Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Feuer Auf Der Tiefe

Ein Feuer Auf Der Tiefe

Titel: Ein Feuer Auf Der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
sitzende Haltung aufzurichten, doch nichts regte sich. Die verdammten Laken haben sich ganz um mich herumgewickelt Sie lag eine Sekunde lang still, noch immer schwer von dem Traum desorientiert. »Holzschnitzerin?«, versuchte sie zu sagen, doch nur ein leises Stöhnen kam heraus. Ein Glied bewegte sich sacht um die Feuergrube. Der Raum war nur schwach beleuchtet, und etwas stimmte nicht damit. Es gab einen Augenblick verwunderter Mattigkeit, als sie versuchte, die Anordnung der dunklen Wände zu begreifen. Komisch. Die Decke war schrecklich niedrig. Alles roch nach rohem Fleisch. Die Seite ihres Gesichts tat weh, und sie schmeckte Blut auf den Lippen. Sie war nicht in Holzschnitzerheim, und dieser fürchterliche Traum war…
    Drei Köpfe eines Klauenwesens schoben sich als Silhouetten ins Blickfeld. Einer kam näher, und im trüben Licht erkannte sie das Muster von Weiß und Schwarz auf seinem Gesicht. Feilonius.
    »Gut«, sagte er. »Du bist wach.«
    »Wo bin ich?« Die Worte kamen verzerrt und schwach heraus. Das Entsetzen war wieder da.
    »Die verlassene Bauernhütte am Ostende des Lagers. Ich habe sie übernommen. Als Sicherheitsbau, weißt du.« Sein Samnorsk war ruhig und geläufig, gesprochen in einer der typischen Datio-Stimmen. Eines von seinen Mäulern hielt einen Dolch, die Klinge ein Schimmer im Dämmerlicht.
    Johanna wand sich in den fest verschnürten Umhängen und schrie fast lautlos. Etwas stimmte nicht mit ihr, es war, als schriee sie ohne Luft in den Lungen.
    Eins von Feilonius schritt das Obergeschoss der Hütte ab. Tageslicht glitt über seine Schnauze, als es erst durch einen, dann durch den anderen von den schmalen Schlitzen spähte, die in die Bretter geschnitten waren. »Ah, es ist gut, dass du dich nicht verstellst. Ich habe gesehen, dass du etwas ahnst von meinem… zweiten Beruf. Meinem Steckenpferd. Aber Schreien – sogar laut – würde dir nichts nützen. Wir haben nur wenig Zeit für eine Plauderei. Ich bin sicher, dass die Königin bald zu Besuch kommt…, und ich werde dich töten, kurz bevor sie eintrifft. Wie traurig. Deine verborgenen Wunden haben sich leider als schwer erwiesen…«
    Johanna war sich nicht sicher, ob sie alles verstand, was er sagte. Ihre Sicht verschwamm jedesmal, wenn sie den Kopf bewegte. Selbst jetzt konnte sie sich nicht der Einzelheiten entsinnen, was im Lazarett geschehen war. Irgendwie war Feilonius tatsächlich ein Verräter, aber wie… Die Erinnerungen schlängelten sich durch den Schmerz. »Du hast Schreiber ermordet, nicht wahr? Warum?« Ihre Stimme war lauter als zuvor, und sie verschluckte sich an Blut, das ihr in die Kehle rann.
    Sanftes, menschliches Lachen ertönte rings um sie. »Er hat die Wahrheit über mich herausgefunden. Welche Ironie, dass so ein Nichtskönner der Einzige war, der mich durchschaute… Oder meinst du den höheren Grund?« Die drei nahen Schnauzen kamen noch näher, und die Klinge in einer davon berührte Johannas Wange. »Armer Zweibeiner, ich bin nicht sicher, ob du es jemals verstehen könntest. Manches davon vielleicht, den Willen zur Macht. Ich habe gelesen, was das Datio über menschliche Motive zu sagen hat, das ›freudianische‹ Zeug. Wir Klauenwesen sind viel komplizierter. Ich bin durch und durch männlich, hast du das gewusst? Eine gefährliche Sache, ganz von einem Geschlecht zu sein. Wahnsinn lauert da. Doch es war mein Entschluss. Ich hatte es satt, weiter nichts als ein guter Erfinder zu sein, in Holzschnitzerins Schatten zu leben. So viele von uns sind ihre Abkömmlinge, und sie dominiert die meisten von uns. Sie war ziemlich froh, dass ich mich der Sicherheit zuwandte, weißt du. Sie hat nicht die rechte Kombination von Gliedern dafür. Sie dachte, bis auf ein Glied männlich zu sein, würde mich auf kontrollierbare Weise abartig machen.«
    Sein Wachglied machte eine weitere Runde an den Fensterschlitzen. Wieder erklang ein menschliches Kichern. »Ich habe lange Zeit Pläne geschmiedet. Es ist nicht bloß Holzschnitzerin, gegen die ich antrete. Der Machtaspekt ihrer Seele ist über die ganze arktische Küste verstreut; Flenser war mir fast um ein Jahrhundert voraus, Stahl ist neu, doch er besitzt das Reich, das Flenser aufgebaut hat. Ich habe mich für sie alle unersetzlich gemacht: Ich bin Holzschnitzerins Sicherheitschef… und Stahls wertvollster Spion. Wenn ich richtig spiele, habe ich am Ende das Datio, und alle anderen sind tot.«
    Seine Klinge stieß wieder leicht gegen ihr Gesicht. »Glaubst du,

Weitere Kostenlose Bücher