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Ein Feuer Auf Der Tiefe

Ein Feuer Auf Der Tiefe

Titel: Ein Feuer Auf Der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
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zurückgezogen, die Spitze sanft gegen ihre Haut gedrückt. »Wir wollen hören, was Pilger zu sagen hat. Es hat keinen Sinn, dich jetzt gleich zu töten, wenn er nicht darauf besteht, dich zu sehen.« Er steckte ihr ein Stück Stoff in den Mund und band es fest.
    Es folgte für einen Augenblick Stille, unterbrochen vielleicht durch das Knistern von Pfoten im Unterholz unmittelbar an der Hütte. Dann hörte sie ein Rudel laut von jenseits der Holzwände trällern. Johanna zweifelte, ob sie jemals lernen würde, Rudel an der Stimme zu erkennen, aber… ihr Verstand stolperte durch die Klänge, versuchte, die Akkorde der Klauenwesen zu entziffern, die aufeinandergestapelte Wörter waren:
     
    »Johanna
    unverständlich Frage
    knirsch sicher.«
     
    Feilonius kollerte zurück:
     
    »Gruß Wanderer Wickwracknarb
    Johanna triller
    keine sichtbaren Verletzungen
    traurig ungewiss quiek.«
     
    Und der Verräter flüsterte ihr ins Ohr: »Jetzt wird er fragen, ob ich ärztliche Hilfe brauche, und wenn er darauf besteht…, wird unsere Plauderei schnell zu Ende sein.«
    Doch Pilgers einzige Antwort war ein Chor von mitfühlender Besorgnis. »Die verdammten Arschlöcher setzen sich einfach draußen hin«, wisperte Feilonius irritiert.
    Das Schweigen zog sich einen Moment lang hin, und dann sagte Wanderers menschliche Stimme, der Hofnarr aus dem Datio, in deutlichem Samnorsk: »Mach keine Dummheiten, Feilonius, alter Junge.«
    Feilonius stieß einen Laut höflicher Verwunderung aus – und drängte sich enger um sie. Sein Messer grub sich einen Zentimeter tief zwischen Johannas Rippen, ein schmerzender Dorn. Sie fühlte, wie die Klinge zitterte, spürte den Atem seines Glieds auf ihrer blutigen Haut.
    Pilgers Stimme fuhr fort, selbstsicher und wissend: »Ich meine, wir wissen, was du vorhast. Dein Rudel beim Lazarett ist völlig zerbrochen, hat das bisschen, was er wusste, Holzschnitzerin gestanden. Glaubst du, dass du bei ihr mit deinen Lügen durchkommst?
    Wenn Johanna tot ist, bleiben von dir nur blutige Fetzen übrig.« Er summte eine verhängnisvolle Melodie aus dem Datio. »Ich kenne sie gut, die Königin. Sie scheint so ein gütiges Rudel zu sein – aber was meinst du, woher Flenser seine grässliche Schöpferkraft hatte? Töte Johanna, und du wirst herausfinden, um wie viel ihr Genie in diesen Dingen das Flensers übertrifft.«
    Das Messer wurde zurückgezogen. Noch einer von Feilonius sprang an die Fensterschlitze, und die beiden bei Johanna lockerten ihren Griff. Er strich mit der Klinge sanft über ihre Haut. Überlegte er? Ist Holzschnitzerin wirklich so furchteinflößend? Die vier an den Fenstern schauten in alle Richtungen, zweifellos zählte Feilonius die Wachrudel und schmiedete fieberhaft Pläne. Als er schließlich antwortete, sprach er Samnorsk: »Die Drohung wäre glaubhafter, wenn sie nicht aus zweiter Hand käme.«
    Pilger kicherte. »Stimmt. Aber wir haben uns denken können, was geschehen wäre, wenn sie sich genähert hätte. Du bist ein vorsichtiger Kerl, du hättest Johanna augenblicklich umgebracht und einen Berg von Lügen aufgetischt, ehe du überhaupt gehört hättest, was die Königin weiß. Aber einen armen Pilger vorbeischlendern zu sehen… Ich weiß, dass du mich für einen Dummkopf hältst, nicht viel besser als Schreiber Yaqueramaphan.« Wanderer stolperte über den Namen und verlor für einen Moment seinen schnoddrigen Ton. »Jedenfalls kennst du jetzt die Lage. Wenn du daran zweifelst, dann schicke deine Wachen hinter das Unterholz und sieh dir an, was die Königin dort rings um dich postiert hat. Johannas Tod bedeutet nur deinen. Apropos, ich nehme an, dass dieses Gespräch noch Zweck hat?«
    »Ja. Sie lebt.« Feilonius nahm den Knebel aus Johannas Mund. Sie drehte den Kopf, einen Kloß im Halse. Tränen rannen ihr übers Gesicht. »Pilger, o Pilger!« Die Worte waren kaum mehr als ein Wispern. Sie holte schmerzhaft Atem und konzentrierte sich darauf, laut zu sein. Helle Flecke tanzten ihr vor den Augen. »He, Pilger!«
    »He, Johanna. Hat er dich verletzt?«
    »Etwas, ich…«
    »Das reicht. Sie lebt, Pilger, aber das lässt sich leicht ändern.« Feilonius stopfte ihr den Knebel nicht wieder in den Mund. Johanna sah, wie er nervös die Köpfe aneinander rieb, während er immerzu am Fenstersims entlanglief. Er trillerte etwas von ›Pattsituation‹.
    Wanderer erwiderte: »Sprich Samnorsk, Feilonius. Ich möchte, dass Johanna dich versteht – und du kannst ziemlich genauso glatt

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