hunde nicht versuchten, die Zellen zu öffnen, würde mit seinen Freunden alles in Ordnung sein. Wenn Mutti und Vati den Hunden klarmachen könnten…
    Sonderbare Möbel waren im Raum verstreut: niedrige Tische und Schränkchen, und Regale wie Klettergerüste von Kindern – alles aus demselben hellen Holz. Schwarze Kissen lagen rund um den größten Tisch. Dieser war mit Schriftrollen übersät, alle voll Schrift und unbeweglichen Zeichnungen. Er schritt die Länge einer Wand ab, zehn Meter oder so. Der Steinboden endete. Es gab eine zwei mal zwei Meter große Grube voll Kies, wo die Wände aufeinandertrafen. Etwas roch hier noch stärker als Rauch. Wie in einer Toilette. Jefri lachte: Sie waren wirklich wie Hunde!
    Die gepolsterten Wände sogen sein Gelächter auf, ohne Echo. Etwas… ließ Jefri aufblicken. Er hatte nur angenommen, er sei allein hier, in Wirklichkeit gab es eine Menge Verstecke in diesem ›Verlies‹. Einen Augenblick lang hielt er den Atem an und lauschte. Alles war still… fast: An der Obergrenze seines Gehörs, wo manche Maschinen heulen und wo Mutti und Vati, sogar Johanna nicht hören konnten, war etwas.
    »Ich… ich weiß, dass du hier bist«, sagte Jefri scharf mit schriller Stimme. Er trat ein paar Schritte zur Seite und versuchte, um die Möbel herum zu schauen, ohne sich ihnen zu nähern. Der Klang hielt an, unüberhörbar nun, da er ihm lauschte.
    Ein kleiner Kopf mit großen dunklen Augen schaute hinter einem Schränkchen hervor. Er war viel kleiner als der des Wesens, dass Jefri hergebracht hatte, aber die Schnauze hatte dieselbe Form. Sie starrten einander einen Moment lang an, dann ging Jefri langsam seitlich auf es zu. Ein Welpe? Der Kopf zog sich zurück, kam dann weiter hervor. Seitlich sah Jefri eine Bewegung – noch eine schwarze Gestalt musterte ihn unter dem Tisch hervor. Eine Sekunde lang erstarrte Jefri und kämpfte gegen die Panik an. Aber er konnte nirgendwohin weglaufen, und vielleicht würden ihm die Wesen helfen, Mutti zu finden. Jefri ließ sich auf ein Knie sinken und streckte langsam die Hand aus. »Hier… hier, Hundchen.«
    Der Welpe kroch unter dem Tisch hervor, wobei er den Blick nie von Jefris Hand abwandte. Die Faszination war beiderseits, der Welpe war schön. Wenn man bedachte, seit wie viel Jahrtausenden Hunde von Menschen (und anderen) gezüchtet werden, konnte dies eine besonders ausgefallene Rasse sein – aber nur beinahe. Das Haar war kurz und dicht, ein tiefer Samt von Schwarz und Weiß. Die beiden Farben waren in großen Flecken ohne Grautöne dazwischen angeordnet. Bei diesem

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